Bei allem Anfang kommt es nicht darauf an, irgendeine beliebige Arbeit zu leisten, sondern vielmehr diejenige heraus zufinden, die meine ureigene Arbeit ist, nicht aber deine Arbeit. Hierin ist aller innere Schaffenserfolg ebenso be schlossen wie alles Lebensgelingen, d. h. die Harmonie des innersten Ichs mit der Umwelt, die man »Glück« zu nennen gewohnt ist. Ein Wort aus der deutschen Mystik sagt ähn liches: »In jedem Menschen ist ein Bild dessen, das er werden soll. Solange er das nicht ist, ist nicht sein Friede voll.« Der Erfolg des Schaffens im engeren Sinn und des ganzen Lebens im weiteren versagt sich fast nie, ja er tritt automatisch ein, wenn die Kräfte, die jedem zu eigen sind, planmäßig und beharrlich entwickelt werden. So sehen wir es auch bei jedem Lebewesen, bei jedem Tier: Kein Wesen macht seinen Lebensdrang einem anderen Willen untertan als demjenigen seiner individuellen Natur - es sei denn, daß brutale äußere Gewalt solche Entfaltung hindert. Vor allem jedoch ist der produktive Mensch ein Magnet, der nur dasjenige festhält, was ihm »paßt«, d. h. was sei nem ureigenen Wesen entspricht - gleichgültig allen wissen schaftlichen »Objektivitäten« gegenüber, allem wissenschaft lichen Bestreben, das nicht nach solcher selbstherrlichen Auslese dessen fragen darf, was dem einzelnen Schaffenden förderlich ist. Denn produktiv vermag nur das zu werden, was dem Menschen genehm ist, angenehm im Ursinn dieses Wortes, was ihm Freude macht und was sein geistiger Magen verdauen kann, alles, was ihn berührt, ergreift. Und dieses Etwas ist nicht nur für jeden schaffenden Menschen etwas anderes, es kann auch für den gleichen Menschen zu verschiedenen Zeiten etwas anderes sein. Der junge Goethe war von der Gotik, die ihm in Straßburg begegnete, er griffen, doch später ging er an Meisterwerken der Gotik achtlos vorüber, die ihm widerwärtig geworden waren. Was zu der einen Zeit seine Produktivität auslöste, war ihm zur