14 den Gebrauch von Menschen und Vieh sich wieder ersetzt. Dem ist nun aber, wie wir den meteorologischen Verhältnissen der Alb entnehmen, ganz anders. Die 124 Regentage begreifen zugleich durchschnittlich 52 Schneetage. Regenwasser fällt daher in Wirklichkeit nur an durch schnittlich 72 Tagen. Dazu kommt noch der Umstand, dass jährlich 113 Eistage verzeichnet wer den müssen, an welchen zum Voraus auf Regenwasser verzichtet werden muss. Dadurch wird die Zahl der Tage immer geringer, welche verwendbares Wasser bringen und werden die Zwischenräume immer grösser, die zwischen den Wassertagen liegen. Darum vergeht selten ein Jahr, dass nicht Wassermangel eintritt, der um so fühlbarer und drückender wird, je entfernter der Albort von der nächsten Thalquelle liegt und je grösser die Zwischenräume sind, die zwischen den Regentagen liegen. Die Wassersnoth fangt nun da mit an, dass sich zuerst die Hühlen bis zum Grunde leeren, und dass man sich zunächst an die vom Dorf entfernter liegenden Feldhühlen wendet, soweit in denselben Wasser zu finden ist. Tritt indessen noch kein Regenwetter ein, oder verschliesst eine länger andauernde Kälte die Reservoirs, so ist man genöthig, mit Fuhrwerken das Thalwasser zu holen, das je nach der Lage 2—12 Kilometer entfernt ist und unter allen Umständen um 150—300 Meter vom Thal zum Berg gehoben werden muss. In solchen Zeiten sind die Steigen zwischen dem Dorf und der Thalquelle von Fuhrwerken aller Art frequentirt, die mit den verschiedenartigsten Wasserbehäl tern besetzt sind. Wer kein eigen Fuhrwerk hat, ist genöthigt, göltenweise seinen Wasserbe darf zu kaufen. Fällt diese Kalamität in den Hochsommer, so ist das Wasserführen zwar nicht gefährlich, aber doch höchst beschwerlich, besonders wenn der Heuet oder die Ernte in dieselbe Zeit fallt. In strengen Wintern aber kommt nun in Folge der Vereisung der ohnehin durch ihre Steilheit gefährlichen Steigen wirkliche Gefahr vor und ereignen sich leider häufige Unglücks fälle mit Menschen und Vieh. Ochsen und Kühe können in solchen Zeiten gar nicht benützt werden und haben die Pferde und Pferdeknechte einen fast unerträglichen Dienst. Glücklich wer in solcher Zeit nur das dringendste Bedürfniss für Menschen und Vieh befriedigen kann, von Waschen, Putzen und Scheuern ist da ohnehin keine Rede. In einzelnen Jahren, wie 1842, 1846, 1852, 1865 hat diese Kalamität Monate lang gedauert, in den gewöhnlichen Jahrgängen hält sie wenigstens Wochen an. Es wurde konstatirt, dass im September 1865 bis Januar 1866 im Dorfe Hütten, OA. Münsingen, täglich 190 Fuhrwerke mit je 2—3 Eimern zum Wasser fuhren, welche nur den 3 Aborten Justingen, Ingstetten und Ennabeuren das Wasser zuführten. Im Sommer 1870 fuhren für die zwei Orte Ingstetten und Justingen Tag für Tag 15—20 Fuhrwerke zu Thal; nimmt man für eine zweispännige Fuhre den Preis von 2 Gulden, so beliefen sich die Ausgaben für die Wasserbeifuhr nur in den Sommermonaten auf 30—40 fl. per Tag. Im genannten Jahre wurde schliesslich die Beifuhr des Wassers in grösseren Mengen im Akkorde vergeben, und per Eimer auf 48 kr. festgesetzt. Und doch beträgt hier die Ent-