heitere, gesunde Gedanken machen den Menschen produk tiv, heiter, gesund, während unproduktive, entmutigende und kranke Gedanken alles innere Sein des Menschen ver pesten. So vermögen Gedanken und Vorstellungen die Zu kunft zu gestalten, das Schicksal, das in die eigene Hand des Menschen gelegt wurde. Carl Ludwig Schleich war es wieder, der bei seinen ärzt lichen Forschungen über die Allmacht der Einbildungskraft wahre Wunderdinge berichtet. Er erzählt von der »Erzeu gung eines Bienenstichs innerhalb 15 Minuten am Auge ohne Biene, allein ausgelöst durch das Surren eines Ventilators«. Folgenschwer war ein anderes Erlebnis in Schleichs Praxis: »Ein sehr vermögender Kaufmann kam eines Tages zu mir und bat mich flehentlich, ihm den Arm abzunehmen, denn er habe sich mit der Feder in den Finger gestoßen, und er wüßte, daß er nun an Blut vergiftung sterben müßte. Ich hätte gelacht, wenn nicht die angst verzerrten Züge des Mannes jeden Spott erstickt hätten. Er sei schon bei mehreren ersten Chirurgen, auch bei von Bergmann, gewesen, sie alle hätten sich geweigert, ihn zu amputieren. Ich sollte mich seiner erbarmen und ihm den Oberarm, wo es schon überall zucke und muckere, abnehmen. Auch ich mußte ihn natürlich unter allen mög lichen Trostversuchen nach Hause gehen lassen. Ich habe ihn an demselben Abend besucht. Keine Temperatursteigerung, keine Spur Schwellung oder Entzündung an der übrigens gereinigten, verbundenen und von mir sogar ausgesogenen kleinen Wunde. Aber ungeheure Auf regung: >Warum amputiert man nicht? Ich könnte gerettet werden!< Am nächsten Morgen war der Mann eine Leiche. Mein Freund Langer- hans hat die Obduktion gemacht. Keine Infektion. Keine Toxine im Blijt. Keine Todesursache. Meine Diagnose: >Tod aus Hysterie.«« Zur Cholerazeit lebte in Wien ein Arzt Dr. Federn, der die Meinung vertrat, daß weit mehr Menschen an der Cholerasuggestion stürben als an Cholerabazillen. Er bewies diese gewagte und damals unerhörte Theorie durch ein selt sames Experiment: Als ein zum Tode Verurteilter hin gerichtet werden sollte, erhielt er von den Behörden die Genehmigung, dem Verurteilten die Suggestion beizubrin gen, er sollte durch Cholerabazillen hingerichtet werden, 6 9