Hemmungen in sich selbst, die in negativen Vorstellungen bestehen, zu beseitigen, und sich sodann eine positive Vor stellung in Gestalt eines festen Ziels zu bilden, dem man dann mit allen Kräften nachstrebt. So wird es zur ersten Aufgabe für jeden, der das Land seiner Produktivität er kennen und entfalten will, sein eigenes Gebiet zu finden, worauf er die Gewißheit erlangt, daß er hier die höchsten Leistungen vollbringen kann. Wer hier seine besonderen Fähigkeiten entwickelt, und mögen diese auch noch so be grenzt sein, der stellt sich selbst auf denjenigen Platz im Leben, den er einzunehmen vermag, und auf den er ein Anrecht hat, das ihm das Leben dann selbständig zubilligt. Er wartet nicht darauf, daß ein anderer ihn dahin stellt - dann könnte er freilich lange warten. Diesen Platz wird er ganz ausfüllen und dessen Grenzen dazu noch ständig er weitern. Heute dagegen sehen wir überall eine sträfliche Vergeu dung unersetzlicher Kräfte, und wir erleben es täglich, daß durch äußere Umstände etwa der Musikbegabte in einen kaufmännischen Beruf hineingezwängt wird, daß sich etwa ein Sprachbegabter zum Mathematikstudium zwingt, wie es teilweise sogar die Schulen verlangen. Erst eine künftige Zeit wird einsehen, wie hierunter die individuelle Begabung leiden muß, bis sie dann nicht selten erstickt. Ist es nicht töricht und verschwenderisch, einer hohen Begabung zuzu muten, sich einem anderen Gebiet zuzuwenden als dem jenigen, auf dem es die höchsten Leistungen erzielen kann? Es ist eine gute Lebensregel, eine Notwendigkeit zum Wirken: Alles prüfen und aufnehmen, manches verarbeiten, aber durch das Sieb des Geistes sogleich das meiste wieder entlassen, um das individuell Wesentliche zu behalten. Dies Sieb des Geistes, das eine so ungeheuere biologische Funk tion für die Erhaltung aller Produktivität hat, nennen wir Vergeßlichkeit. Sie ist ein untrügliches Zeichen für alles, was nicht mit uns übereinstimmt. Vergeßlichkeit ist nichts