Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 06.06.1853

»4 . Tageblatt und Anzeiger. ^ 157. Montag den 6. Juni. 1853. Das Sommertheater. Am 4. Juni fand die Eröffnung des neu erbauten Sommer theaters in Gerhard's Garten statt, nachdem dieselbe verschiedener, nicht vorhergesehener Hindernisse wegen schon einmal hatte ver schoben werden müssen. Die Einrichtung dieses Sommertheaters ist äußerst geschmackvoll, und dürfte kaum ein ähnliches Etablisse ment das Leipziger an Eleganz übertreffen. Dabei ist Alles aufs Zweckmäßigste eingerichtet; man sieht und hört auf allen Plätzen gut. Das Einzige, was zu wünschen übrig, wäre irgend ein Schutz gegen im Sommer oft schnell kommende Regenschauer und dergleichen, denn es ist für das Publicum wie für den Darsteller selbst schlimm, wenn die heitere Muse von dem öfters sehr übel- gelaunten Weiter abhängig sein soll. Au erwarten steht jedoch, daß später auch hierfür in irgend einer Weise gesorgt wird, wenn das Unternehmen Anklang findet und sich rentirt. Rach einem Garten-Concert von dem Riede'schen Musikcorps in Kroneftkd'S Restauration, welches den Besuchern des Theaters vor jeder Vorstellung ohne weitere Vergütung gegeben wird, ward dies Vorstellung selbst durch die von genanntem Musikcorps sehr äu--ck«»q<führt» Ouvertüre zm Op« „die Felhmnühle" von C. G. Reißiger eröffnet. Dieser Ouvertüre folgte ein von Herrn Nähmet gesprochener Prolog, der recht hübsch und dem Zwecke entsprechend abgefaßt war und manchen witzigen Einfall enthielt. E< versteht sich von selbst, daß an die Leistungen bei einer Sommer bühne nicht der Maaßstab gelegt werden darf, wie an die Vor stellungen unsere- Stadttheater-. ES. soll in einem solchen Theater eine flüchtige angenehme Unterhaltung gegeben und besonders der derbkomischen Muse geopfert werden. Nach dieser ersten Vorstellung zu urtheilen, erfüllt die Gesellschaft unsere- Sommertheaters voll kommen diesen Zweck; sie hat sogar einzelne Kräfte, die auch an einer größeren Bühne ihren Platz gut ausfüllen würden. Nicht gut gewählt waren jedoch, namentlich zu einer Eröffnungs-Vor stellung, die aufgeführten Stücke: Die weibliche Schild wache, ein Liederspiel in 1 Act nach Lamokne von W. Friedrich, Musik arrangirt von E. Stiegmann, und: Zwei Herren und ein Diener, Vaudeville-Burleske in 1 Act von W. Friedrich. Beide Stücke sind viel zu lang ausgesponnen und werden hier durch langweilig. Wären dieselben kurz gefaßt, so daß jede- vielleicht eine halbe, höchstens drei Viertelstunden spielte, so würden sie bei den mancherlei komischen Situationen nicht ohne günstige Wirkung sein können. Hierher gehören kurze Stücke von schla gender Wirkung, mit etwas stark aufgetragenen Farben — nur keine langen Redensarten, gedehnte Scenen und Wiederholungen. Beide Piecen wurden recht hübsch gegeben. Im ersteren Stücke lernten wir in Fräulein Gelbke eine recht gewandte Soubrette, in Herrn Krafft einen guten Komiker kennen, der im zweiten Stücke zugleich mit Frau Krafft (Soubrette) noch mehr Ge legenheit fand, sein hübsches Talent zu zeigen. Auch die übrigen Rollen waren gut vertreten und besonders verdienen die Damen Fräulein Bach mann und Fräulein Ahrendt, so wie die Herren Hartig und Altmann Erwähnung. Die freundliche Aufnahme, welche diese erste Vorstellung bei dem ziemlich zahlreich versammelten Publicum fand, läßt erwarten, daß das Unternehmen einen glücklichen Fortgang haben wird. Bei den vorhandenen Kräften wird man in diesem Sommertheater stet eine angenehme Abendunterhaltung finden, welche vor den Genüssen der ernsteren dramatischen Kunst daS voraus hat, daß man dabei unter dem blauen Himmel in einem schönen Gkrten sitzen kann, nicht zu hungern und zu dursten nöthig hat und Niemanden durch die von vielen Menschen ungern entbehrte Cigarre belästigt. L. « ^ * Tageskalender. Stadt-Theater. Montag den 6. Juni kein Theater. Dienstag dm 7. Juni: Ggmont. Trauerspiel in 5 Acten. Herr Saalmeyer, vom Theater zu Lemberg, als Gast. Sommer-Theater. Heute Montag den 6. Juni: Müller and Müller. Die Familie Fliedermüller. Dampfschifffahrt: Täglich von Riesa Vormittag- 8 Uhr (nach Ankunft de- Frühzuge- v. Leipzig) nach Meißm und Dresden. Täglich Nachmittags 2>/r Uhr von Dre-den nach Meißen und Riesa zum Anschluß an den Abendzug nach Leipzig. Oeffentltche Bibliotheken: Universitätsbibliothek 11—1 Uhr. Gtadtbibliothek 2—4 Uhr. Telegraphen - Burea«, Postgebäude 3 Treppm, geöffnet täg lich von früh 7 bi- Abend- S Uhr für Staat-- und Privat- ^ Eorrespondenz nach allen europäischen Telegraphenstationen. Grotze Knnffaü-ffellnng de-Leipziger Kunstvereins im großen Saale der Centralhalle, S—ü Uhr. Del Vecchio'- Knnffe-lMOffellnng, Markt, Kaufhalle, 9—5 U. Kit. MnHen« (ZeituNg-halle, Ksaäinx-Roow«, Oab. äs Isot.), Eentralhalle, Salon d. Badehause-, v. früh 8 bi-Abd-.10U. <k. 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VNLI »nN Spltnen bei LngalpN VnEnner, kotsroglrasss dir. 46.