ken geschehen kann, ist das höchste Gute, das diese Ethik kennt, die Schaffenslust. In der Tat wirkt dieses Buch vom produktiven Menschen wie eine theoretische Erläuterung und Grundlegung der Bewegung »Kraft durch Freude«. »Der produktive Mensch kennt nur einen Ge nuß: die Lust der Entfaltung und Wirksamkeit seiner Kräfte, die Freude am Schaffen ... So fest auch das Ziel vor dem produktiven Menschen stehen mag - er hütet sich vor dem lähmenden Fehler, zu schaffen um des Zieles willen, sondern er wirkt nur aus Freude am Schaffen. Es ist ein Wirken als Selbstzweck, als gäbe es kein Ziel. Wo nicht Lust und Freude herrschen, da fliehen die produktiven Kräfte wie aus einem verrufenen Land.« Es ist das Wesen des produktiven Menschen, daß er keinen Zwiespalt zwischen Genuß und Schaffen kennt. Er kehrt aus der Arbeit nicht zum Leben zurück, die Arbeit selber ist für ihn das Leben. Solche Einstellung zur großen produk tiven Einheit von Schaffen und Genuß als dem Sinn des menschlichen Lebens zwingt auch den Erfolg mit souveräner Gewalt, automatisch und ohne besonderes Zutun des Schaffenden. Die Pflicht und der Wille, zwei der bedeutendsten Mächte der bisherigen Erziehung des Menschen zur Leistung, treten demgegenüber zurück. Wo die Lust am Werk den Fleiß erzeugt, brauchen ihn Pflicht und Willensanstrengung nicht mehr zu erzwingen. Wo aber die Lust am Werke fehlt, da vermag auch der Wille nichts auszurichten. Er führt zu einem vergeblichen und unpro duktiven Krampf. An seine Stelle tritt als treibendes und die leben digen Kräfte beschwingendes Mittel die Macht der Vorstellung, die magisch dio Energien des Unbewußten mobilisiert und die im Grunde nichts anderes ist als die Macht des Glaubens. Das, woran man unauf hörlich denkt, das verwirklicht sich von selbst, so im Guten wie im Schlimmen. Schumann geht noch weiter, wenn er feststellt: »Es ist die Paradoxie höchster Weisheit: den Willen muß derjenige ausschalten, der ein großes Werk vollbringen will.« Eine solche Einstellung ist dem natürlich, der die Arbeit unter dem Gesetz des organischen Wachstums begreift. Aber nur diese Einstel lung, die an die Dinge herangeht, als wäre die Welt noch einmal neu zu schaffen, wird dazu befähigt sein, ein neues Zeitalter der Mensch heit heraufzuführen. Dem Autor eines Werkes, das eine solche Würdigung zu finden vermochte, und dazu noch vor solch geistiger In stanz, bleibt freilich nichts anderes übrig als das Ein geständnis, daß der Beurteiler ein ernstes Wollen für die Tat genommen hat, einen bescheidenen Anfang für ein er-