Lebens und Ihrer Entfaltung, die in sich selber Sinn und Erfüllung trägt. Nach einem Jahrhundert der entgötterten zivilisatorischen Dies- seitigkeit, die das Jenseits nur noch als eine Lüge mit sich schleppte., treten wir in ein Zeitalter schöpfungsnaher, gottdurchglühter Diesseitig- keit ein, die ihre Echtheit vor allem dadurch erweist, daß sie nicht willkürlich gesetzt ist, sondern unmittelbar und organisch aus jener her vorwächst. Die Dinge haben sich nicht geändert, aber sie haben plötz lich eine andere Bedeutung angenommen. Das wird nirgends deut licher als im Bezirk der Naturwissenschaften, den eigentlichen Hoch burgen des zivilisatorischen Materialismus, in denen das kausale Denken bis zu jener Grenze der Materie vorstieß, wo das nicht mehr in Ge setzen Erfaßbare, das Irrationale, das Göttliche in Erscheinung trat. War Gott ehemals das unendlich Große, so wurde er jetzt im unend lich Kleinen neu erlebt. Dieser Umschlag des wissenschaftlichen Ratio nalismus in das Bekenntnis zum Irrationalen, dieser Durchbruch in eine neue Sphäre des Göttlichen drückte sich in dem Hereinströmen der Mythen und Sagen in den wissenschaftlichen Raum bei Dacquö ebenso aus wie in der Irrationalität der Atomstruktur in der modernen Physik, in dem biologischen Ganzheitsbegriff Hans Drieschs ebenso wie in dem biologischen Gewissen, das der Gehirnforscher Constantin v. Monakow im innersten Zellkern der organischen Substanz annehmen mußte. Dem Leben als dem »Unaufhörlichen« des Arztes und Dichters Gottfried Benn, das, unbekannt woher und wohin, nach Form und Ausdruck ver langt, das vor allem immer wieder die Schöpfung will und in unend licher Verwandlung auf dem Gegebenen das Unberechenbare erbaut, diesem Leben gehört der neue Mensch, dem sich Sinn und Erfüllung seines Daseins im schöpferischen Tun über sich selber hinaus offenbart. Dieser Mensch ist heroisch. Er verwirklicht sein Heroentum auf dem Felde der Arbeit. Prometheus, der durch die christliche Verwandlung ging, der seine Schöpfung nicht mehr in Auflehnung gegen Gott voll bringt, sondern mit ihr Gottes Ruf und seiner Forderung antwortet, daß er tätig und schaffend am göttlichen Schöpfungswerk teilnehmen solle: das wird die Menschheit der Zukunft sein. In diesem Rahmen muß man den produktiven Menschen Harry Schu manns sehen, aus diesen Hintergründen einer universalen Wandlung des Menschen wächst sein starkes und kühnes Gefühl einer mitreißen den Lebensbejahung hervor. Es stellt den Versuch einer Ethik aus dem Geiste der Biologie dar, dem wahrscheinlich noch viele andere folgen werden. Diese Ethik nennt gut, was das Leben fördert und zur Ent faltung bringt, und böse, was es an der Entfaltung hindert und ver kümmern läßt. Und da es sich in der Welt von heute, die eine Welt der Arbeit ist, von selbst versteht, daß diese Entfaltung nur in Wer-