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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 26.08.1853
- Erscheinungsdatum
- 1853-08-26
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-185308260
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18530826
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18530826
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Bemerkung
- Images schlecht lesbar
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1853
- Monat1853-08
- Tag1853-08-26
- Monat1853-08
- Jahr1853
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 26.08.1853
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3150 dadurch grell hervortretenden Gestalte« der Fischer verliehen derScme einen eig-mhümlichen Reiz, der sie wohl deS Pinsels eines guten Maler- würdig machte. Mehrere Tage hinter einander hatten wir nun da- schönste Wetter. Der blaue Spiegel de- Meeres zeigte nicht die kleinste Furche, sondern breitete sich in sanften Schlangen linien auS, die so glatt waren wie der Rücken eines Aals, weshalb diese Erscheinung, die in diesen Breitengraden öfters ist, von den Matrosen da- ölige Meer genannt wird. Ganze Heerden fliegen der Fische sahen wir öfter- auS dem Wasser springen und eine Strecke von mehrerm Fuß über dem Meeresspiegel fortfliegen; dies war aber auch Alle-, wa- die Einförmigkeit der Seereise unter brach; kein Schiff lies sich sehen, denn nur Dampfschiffe nehmen den Cour-, de« wir jetzt verfolgten, während Segelschiffe ihren Eours nach dem Winde richten müssen. Abends 9 Uhr am 23. Mai ankerten wir in der Bucht von St. Vincent, um Steinkohlen einzunehmen, die auf Segelschiffen erst dahin gebracht werden. Traurig ist der Anblick dieser Inseln de- Eap verde, auf denen kein Grashalm, kein Baum zu sehen ist. Wo man hinblickt, nichts als öde Sandwüsten und steile Sand steinberge, die die glühenden Strahlen der Sonne Afrika'- erhitzen und so die hohe Temperatur Hervorbringen, welche die Hauptursache der ununterbrochen hier herrschenden afrikanischen Fieber ist. Einige hundert Menschen, zum größten Theil Neger, welche halb nackend herumlaufen, ernähren sich hier von dem Steinkohlenhandel und fristen so elend ein Leben, das durch die Fieber in ununterbrochener Gefahr ist. Obgleich wir den ganzen nächsten Tag bis Abends 7 Uhr hier blieben, so litt es mich doch nicht länger als eine Stunde am Lande, und froh war ich, als wir endlich wieder die Anker lich teten und den Inseln den Rücken zukehrten, die einen wirklichen Schauder in mir erregt hatten. Bis hierher hatte ich noch nicht über allzu große Hitze klagen können, die Wärme war noch nicht größer al- wie bei un- im Sommer, doch jetzt sing sie an drücken der zu werden. Trotzdem daß über dem Verdeck ein Zelt ausge breitet war und wir in weißen Hosen, weißen Röcken und Stroh hut gingen, so hätte man doch gern auch diese Kleidung abgelegt, um sich Kühlung zu verschaffen. Für mich war dieser Theil der Reise dis nach Pernambuco der unangenehmste, denn ich war leider genöthigt, durch Unwohlsein meine Auflucht zu einem Arzte zu nehmen und blieb in Folge dessen den größten Theil de- Tage- in meiner Cajüte liegen. Am 30. Mai passirten wir die Linie, die Sonne stand fast senkrecht über uns und die Hitze hatte hier den höchsten Punct erreicht, um nun nach und nach wieder abzuneh men. Am 31. Mai fuhren wir von weiten an der ersten brasi lianischen Insel Don Fernando vorüber, welche für Brasilien al- Staatsgefä'ngniß dient, und in den frühesten Morgenstunden, den 2. Juni, verkündete unS endlich ein Kanonenschuß, daß wir an dem Festlande Brasiliens vor Pernambuco Anker geworfen hatten. Lei der war ich noch nicht ganz hergestellt, und unterließ ich de-halb an's Land zu gehen, wo da- gelbe Fieber herrschte. Vor unS ausgebreitet lag da- schöne Ufer, an dem die Landung wegen der starken Brandung sehr erschwert wird. Gegen 70—80 große Schiffe lagen vor der Stadt, die un- nur theilweise sichtbar, von weitem keinen unangenehmen Anblick gewährt, während die großartige Tro- pennatur sich schon von Feme durch die schönen Palmenwälder zu erkennen gab und da- Herz de- Europäer- mit Freude erfüllte. Doch noch mehr sollte ich mit Bewunderung erfüllt werden, als wir am 4. Juni Nachmittag- 3 Uhr in der Bay von Bahia ein- liefen. Durch einen engen Eingang fährt man in diese Bay, welche mehrere Stunden im Umfange hat und wohl im Stande wäre, die Flotte der ganzen Welt zu bergen. Rings herum dehnt sich ein prächtiges Panorama auS, die ganze Bay ist eingefaßt mit prachtvollen Bergen, auf denen stolz sich das schöne Bahia oder San Salvador au-streckt. Reizend ist der Anblick dieser mit dem üppigsten Pflanzenwuchs bedeckten Bette, im dunkeln Grün erblickt man die goldenen Orangen. Der Palmbaum erhebt über Alles sein stolzes Blätterdach empor und der Bananenbaum mit seinen gigantischen Blättern in der Länge eines Mannes reizt dem entzückten Fremdling, wie fast jede Pfianzengattung im Lande der Tropen einen großartigen Charakter annimmt. Allein so schön die Natur ist, s» gefährlich ist der Aufenthalt in Bahia «ährend der jetzigen Zeit für den Europäer. Während ich glaubte, daß gerade diese Stadt eine der gesundesten Brasilien- sei, so erfuhr ich jetzt, daß das gelbe Fieder daselbst so schlimm herrschte, wie eS noch nie daselbst gewesen ist, dagegen empfing ich schon hier die erfreuliche Nachricht, daß in Rio das gelbe Fieber in Folge der vor 14 Tagen gefallenen Regengüsse fast gänzlich verschwunden sei. Ich wurde Lande dzwch hie Herren B. äb Comp., an welche ich durch Herrn D. in Sch. empfohlen wordm war, auf das Freundlichste empfangen. Herr B. selbst ließ sich es nicht nehmen, mich überall in der Stadt herum zu führen, und mußte ich auch mein Nacht quartier bei chm annehmen. Des Abend- fanden sich in dem Hotel, wo wir un- aufhielten, eine Menge Deutsche ein, worunter auch ein Leipziger, Namen- M., dessen Familie in L. Hause in Leipzig wohnt, und brachten wir dadurch den Abend recht vergnügt hin. Die ganze Stadt wimmelt voller Schwarzen, die theil- Sklaven, theil- Freie sind, und «och vor Kurzem eine Revolution gegen die Weißen versuchten. Glücklicherweise wurde dieselbe noch recht zeitig entdeckt und mehrer« hundert Neger zur Strafe in ihr Vaterland zurückgeschickt. Sonderbarerweise scheuen sie diese Strafe mehr als die stärkste Züchtigung mit der Peitsche, ein Zeichen, daß die Be handlung derselben hier nicht so unmenschlich ist, wie es wohl in manchen andem Staaten der Fall sein mag, was jedoch trotz dem kein Entschuldiaungsgrund für da- Dulden der Sklaverei ist. So reizend, so üppig wie die Natur hier auch ist, so freundlich wie auch meine Aufnahme daselbst durch Herrn B. war, so sehr wie ich auch dadurch erfreut wurde, so war ich doch recht froh, als ich diese durch da- Fieber verpestete Stadt in dem Rücken hatte und wie wir nach Rio, meinem Bestimmungsorte, weiter segelten. In vier Tagen sollten wir daselbst ankommen. Am 8. Juni früh de- Morgen- weckte mich mein Cajüten- compagnon mit der Nachricht, daß da- Land in Sicht sei. So gleich eilten wir nun auf da- Verdeck, von wo au- wir jedoch leider nicht viel sehen konnten. Ein dichter Nebel bedeckte das ganze Meer, und die reizende Einfahrl, die noch viel schöner sei« soll alS die von Bahia und von der die Passagiere nicht genug erzählen konnten, war leider un- heute versagt "zu genießen. Des Morgens gegen 7 Uhr sahen wir durch den Nebel die Festungs werke schimmern, welche den Eingang de- Hafens vertheidigm, imd nicht lange dauerte eS, so ertönte vom Schiffe der Salutschuß, als Zeichen, daß wir im Hafen angekommen seien und den Gesund heitsbooten al- Nachricht, daß sie sich dem Schiffe nähern sollte«. Allein noch ein zweiter Schuß mußte abgefeuert werden, ehe diese Boote kamen, da sie un-, obgleich sie ganz in der Nähe warm, wegen des dichten Nebel- nicht hatten finden können. Nach kur zem Aufenthalt fuhren wir weiter und endlich halb 9 Uhr kamen wir vor einer kleinen Insel an, da- Commandowort ertönte auS dem Munde de- Capitain-, noch einmal drehtm sich die großen Schaufelräder de- Tay, hinunter in die Tiefe raffelten die Anker und gehorsam blieb das stolze, majestätische Schiff stehe«, um aus zuruhen von der langen Reise, denn wir waren angekommen vor Rio de Janeiro, angekommen vor der Stadt, welche nun so lange Zeit mein Aufmthalt sein soll. Nicht lange dauerte es nun, so kamen von allen Seitm Boote herangefahren mit den Verwandten und Freunden der Neuange kommenen, doch vergebens schaute ich nach einem bekannte« Gesicht, vergeben- suchte ich nach R. in allen Booten, ich konnte ihn nicht entdecken. Da rief plötzlich eine bekannte Stimme dicht am Schiffe meinen Namen und freudestrahlend sah ich da- Gesicht R.'s, wel cher, den Hut in der Luft schwenkend, mir den ersten Willkommen zurief. Im Hurrah ging eS nun nach der Treppe und mit Thränen im Auge flog ich in die Arme de- Freunde-, den ich seit mehr als drei Jahren nicht mehr gesehen hatte. Alles ließ ich nun im Stiche, mein Gepäck ließ ich einstweilen an Bord und Arm in Arm saß ich nun mit ihm im Boote, da- geführt durch vier kräftige Neger im Fluge die Wellen durchschnitt, und erzählte ihm von seinen Lieben zu Hause, dmn eS ist ja so süß, von denen zu höre«, die man liebt, und bi- am Abend saßen wir im Hause des Herrn R. zusammen und nicht aufhören durfte ich, ihm zu erzählen. Noch an demselben Tage wurde mein Gepäck am Bord durch die Zollofficianten durchwühlt und sodann von vier Negem im Tacke nach dem 2/4 Stunde von R. Geschäft-local entfernten Landhause, der sogenannten ölonaxerio getragen, wo ich jetzt residire und diese« Brief schreibe. Doch von alledem, wie ich hier eingerichtet bi», wie eS mir hier gefällt, ein Näheres mit dem nächsten Gtaemer, der jedeSmal von hier am löten jeden Monats abgeht. Heute nur noch zu Eurer Beruhigung, daß ich zur glücklichsten Zeit Lm ganzen Jahre hier angekommen bin. Vor ungefähr 14 Tagen find hier so fürchterliche Regengüsse, wahre Wolkenbrüch« gefalle«, so daß sogar zwei große Häuser, wie ich mich durch meine Augen selbst überzeugt habe, völlig eingeftürzt find, und ist in Folge dessen auch das gelbe Fieber fast gänzlich verschwunden. Nur hier und da taucht noch manchmal wie ein Blitz ein Kieberfall auf, jedoch hofft man, daß auch dies in Zeit von 14 Lage« verschwunden sei« wird. Dies ist der^Grund, warum ich nicht nach Pettopolis gaha.
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