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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 17.08.1853
- Erscheinungsdatum
- 1853-08-17
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-185308173
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18530817
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18530817
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1853
- Monat1853-08
- Tag1853-08-17
- Monat1853-08
- Jahr1853
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 17.08.1853
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Leipziger Tageblatt Md Anzeiger. 22« Mittwoch dm 17. August. 1853 DerLabak. Die Mittheilungm, welche Herr Vr. A. B. Reichenbach hier in dem zu der am 16. März d. I. abgehaltenen Prüfung an der städtischen Realschule auSgegebenen Programme über die Ge schichte und Verbreitung, Naturgeschichte de- Tabaks und dessen chemisch«, ökonomische, industrielle, merkantilische und diätetische Beziehungen gemacht hat, sind so interessant, daß wir unseren Lesern, zumal da- Programm nicht in den Buchhandel gekommen ist, be sonder- gefällig zu sein glauben, wenn wir davon hier Einige- ab- druckm lassen. Herr I)r. Reichenbach sagt: Daß Luxu-gegenstände weit eher Beachtung finden, als die Products, die zu den wirklichen Lebensbedürfnissen zu zählen sind, daß vorzüglich aber betäubende Stoffe ungewöhnlich schnell Ein- aang finden, ja! ihr Genuß bald zu einer Leidenschaft werden kann, -egen die selbst Gesetze und schwere Strafen nicht- au-zu- richten vermögen, beweist un- deutlich die Geschichte de- Tabak-. Die Kartoffel wurde zu Ende de- 16. Jahrhundert- bekannt, aber erst zu Ende de- 17. Jahrhundert- begann ihr Anbau im Großen, ja! in Deutschland sogar erst 200 Jahre nach ihrer Be- kanntwerdung. Stellen wir nun den Tabak der Kartoffel gegen über, so zeigt sich, daß er weit schneller Eingang fand. . Romano Pano, spanischer Priester, von Columbus bei seiner zweiten Reise in Hispaniola (Haiti) zurückgelaffen, brachte unstreitig die erste Nachricht, und zwar im Jahre I486, vom Tabak-rauchen au- St Dominao. 1535 lieferte Hernandez de Oviedo eine vollständigere Beschreibung dieser Pflanze und ihre- Gebrauchs auf St. Domingo, wo sie namentlich auch al- Heilmirtel sehr geschätzt wurde. Die Bewohner von Haiti nannten den Tabak übrigen- Cohobba, und da- zweizackige Rohr, au- bem sie ihn rauchten, Tabacco, auch erwähnt Oviedo, daß man da- Rauche» Tabacco-Machen nannte, und daher ist wohl auch der Name Tabak Herzuletten, nicht aber von der Insel Ladago oder der Provinz Tadasko in Dukatan, die damals, al- Romano Pano die zackige Pfeife erwähnte, noch gar nicht ent deckt warm. Anfang- scheinen die indianischen Priester sich de- Tabak- bedient zu haben, um sich in eine Art von begeisterten Zustand zu verfitzen und dann gleich den Priestern de- pythischm Apoll- Orakelsprüche zu verkündigen. Sollte der AuSgang einer zweifelhaften Sache, z. über den Krieg oder Krisen entschieden werden, so legten die Priester trockene Tabak-blätter aus - Feuer und soaen dann dm Rauch mittelst jene- Rohre- durch den Mund ein. Sie aeriethm dann bald in eine Art Verzückung, schienen sogar aste- Bewußtsein zu verlieren und blieben so lange liegm, dt- pe endlich wie au- einem Traume erwachten und nun vor gaben, sich mit der Gottheit unterredet und ihre Meinung ver nommen zu haben. Die Orakrksprüche fielen natürlich eben so emeWentig, wie die bei dm Griechen und Römern au-. In Mexiko und Peru rauchte und schnupfte man, wie der Mailänder Gerunimo Benzono, der Mexiko, und der Franzose Pater Andrb Lhevrt, welcher Brafilieu (1541—55) bereiste, uns be richM hat. Die Mexikaner nannten die Pflanze nach Lhebet' S Ligabe kvtum, nach Hernandez von Toledo (1560) aber L->tl, bei den Peruanern aber hieß sie 8a^ri. Am Hofe Monte- znma'S bedienten sich die Vornehmen de- Tabak-rauchen- al- eine- narkotische« Mittel- nicht allein zur Siesta nach de« Mittag- esi«n, .sondern auch de- Morgen- gleich nach dem Frühstücke, um -» schlaft«, wie e- noch setzt im heißen Amerika Sitte ist. Man rollte dir trockenen Blätter zusammen und steckte dieselben in Röhrm von Silber, Hom oder Rohrstengel. Mit der eine« Hand hielt man die Pfeife, mit der ander« die Nasenlöcher zu, um desto leichter den Rauch verschlucken zu können, während Andere ihn durch die Nase einzogm. Obgleich der bieiatl (kiieotiana rnstie») im alten Anahuac viel gebaut wurde, so scheint eS doch, daß nur Wohlhabende den Tabak rauchten; denn die jetzigen Indianer reinen Ursprung-, die fast alle von den untem blassen de- aztektischm Volke- abstammen, kennen dm Gebrauch de- Tabak- kaum. Nicht so ist eS in Europa gewesen; denn hier ging der Gebrauch vor züglich von den unteren Ständen, namentlich von den Soldatm au-, und erst allmälick fand er bei den höhern Ständen Eingang. Gilt doch jetzt noch in allen Gesellschaften von gutem Ton da- TabakSrauchen,. wenigsten- in den meisten Ländem, für unschicklich. Durch Hernandez von Toledo, der von Philipp II. 1560 nach Mexiko geschickt wurde und eine Naturgeschichte diese- Lande- schrieb, kam aller Wahrscheinlichkeit nach der erste TabakS- same nach Spanien. Doch wurde Anfang- die Pflanze nur zur Zierde in Gärten, oder alS Arzneipflanze gezogen, wie die- nach dm Berichten de- Monarde- noch im Jahre 156V geschah. Im Jahre 1558 soll der Tabak auch im königlichen Gartm zu Lissabon angepflanzt worden sein, wohin ihn ein Kaufmann au-Florida gebracht. Bon da kam er nach Frankreich. Ion« Nicot, (1558—61) französischer Gesandter ln Portugal, hatte eine Pflanze in seinem Garten gezogen und hier vermehrt, durch Auflegen der Blätter auch den Nasenkreb- eine- Verwandten seine- Pagen und ebenso die zerschnittene Pul-ader seine- Koche- geheilt, ,wa- ihn veranlaßte, diese- Wunderkraut auch seinem Vaterlands nutzbar zu machen. Er schickte daher Pflanzen an Franz II. und an dte Königin Katharina von Medici-, und der Tabak. erhielt bald in Frankreich de« Namen: Gesandtschaft-- und Königin kraut (Kords ä'amdaooaäe, derb« b la rein«), derd» 51eäLvoa und Hicotiana, welcher letztere Name von dm Botanikern aus genommen wurde, und zwar zuerst von Dalechamp.(i586) in feiner iüstorra planlarum. Manche nannten die Pflanze auch Prtor-kraut (derdo 6u xrranck prioui-), weil der Großprior von Frankreich, der einige Pflanzen von Nicot erhalten, diese mit nach Frankreich genommen und dort verbreitete. Au- ähnlichem Grunde nannte man den Tabak auch derdo clo 8t. Oroix, nach dem päpstlichen Nuntiu- in Portugal, Pro-per de St.Croix. UebrigmS ist nicht unwahrscheinlich, daß schon Thevet, vor Nicot, ihn nach Frankreich gebracht, Letzterer ihn nur durch seine Wundercurm bekennte«: gemacht habe. Man nannte ihn zuweilen auch kotium Idoveti. Rach Italien scheint der Tabak von Frankreich au- gekommm zu sein, Genua und Venedig habe« ihn jedoch wahrscheinlich au- Spanien und Portugal bekommen. Von Genua und Venedig kam der Tabak auch nach dem Orient und wahrscheinlich auch nach Deutschland. Siebenbürgen erhielt ihn 1576 durch den türkischen Gesandtm. Rach EWgl-Dtz kam er durch die Schiffe de- reichen Franz Drate (lövHund Sir Walther Raleigh (sprich Rahli) von Virginim a«-. Durch Letzteren mag auch da- Rauchen nach England gekommen sei», doch giebt man auch Raphalengi al- Lehrer de-Rauchen- an, der eS von den Türkm gelernt. Trotz der schnellen Verbreitung, die der Tabak fand, glaube man übrigen- ja nicht, daß er überall ohne Widerspruch Eingang fand. Man bettachtete ihn nicht nur für unnütz, sondem erklärte ihn sogar für sehr schädlich und sündlich. In England blickte auch bald die Regierung mit Eifersucht auf dm reichen Gewinn, den der Tabak-bau abwarf, und Jacob I. gab da- Gesetz, daß kein
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