Die Mulden-Elegie des Caspar Brusch (1544) Scylla = Zschillen (V. 89), sicher mit Beifall und Bewunderung gelesen hat. Von diesen Eigenheiten abgesehen, ist der Stil des Gedichtes von unnachahmlicher Eleganz und Flüssigkeit und verrät überall das ausgesprochene Talent Bruschs für die lateinische Poesie. Der Aufbau des Ganzen ist klar und einfach. Einer Einleitung (V. 1—-6), in der die Mulde als berühmtester Fluß des Meißner Landes gepriesen wird, entsprechen am Ende (V. 193—194) die kurzen, in einen Segenswunsch ausklingenden Abschiedsworte des Dichters. Die Verse 7—-192 umfassen den Muldenlauf von der Quelle bis zur Mündung und behandeln die Orte und Burgen Schneeberg (7—16), Stein (17—20), Wiesen burg (21—30), Zwickau (31—42), Glauchau (43—46), Walden burg (47—54), Wolkenburg (55—58), Penig (59—88), Zschillen (89—112), Rochlitz (113—178) und Colditz bis Dessau (179—192). Merkwürdigerweise beginnt die Darstellung gleich mit einer geographischen Unrichtigkeit, da Brusch die Quelle der Mulde in die Gegend von Schneeberg verlegt (V. 7—8). Aus schlaggebend war hier anscheinend die Absicht des Verfassers, seine Beschreibung mit dem stofflich interessanten, aber auch höchst aktuellen Schneeberger Süberbergbau zu beginnen (V. 9—16), der nach der Entdeckung der Silberadern durch Schlemaer Bergleute 1470 im 16. Jahrhundert seinen Höhe punkt erreicht hatte. Daß sich Brusch von Schneeberg keine rechte Vorstellung machen kann, beweist seine Annahme, daß der Fluß zur Erzwäsche benutzt wird („Eruta namque lavas fonte metalla tuo“, V. 14). Die Beschreibung und leicht morali sierende Betrachtung des Bergbaus 24 erinnert an die nahe ver wandte Darstellung des 1516 begonnenen Zinnbergbaues seiner Vaterstadt Schlaggenwald, die Brusch bereits vor Abfassung der Muldenelegie mit liebevoller Kleinarbeit geschildert hatte 25 . Das eigentliche Thema beginnt mit dem V. 17—20 ge nannten Schlosse Stein und der Erwähnung des Geschlechtes der Trützschler, die Brusch in der latinisierten Form Druschleri (V. 19) anführt. Wir haben dabei zu unterscheiden zwischen den Familien Trützschler von Falkenberg und Eichelberg von Trützschler, auf Stein und Leimnitz (Leubnitz) ansässig, deren Geschlecht nach Gauhe 26 1632 ausgestorben ist. Vasallen der Grafen v. Schönburg, von denen 1406 Veit v. Schönburg 24 Vgl. V. 11—12: ,,quos auri sitis alta premit, quos plurima habendi assiduo saevus fulmine torquet amor!" 25 Narr. Calam. V. 51—58. — Zum Gründungsjahr vgl. Fich- telberg S. 43. 26 Gauhe, Adelslexikon I 1924. Kneschke IX 291.