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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 28.06.1853
- Erscheinungsdatum
- 1853-06-28
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-185306288
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18530628
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18530628
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Bemerkung
- Images schlecht lesbar
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1853
- Monat1853-06
- Tag1853-06-28
- Monat1853-06
- Jahr1853
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 28.06.1853
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S474 Rohheiten und Grausamkeiten, welche bei Ausübung desselben tagtäglich geg« die nrr Nahrung der Menschen bestimmten Thiere auSgeübt werden. Es muß Jeden, welcher noch Gefühl für die Leiden eine- andem Geschöpft- hat, empören, wenn er sieht, wie vorzüglich auf dem Transport nach der Stadt da- Schlachtvieh behandelt wird. Man stelle sich nur die Qualen eine- auf die bei un- übliche Weise tran-portirten Schweine- oder Kalbe- vor, wenn dieselben vielleicht ganze und halbe Tage lang in der Sommerhitze mit in die Höhe festgebundenen Füßen und herabhängendem Kopfe auf einem Karren gefahren werden! Wenn nun diese Thiere schon durch eine so herzlose Behandlung mehr als genug gequält werden, so trägt al- eine nothwendige Folge dieser Martern der Umstand nicht wenig zur Vermehrung der Leiden solcher Thiere bei, daß ihnen auf dem ganzen, oft langen Transporte weder durch Futter «och Trank einige Linderung zu Theil werden kann, weil ein so mißhandeltes Thier jedenfalls außer Stand ist, etwas zu sich zu nehmm. Es bleibt nun eben den hülflosen Thieren nicht- anderes übrig als die ihnm von ihren Quälern auferlegten Martern u»d Entbehrungen, welche bei anderem Verfahren derselben füglich weg fallen könnten, zu ertragen. Die von mir hier angeführten That- sachen bedürfen wohl keiner weiteren Bestätigung, da Jeder diesel ben au- eigener Anschauung kennt und erlaube ich mir nur noch die Specialität« einer am Abend de- 21. Juni d. I. auf der Eutritzscher Straße an einem Schlachtochsen verübten Rohheit zu referiren. Derselbe war von seinem Treiber gegen die gesetzliche Bestimmung auf die Art gefesselt und möglicherweise mehrere Stun den weit gefiihrt worden, daß ihm der Kopf mit einem kurzen Stricke an da- linke vordere Bein gebunden war. Eine nothwendige Folge davon war, daß da- Thier bei jedem Schritte den Kopf fast bi- zur Erde herabsenken mußte. Al- ich diesem so gequälten Vieh in der Nähe der Ga-bereitung-anstalt begegnete, konnte eS kaum noch weiter schreiten, seine Treiber verfehlten aber nicht, dasselbe mit einem schweren Stocke so lange auf die Genitalien (zwischen die Hinter beine), hinter die Ohren und an andere empfindliche Theile de- KörperS auf da- Unbarmherzigste zu schlagen, di- e- seinen be schwerlichen Marsch fortsetzte. Derartige Behandlung der Thiere ist gewiß nicht zu rechtfetti gen, sondern als Grausamkeit und Barbarei anzusehen und zu be strafen. Sie entwürdigt den Menschen und ist ein Armuth-zeugniß für seinen Rechtssinn und seine Humanität. Solche Handlungs weise ist ein Uebergriff über die dem Menschen verliehene Gewalt über da- Thierreich, welche unter Umständen auch nicht ohne üble Folgen für denselben ist. Denn wenn einem unter so unmensch lichen Proceduren nach der Stadt gebrachten Thiere, bevor es ge schlachtet wird, nicht einige Tage Ruhe gegönnt worden ist, vielmehr dasselbe sogleich getödtet wird, so ist dessen Fleisch sicher keine taugliche und aesunde Nahrung. Die mehrere Stunden hindurch ausgestandene Angst, die Schmerzen, die wenigsten- bei größeren Thieren aufgeregte Wuth, welche da- Thier auf keine Weise aus- lassen, sondern um diesen Tropu- zu brauchen, verschlucken mußte, haben leichtbegreiflich einen solchen Instand der Säfte de- Thiere- hervorgrbracht, daß da- damit geschwängerte Fleisch ekelhast und schädlich sein muß. Daher sollte schon der Egoismus die Menschen zu einer bessern Behandlung de- Schlachtviehesnöthig«, wenn e- ja keine edleren Gründe dafür gäbe. Wie ist aber diesen Rohheiten, welche die Menschen entehren und nicht ohne Gefahr für die Gesundheit sind, abzuhelfen? Ich erlaube mir einige Vorschläge zu machen, deren Beutthei- lung und weitere Ausführung ich denen besten- empfehle, welche in dieser Sache rathen und helft« können. In Bezug auf den Transport kleinerer Thiere kann un- da- im benachbarten Baiern so viel ich weiß gesetzlich angeordnete Ver fahren al- Muster dienen; denn dort ist eS üblich, dieselben ver mittelst Karren, auf denen Holzkästen, in welchen die Thiere bequem liegen und stehen können, befestigt sind, fortzuschaffen. Derartige Vorrichtungen ließen sich auch bei un- leicht Herstellen, da jeder größere Karren — und jeder Fleischer besitzt doch einen solchen — ohne große Kosten mit einem hinreichend geräumigen Kaste« ver sehen werden kann. Diese Angelegenheit darf nur von der Behörde in die Hand genommen und gesetzlich regulirt werden. Der alte barbarische Schlendrian wird dann sicher bald verschwinden. Für da- Fottschaffe» der Rinder aber bedarf es nur der stren gen Aufrechterhaltung der bisherigen bei un- gesetzlichen Bestim mungen, welche dahin lauten, das keine- derselben ander- in die Stadt gebracht werden darf, al- mit einem Gurt um den Leib versetz«, durch welche- Stricke, die an die Vorderfüße gebunden sind, gezogerz weryen, vermittelst deren da- scheu oder wild gewor dene Thier niedergttogen wich. Da- ei^ge Unangenehme bei der Sache ist nur, daß da-F-ttfthaffen Dr Lhiete auf die angegebene gesetzliche Art ein« Treiber mehr erWdett, während dasselbe jetzt häufig von einem einzige« besorgt tMd. Doch hat sich hoffentlich bei un- die Humanität da-'Bürgerrecht in so weit erworben, daß man die Fleischer und Viehhändler ohne Bedenken zu dem Opfer, einen Treiber mehr zu bezahl«, zwingen kann. Im Uebrigen aber weise man die Diener der Polizei und de- Rath- an, jede Mißhandlung der Thiere, die ihnen zur Anschauung komm« sollte, zur Anzeige zu bringen, und verhänge über die über wiesenen Thierquäler Üe geeigneten Strafen. Möchten Alle, welche in dieser Angelegenheit rathen und helfen können, also vorzüglich unsere verehrte Behörde, die von mir ge machten Vorschläge, welche nur in reinem Mitleid für die unnfitz« und wohl zu beseitigenden Quälereien der Thiere ihr« Grund haben, prüfen und d« von einzelnen durch langjährige Gewöhnung und Gewerbe empfindungslos geworden« Menschen au-geuöten Bar- areien durch gesetzliche Bestimmung« einen Damm entgegensetzen. Stadttheatrr. ^ Die Aufführung de- Propheten am 2S. d. M. gewährte, ab gesehen von Her« Reer'- Gastspiele, insofern ei« erhöhtes Interesse, al- die Partie der FideS diesmal von einer di- jetzt sehr fett« beschäf tigten jungen Sängerin unserer Bühne, Fräul. Buck, ausgeführt wurde. Her« Reer.betreffend, so können wir nur sag«, daß er auch al- Johann von Leyden seinen ehrenvoll« Ruf al- Sänger und Darsteller rechtfertigte. Die für den Sänger sehr wenig dankbare und doch alle Gesang-mittel in Anspruch nehmende und erschöpfende Partie führte Herr Reer trefflich durch; er wußte der al- Charakter widerlich« und interesselosen, mit altersschwacher, oft verzerrter Musik au-gestatteten Figur de- Johann, so viel al- da- überhaupt jetzt noch möglich, die Lheilnahme der Hörer dadurch zuzuwend«, daß er sein« Helden edel aufzufaff« und die wenige« Momente hervorzuheb« suchte, wo sich der Gänger al- solcher geltend mach« kann. Al- solche musikalisch begünstigte Momente in der Partie de- Johann sind die Scene mit den Wiedertäufem am Schlüsse de- zweiten Acte- und da- Duo und Trio im fünft« Acte anzu- seh«. Diese Scenen — besonder- die letztgenannte — swkr« jedenfalls die Höhepunkte in Herrn Reer' - Leistung. Die Partie der FideS Haben wir in Leipzig selten ander-, als von fettig«, mit den größten Mitteln au-gestatteten Sängerinnen, -stet sogar von Künstlerinnen ersten Range- gesehen; e- war daher für eine Anfängerin — die vielleicht da- Talent, keine-weg- aber dir nöthige Bühnenroutine zu einer so groß« und schwierigen Partie haben kann — ein Wagestück, in dieser Rolle aufzutreten. Wir erkennen jedoch freudig an, daß eS Fräulein Buck gelang, den musikalisch« Theil der Partie genügend und so wiederzugeb«, al- man da- von einer noch im Werd« begriffen« Sängerin nur verlang« kann. Fräulein Buck zeigte diesmal da-beste'Streden, und es wäre zu wünschen, daß die- außer mit der gerechtfertigten Anerkennung de- Publicum- auch damit gelohnt würde, daß der Sängerin mehr al- bisher Gelegenheit geboten werden möge, sich praktisch weiter zu bilden, besonder- wa- die DarstellunaSkunst betrifft, in welchem Fache allerdings «och sehr viel zu wünsch« übrig bleibt, wie dies auch kaum anders möglich sein kann.. Die Stimmmittel der jung« Sängerin sind — wenn auch nicht groß — doch sehr beachten-wetth und bedürft« nur einet sorgsamen unb künstlerisch« Ausbildung. Untet den Händen eine- geschickten, mit dem Wesen de- dramatisch« Gesarwe- vertrauten Gesang lehrer-, der eS versteht, auf dem gut« Grunde weiter zu bau«, der bei Fräulein Buck al- Schülerin de- Leipziger Konservatorium- gelegt worden, kann sie ohne Zweifel einmal eine, nicht zmbedeu- tende Stufe als dramatische Sängerin erreich«, wenn sie forj- fähtt, sich mit ganzer Seele dem Studium der/Gesang-- und DarstellungSkunst hinzuaeb«. Die materiellen Mittel zür Er reichung eine- höher« künstlerisch« Zwecke- hat ihr ,hie Natur gegeben, da- Uebrigr bleibt dem Fleiß und dem Eiftr Übettsffeit. ^räulein Buck möge durch da- Geling« de- vom Publicum mit Vohlwollen und Nachsicht ausgenommen« Versuch-, in einer so schwierigen Partie aufzutrete«, zu ihrem künstlerisch« Streb« noch mehr ermuthigt werden. Die Partie der Fide- ist im Ganzen musikalisch besser au-aestattrt, al- die de- Johann. Neben vielem musikalisch Unerquicklichen, über da- nur eine höchst gelungene Darstellung trösten kann, finden sich -och hier auch omigvScen«, wo der Componist eine« höheren Aufschwung genommen- B» sich
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