Wenn sich aber eine besondere Anlage mit einer glücklichen Entfaltung vereinigt, dann wird der Mensch zum Schöpfer, fast göttergleich. Doch das werden nur Auserwählte. Vermag es aber eine höhere Aufgabe zu geben, als Kün der und Prophet solcher kommenden Dinge zu sein? Fünftes Kapitel Die Macht der Vorstellung und der Unfug des Willens Unsere Wünsche sind Vorgefühle der Fähigkeiten, die in uns liegen, Vorboten desjenigen, was wir zu leisten im stande sein werden. Wir fühlen eine Sehnsucht nach dem, was wir schon im stillen besitzen. Goethe »Wir leben vom Glauben an Möglichkeiten«, sagte einmal ein Lebenskenner, und von Marie v. Ebner-Eschenbach stammt das große Wort: »Wenn es einen Glauben gibt, der Berge versetzen kann, so ist es der Glaube an die eigene Kraft.« Vermag es daher eine wichtigere Aufgabe zu geben als solchen Glauben zu pflegen, den man auch Selbstver trauen, Selbstbewußtsein nennen kann? Jeder Glaube, der nicht zu unvernünftig ist, vermag eine Realität zu schaffen, und zwar im Aufbau ebenso wie in der Zerstörung. Die Überzeugung von der Allmacht des kommenden produktiven Menschen ist der Glaube an die Schöpfermacht des Glaubens. Die Tat wird zur Selbst bestätigung des Glaubens. Darum muß der Glaube in die Tat münden. Nicht selten erscheint der Glaube auch im Gewand der Phantasie, die zu den besten Helferinnen der Produktivität gehört und sie stets von neuem vor dem Erlahmen schützt. Sie bereitet vor dem Geist des Schaffenden ein Bild und malt das Ziel so lockend aus, daß immer von neuem ein