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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 15.07.1853
- Erscheinungsdatum
- 1853-07-15
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-185307156
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18530715
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18530715
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1853
- Monat1853-07
- Tag1853-07-15
- Monat1853-07
- Jahr1853
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 15.07.1853
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^ 196. Freitag den 15. Juli. - 1853. Luther's Bibelübersetzung. Bei dem autgebrochenen, höchst betlagen-wetthe» Streite, deffen auch bereit- in diesem Blatte gedacht worden ist, scheint eS nicht unzweckmäßig, auf folgende Stelle in der evangelischen Lehre von -1. Kritz an der Johanniskirche aufmerksam zu machen: Mit welchem Sinne Luther an der Uebersetzung der Bibel gear beitet hat, sagen seine Worte: „Das kan» ich mit gutem Gewissen zeugen, daß ich meine höchste Treue und Fleiß darin erzeigt, und nie keine falschen Gedanken gehabt habe: denn ich habe keinen Heller dafür genommen noch gesucht, noch damit gewonnen; so habe ich meine Ehre darin nicht gemeint, da- weiß Gott, mein Herr; sondern habe et zu Dienst gethan den lieben Christen und zu Ehren einem, der droben sitzt, der mir alle Stunden so viel Gute- thut, daß, wenn ich tausend Mal so viel und fleißig dol metschte, dennoch nicht eine Stunde verdient hätte zu leben, oder ein gesund Auge zu haben. Es ist Alles seiner Gnaden und Barm herzigkeit, wa- ich bin und habe, ja e- ist seine- theuern BluteS «nd sauer» Schweißet; dämm soll'- auch Alle- ihm zu Ehren diene», mit Freuden imd von Herzen. Lästern mich die Sudler, 1»Otzlg», so lch»» «ich die frommen Christen, und bin allzu reichlich belohnt, wo mich nur ei« einziger Christ für einen treuen Arbeiter erkennt." Wat mit solcher Demuth und aus einer so brenicknden Liebe zum Herrn geschah, wie hätte dem der Segen von oben fehlen können! Und von diesem zeugt denn auch die Uebersetzung Luther'- im vollsten Maaße. Allerdings hat er nicht wenige Stellen unrichtig übersetzt, seltener in den neutestamentlichen, häufiger i« den alttestamentlichen Schriften, worüber man sich bei den unzureichenden HülfSmitteln, die ihm zu Gebote standen, auch »tcht wundem kan«, vielmehr muß man staunen, daß de- unrichtig Uebersetzten nicht weit mehr ist; überall aber hat ihn sein im Um gänge mit dem Worte Gotte- geschärfte- Gefühl bewahrt, die Bibel sagen zu lassen, wa- gegen die Lehre und den Glauben ist, so daß der Gebrauch der Uebersetzung Luther's nirgends Gefahr mit sich bringt, in wirklichen Jrrthum zu gerathen. Dagegen besitzt sie die volle Kraft des Grundtexte-, und macht ganz den Eindruck eines ursprünglichen Werkes, wie sie denn auch bei allem Streben Luther's, da- Empfangene wortgetreu wiederzugeben, nicht bloS Uebersetzung, sondern zugleich eine neue Schöpfung ist: wa- der heilige Geist durch die Verfasser der Bibel geredet hat, da- hat Luther, nachdem er e- in die Tiefe seine- Gemüthe- ausgenommen hatte, unter dem Beistände desselben Geistes von Neuem aus seinem Innern heraus in deutscher Sprache geboren. Hieran- erklärt eS sich, warum man für dm Zweck der Erbauung lieber nach Luther's Uebersetzung greift, als nach jeder andern, selbst wenn eine solche den Vorzug der größem Richtigkeit hat: man findet in ihr nicht die Kraft, welA jene besitzt; und hieraus erklärt e- sich gleichfalls, warum eü ^ schwierig ist, da- Mangelhafte i» Luther's Uebersetzung in rÜM Weise zu verbessern, daß die eingefügten Verbesserungen mit ßtzr wie au- einem Tuffe erscheinen. ^ Nachschrift. Unser Blatt scheint uns nicht da- Organ zu sein, in welchem die aufgeworfene Frage zu entscheiden wäre. Darum schließen wir mit dieser unS au- guter Quelle zugegangenen Mittheilung eine Verhandlung, welche von großer Wichtigkeit ist, und bei welcher wir wünsche«, daß da- heilige Bibelwort a» seiner großen Bedeu tung nicht vorioren haben möge. Die Redact. " Stadttheatrr. Der Theaterzettel vom 13. d. M. versprach — wenigstens be züglich der Quantität — sehr viel. Es wurden drei Lustspiele gegeben: Ein prächtiger alter Knabe von Hiltl, Eigen sinn von Roderich Benedix und die Hochzeitreise von demselben ; nach dem ersten Stücke tanzten das 6orps 6e Lallet die -Sanol», nach dem zweiten Fräulein Roth und Herr Ballet meister Granzow ein kas 6v äenx. In den beiden Benedix'- schen Lustspielen sahen wir Fräulein Siber als Emma und Antonie. Die junge Künstlerin bewies an diesem Abende, daß sie für den heiteren Genre, für das elegante Conversationsstück nicht weniger befähigt ist, als zur Darstellung hochtragischer oder naiv-sentimentaler Charaktere. Ihr Spiel verrieth auch hier Geist und gründliche Studien; sie bewegte sich mit der größten Leichtig keit und Ungezwungenheit in den dem geselligen und häuslichen Leben der gebildeten Stände entnommenen Situationen und wußte hierdurch den Zuschauer, wenigstens für den Augenblick, selbst für Werke zu interessiren, die nicht zu den bedeutenderen de- beliebten Lustksteldichters gehören und an denen außer großem Geschick und hübscher formeller Abrundung wenig mehr zu rühmen ist. Die Gastin wurde von unseren einheimischen Darstellern sehr gut unter stützt. Besondere lobende Erwähnung verdienen Frau Kläger (Lisbeth) und Herr Lobe (Heinrich) in dem ersten, ferner Fräu lein Liebich (Edmund), Herr v. Othegraven (Professor Lam bert) und Herr Ballmann (Hahnensporn) im zweiten Benedix'- schen Lustspiele.— Die ebenfalls „Lustspiel" genannte Kleinigkeit: Ein prächtiger alter Knabe, wurde von Fräulein Liebich und den Herren Ballmann und Böckel sehr brav ausgeführt. Bei der diesmaligen Aufführung hatte man das Stück — nament lich gegen den Schluß hin — sehr gekürzt, ohne daß das Ganze hierdurch jedoch im Wesentlichen gewonnen hätte. *h. Musikalisches. Vor einigen Tagen weilten zwei ausgezeichnete Künstler in un serer Stadt, die in Deutschland weniger allgemein bekannt sind, deren Leistungen aber der Art sind, daß wir nicht umhin können, ihrer auch in diesem Blatte zu gedenken, und nur bedauern müssen, daß ihnen weder ihre Zeit noch die Jahreszeit es gestatteten, sich dem größeren Publicum vorzustellen. Es waren dies der Componist Damcke und der Concertmeister Maurer (Sohn des berühmten Componisten und Virtuosen), beide au- St. Petersburg. Wir hatten Gelegenheit, in einem Privat-Cirkel von bedeutenden hiesigen Künstlern und Männern der Literatur Proben von den Talenten der russischen Gäste zu hören: von Herrn Damcke eine geistliche Ouvertüre in v mol! im Arrangement zu vier Händen und ein überaus reizende- Salonstück für Violine und Piano, La Veille betitelt, da- für den großen belgischen Virtuosen Leonard geschrieben ist. Die Ouvertüre ist ein durchaus tüchtige- und sowohl durch seine Gedanken als auch jurch ihre, den durchgebildeten Künstler verrathende Fassung imponirendeS Werk. Herr Concertmeister Maurer, im Besitz eines herrlichen Instrumentes von Guarneri, trug außer dem erwähnte« Salonstück von Damcke das 58. Concert in ^ seine- Vaters und zwei sehr ansprechende kleinere Piecen eigener Composition (-löloäieo genannt) vor. Ein schöner, mar kiger Ton, vollkommenste, die tüchtige Schule de- Vaters bekun dende Fertigkeit und innige- künstlerische- Verständniß sind die
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