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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 29.10.1853
- Erscheinungsdatum
- 1853-10-29
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-185310292
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18531029
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18531029
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1853
- Monat1853-10
- Tag1853-10-29
- Monat1853-10
- Jahr1853
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 29.10.1853
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Leipziger Tageblatt Mld Anzeiger. 302. Sonnabend den 29. Oktober. 1853. Tagesbefehl an die Communalgarde zu Leipzig, den 28. Oktober 1853. Auf Aeuerallarm rücken vom 1. November d. I. Mittags 12 Uhr an nur zwei Bataillone und zwar da- 2. und 3. aus. Da« 3. Bataillon besetzt die Brandstätte, das 2. stellt sich in der Nähe derselben al- Reserve auf. Die beiden anderen Bataillone, mithin zur Zeit das 1. und 4., treten nur dann erst in Dienst, wenn nach dem Ausrücken der beiden erstgenannten im Feuerdienst stehenden Bataillone Appell geschlagen werden sollte. In Bezug auf die EScadron verbleibt eS im Wesentlichen bei den bisherigen Anordnungen. Auf Generalmarsch rückt übrigens, wie sich von selbst versteht, die gesammte Eommirualgarde nach wie vor aus. Das Cominando der Communalgarde. H. W. Neuartiger, Eemmandant. Biographische ttotij. In Bezug auf die heute Abend stattfindende erste Aufführung des Wilsing'schen Psalmen, eine« der hervorragendsten neueren Werke im Gebiete der kirchlichen Tonkunst, dürfte es für die geehrten Leser d. Bl. nicht uninteressant sein, durch Nachstehendes etwa- Nähere- über den Componisten zu erfahren, dessen Mit theilung wir einem nahen Freunde desselben verdanken. E. Wilsing ist der Sohn eine- evangelischen Pastors in Westphalen und ward schon früh von seinem Vater für den geist liche« Stand bestimmt. Der Knabe, mit einer außerordentlichen Lebhastigsck des Geiste- begabt, verspürte aber wenig Neigung zum Lernen und Studiren, wie zu dem ihm bestimmten Beruf, und machte dem Vater darob viel Kummer und Herzeleid. Einen desto größeren Drang fühlte aber E. Wilsing zur Musik in sich, ein Drang, der von Jahr zu Jahr mächtiger ward und in dem Maaße zunahm, al- seine Abneigung gegen die gelehrten Studien und da- Lernen von Dingen, die er nicht begriff, immer ent schiedener hervortrat und sich aussprach. Die außerordentliche Leb haftigkeit de- Knaben und die übergroße Strenge, womit Aeltern und Lehrer ihn Behuf- de- für ihn bestimmten, von ihm selbst aber verschmähten Stande- behandelten, reizten und verleiteten E. Wilsing nach und nach zu vielerlei Unarten und Thorheiten, so daß er, je näher er der letzten Vorbereitung-zeit für die Univer sität ram, von einer Schule nach der andern fortgeschickt werden mußte und zuletzt in keine mehr ausgenommen werden konnte. Jetzt bestimmte der Vater den ungerathenen Sohn, wie er sein Kind nannte, zum Volksschullehrer, schickte ihn in'- Schullehrerseminar nach Meur-, wo unser Componist ein ganze- Jahr mit der größten Strenge und Härte behandelt, wie bewacht wurde. Hierdurch ward aber Wilsing, der immer dabei blieb, er wolle Musikus und nicht- Andere- werden, und dabei unter all»r ihm wider wärtigen Zucht mit der größten Ausdauer seine musikalische Aus bildung verfolgt hatte, zuletzt so aufgebracht, daß er, als sich nach Verlauf von einem Jahr eine passende Gelegenheit darbot, heimlich entfloh. Der Jüngling, dessen Aufenthalt dem Vater lange Zeit verborgen blieb, war spornstreich- nach Berlin gewandert, ohne Empfehlung, ohne Geld und irgendwelche äußerliche Mittel. In Berlin wollte er sich ganz und gar der Musik widmen. Ich weiß mich nicht gleich zu besinnen, ob durch RunaenhageN oder durch wen vermittelt, genug es gelang dem Entflohenen bald, seinen Unterhalt durch Ertheilen von Privatstunden verdienen zu können, wobei es jedoch dem feurigen und äußerst lebhaften jungen Manne oft sehr kärglich und nothdürftig erging. Mit desto größerer Energie verfolgte nun aber E. Wilsing seine eigene musikalische Ausbildung und die musikalischen Studien überhaupt, wobei er zugleich die ganze musikalische Literatur bis auf den Grund durch- arbritete und sich dadurch eine seltene musikalische Gelehrsamkeit, wie Kenntniß de- Generalbasses erwarb. E. Wilsing- ener gischer Geist ruhte nicht eher, al- bis er Herr alles dessen war, was die himmlische Euterpe den Sterblichen an Sang und Klang jemals geschenkt hatte. Viele Jahre widmete E. Wilsing diesem ernsten Studium, ohne nur ein einzige- Mal den Verlockungen zum Selbstschaffen, die von innen und außen an ihn herantraten. Gehör zu geben, denn E. Wilsing haßt die unreifen Geburten, die, wie in den übrigen Künsten und in den Wissenschaften, so auch in der Musik zu Legionen da sind. Nach vielen inneren und äußeren Kämpfen, die ihm besonder- auch die Verführungen einer großen Stadt bereiteten, wie noch mancherlei Verirrungen, von denen in unfern Tagen leider die hervorragendsten Geister am wenigsten frei bleiben, hatte E. Wilsina endlich den wahren FelS und Hort, und damit auch erst die Kraft des Geistes, die zum künstlerischen Schaffen nöthig ist, gefunden, er hatte sie dort gefunden, wo sie allein zu finden ist: in dem, der das Licht und daS Leben der Menschheit ist und ward. Run erst griff E. Wil sing zur Leier, um mit dem ihm gewordenen Pfunde selbst zu wuchern, aus dem eigenen seligen und vollen Herzen Lieder zn singen: sein 130. Psalm, da- Erste seiner Schöpfungen, mir welchem Psalm sich wirklich E. Wilsing- ganze Seele aus dem Elende eine- Gott entfremdeten Lebens loswand und in den „höhern Chor" hinüber sang. Dieser Psalm erregte so große- Aufsehen, daß, als der Professor der schönen Künste in Berlin, Fr. Kugl er, unter Anderen da- Manuskript in die Hände bekam, er voll Er staunen über die großartige Schöpfung, es dem Könige von Preußen vorzulegen wußte, welcher Letztere sofort 400 Thlr. für den Druck des Werkes schenkte, und welchem erhabenen Monarchen zugleich auch die Composition gewidmet werden durfte. v- Vom 22. bis 28. Oktober sind in Leipzig begraben worden: Sonnabend den 22. October. Johanne Angelika Naumann, 8 Wochen alt, Lehrers der li. Bürgerschule Tochter, in der Morihstraße. Ein Knabe, 2 Lage alt, Eduard Lebrecht Ferdinand Wincklers, Registrators, Bürgers und Hausbesitzers Sohn, in der hohen Straße.
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