zeigen noch überdiess eine Menge lokaler Störungen, so dass man nur uneigentlich von einer Hochfläche oder von Hochplateau reden kann, so gewöhnlich auch dieser Ausdruck in den Geo graphien gebraucht wird. Denn ein Wechsel von festen Kalkbänken und leichten verwitterbaren Mergeln hat durchweg zu einer Terrassenbildung Anlass gegeben, welche man innerhalb engerer Grenzen wohl noch erkennt, wenn man auch gewöhnlich nur verwaschene, durch Ver witterung abgerundete Hügel erblickt. Dazu kommt eine Reihe tief eingeschnittener Thäler, welche das Gebirge unterbrechen und durchbrechen, so dass eine zusammenhängende Hochfläche nicht existirt. So entzückend schön die Landschaft des Albrandes ist, von dessen scharfen Felsenkanten aus das Auge über das schwäbische Unterland schweift, so wildromantisch, durch Sagen ver herrlicht die Felsparthien der Albthäler sich gestalten, so einförmig und öde sind die Hoch flächen, darauf kahle Waiden, steinige Aecker, baumlose Felder den Wanderer ermüden. Mit Sehnsucht eilt derselbe dem grünen Buchenwalde zu, der gruppenweise über die ganze Alb sich verbreitet, um aber, sobald er den Wald verlässt, wiederholt den gleichen trostlosen Eindruck der kahlen Felder zu bekommen, in welchen die sparsam zerstreuten Dörfer kaum einige Ab wechslung bringen. Hier oben wohnt meist noch im einstöckigen Hause mit dem polizeiwidrigen Strohdach in alter Einfachheit eine Bevölkerung ächter Schwaben. Ganz entschieden hat sich der Älbler im Laufe der zwei Jahrtausende, in welche die Geschichte zurückweist, am wenigsten mit frem den Elementen gemengt, das rauhe Land, der steinige Grund, die traurige Wasserarmuth hat zu keiner Zeit fremde Eroberer zur Besitznahme eingeladen. Wenn man überhaupt von Reinhaltung einer Suevenrasse reden darf, so trifft man diese auf der Hochfläche der Alb. Hier sind noch die flachshaarigen Kinderköpfe zu sehen, mit den wasserblauen Augen und der dolichocephale Schädel. Altgermanische Sitten und Bräuche haben sich hier mehr als sonst im Schwabenland erhalten, altheidnischen Ursprungs mit christianisirtem Namen. Hier holt sich Jung und Alt am Palmtag die Palmkätzchen, hier wird am Himmelfahrtsmorgen der Kranz geflochten aus dem rosigen Gnaphalium, und in der Bauernstube aufgehängt, „damit der Blitz nicht ins Haus schlage.“ An Ostern liest man noch die Eier, „die der Haas legt“ und putzt an Pfingsten den Pfingst- lümmel, steckt den Maien in der ersten Maiennacht und nagelt das Hufeisen an die Stallthüre, um den bösen Geistern den Eintritt zu verwehren. So hält es denn auch nirgends schwerer Neuerungen einzuführen, als gerade auf der Alb, denn es sträubt sich der urkonservative Schwabenkopf gegen Alles, was nicht von Vater und Grossvater herrührt. Es hängt diess ganz natürlich mit der Lebensbeschäftigung des Älblers zusammen, der fast ausnahmslos Bauer ist. Der Stand des Bauern ist der herrschende, sein Name ein Ehrenname, der nur dem Besitzer von mindestens 4 Pferden zukommt. Wer nur mit