Drittes Kapitel Der produktive Mensch - sein Wesen und sein Bild Denn was ist Genie anders als jene produktive Kratt, wodurch Taten entstehen, die vor Gott und der Natur sich zeigen können, und die eben deswegen Folge haben und von Dauer sind? Goethe Obwohl der Keim, die Anlage fast überall vorhanden ist, sehen wir die Phänomene der produktiven Kräfte vor läufig nur bei besonderen Menschen. Ostwald sagt: »Die großen Männer sind von den gewöhnlichen nicht durch eine unüberschreitbare geistige Kluft getrennt, sondern sie wei sen nur eine besonders starke Entwicklung einzelner Eigen schaften auf, die sich in minderem Grade auch bei anderen vorfinden.« Gar viele Menschen haben neben ihrem Beruf noch irgendeine Liebhaberei, der sie ihre besten Kräfte widmen. Wenn dann plötzlich das »Schicksal«, wie sie es nennen, sie in ihrem Beruf Schiffbruch erleiden läßt - ein Schiffbruch, der nur allzu natürlich ist! -, dann entdecken sie plötzlich und erstaunt, daß jene Liebhaberei das Rettungsboot ist, das zu neuem fruchtbarem Land trägt, zu einem weit pro duktiveren als jenes, das sie verlassen mußten. Das ist kein Zufall. Der produktive Mensch freilich macht es umgekehrt; er braucht nicht auf die Weisheit der Schiffbrüchigen zu warten, er kennt keinen Zwiespalt zwischen Liebhaberei und Beruf; dieser wird ihm zur Liebhaberei, die alle seine Kräfte entfalten läßt, er drängt nicht die Entfaltung seiner Kräfte in die außerberufliche Sphäre ab, in die Mußestunden. Solche Haltung wird dann zur Quelle des Erfolges und des Lebensglücks, zur Quelle seiner Befriedigung und Kraft und natürlich auch, obwohl dies in weit geringerer Ebene ge legen ist, zur Quelle materieller Erfolge. Mit solch höherer Leistung erhöht sich auch die Gesundheit und Spannkraft 39