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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 31.10.1853
- Erscheinungsdatum
- 1853-10-31
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-185310312
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18531031
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18531031
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1853
- Monat1853-10
- Tag1853-10-31
- Monat1853-10
- Jahr1853
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 31.10.1853
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und Anzeiger. 304. Montag den 31. Oktober. 1853. Geistliche Musikaustnhrung zum Gesten der hiesigen Armen in der Thomaskirche. . Herr Organist Hermann Schellenberg, welcher diese am 29. Oktober stattgehabte Aufführung angeregt hatte und dieselbe auch mit viel Sorgfalt leitete, hat sich damit alle Freunde kirch licher Kunst zum Dank verpflichtet. Ein Jeder, der einen Begriff von den Ungeheuern Schwierigkeiten hat, die überwunden werden müssen, ehe man von der ersten Chorprobe bis zur Aufführung bei einem solchen Unternehmen gelangt, wird den Eifer und die Hingebung des Concertgebers zu schätzen wissen. Es gehört die größte Liebe zur Sache, die reinste Begeisterung für die Kunst dazu, um den Muth zur Durchführung des Begonnenen nicht zu verlieren. Als besonders anerkennenswerth heben wir es hervor, daß Herr Schellen berg auch diesmal — wie schon in einem von ihm gegebenen Orgel-Concert im vorigen Jahre — bemüht gewesen, ein noch nicht bekannte- herrliches Werk des größten Meisters der protestantischen Kirchenmusik, des unsterblichen Ioh. Sebastian Bach, der Vergessenheit zu entreißen, so wie auch, daß er in dieser Aufführung ein sehr hervorragendes Kirchenwerk neuester Zeit, den Psalm von F. E. Wilsing, zu Gehör brachte. — Die Cantate Ewigkeit, du Donnerwort," von I. S. Bach ist ist» gewaltiges - ganz den übrigen derartigen Erzeugnissen des Meister- würdige- Werk. Mit wenigen äußeren Mitteln weiß dieser riesenhafte Genius bis in daß Innerste zu erschüttern und zu erheben; hier waltet jene tiefreligiöse Begeisterung, jene helden- mKthige, unerschütterliche Gläubigkeit, welche sowohl Luther selbst, al- auch die ersten Bekenner seiner Lehre charakterisiren. Die edle Einfachheit, die gewaltige Kraft der Musik in dieser Cantate macht einen tiefen Eindruck auf die Hörer. Der Inhalt der Worte, welche die Schrecken der ewigen Verdammniß schildern, mit denen Gott die verstockten Sünder im Jenseits bedroht, ist durch die Musik auf da- Entsprechendste wiedergegeben und gesteigert. Ein solches Werk sollte in keiner protestantischen Stadt, welche nur einiger maßen die Mittel hat, eine gute Kirchenmusik herzustellen, unbe kannt bleiben. Die Mühe, welche es vielleicht beim Einstudiren macht, wird reichlich durch den Erfolg belohnt, den ein so groß artiger Inhalt überall haben muß, wo es denkende und fühlende Menschen -Lebt. — Der Psalm Wilsin gs (in der VuIZata der 129., in der hebräischen und deutschen Bibel der 130.) ist ein im- ponirende- Werk, welches Aeugniß von dem Fleiß und der Gelehr samkeit de- Componisten giebt, einzelne sehr ergreifende Momente hat, im Allgemeinen jedoch durch seine Maffenhaftigkeit erdrückt und durch da- vorwaltende L mott auf die Lange etwa- monoton wird. Der Schwerpunkt liegt hier mehr in dem äußerst kunstvollen harmonischen Theil; das melodische Element, da- am Ende doch vorzugsweise die schöpferische Kraft eine- Componisten bewährt, -ritt mehr zurück und erscheint gegen da- complicirte harmonische Gebäude oft dürftig und schwach. Es sind nicht vier selbstständig auftretende Chöre, die da- Werk tragen, sondern dasselbe ist sech-zehn stimmig geschrieben, und diese sechszehn Stimmen sind fast be ständig zusammen thätig, die Solostimmen haben immer nur kurze Sätze zu singen und werden bald wieder von der Chormasse ver schlungen. Selbst ein geübte- Ohr kann so viele Stimmen nicht immer klar herau-hören, eS erscheinen diese Massen also oft als ein wüste- Chaos von Tönen, sie werden schwerfällig und wälzen sich ohne Licht und Schatten, von einem brausenden, nicht immer geschickt behandelten Orchester begleitet, betäubend und abspannend dahin. Für den Musiker ist diese- Werk sehr interessant, denn dieser vermag den kunstvollen, wenn auch nicht immer den Schön- heitSregeln entsprechenden harmonischen Bau zu erkennen, da- Publicum, und selbst ein gebildetes, wird jedoch nur die Mono tonie und die erdrückende Maffenhaftigkeit empfinden. So sehr wir auch den Fleiß und die gründlichen harmonischen Kenntnisse des Componisten anerkennen, so glauben wir nach diesem Psalm doch, daß Wilsing sich damit auf einem Abwege von dem wahr haft Schönen befindet. Zn der Partitur sieht ein so großer Bau sehr schön aus und einem Musiker lacht da- Herz im Leibe beim Anblick der kunstvollen harmonischen Verschlingungen — der Com- ponist hat sich nun jedenfalls über den Erfolg bei der lebendigen Darstellung selbst getauscht und eine ganz andere Klangwirkung erwartet, als sie bei so vielen Stimmen überhaupt möglich ist. Hoffentlich geht er bei weiteren Schöpfungen auf dem Gebiete der Kirchenmusik von dem allzu großen Aufwand der Mittel ab. — Die Ausführung der beiden großen Werke war, den Verhältnissen angemessen, eine lobenswerthe. Die Solostimmen waren durch Frau I)r. Rcclam, Herrn Musikdirektor Langer und zwei Dilettanten sehr gut vertreten. Wenn die Chöre und da- au- mehreren hiesigen Musikcorps gebildete Orchester nicht alle die großen Schwierigkeiten mit Glück überwanden, so wollen wir weder den Ausführenden, noch dem unermüdlichen und tüchtigen Diri genten daraus einen Vorwurf machen, und ihnen es nur Dank wissen, daß sie überhaupt zwei Werke brachten, die jedes in seiner Art so sehr interessant sind. — Die beiden Theile, in welche die Aufführung zerfiel, wurden durch Orgelvortra'ge des Herrn Schellen- berg cingeleitet, der erste Theil mit der fünfstimmigen Fuge in L8 6ur von I. S. Bach, der zweite mit der dritten Phantasie in 6 moll von Schellenberg. Der Concertgeber zeigte sich hierbei nicht allein als ein sehr tüchtiger Organist, sondern in seinem eigenen Werke auch als ein gebildeter und talentvoller Componist. Ein sehr zahlreiches Publicum hatte sich zu dieser Aufführung eingefunden, und es wurde somit auch der WohlthätigkeitSzweck erreicht. — Tageskalen-er. Telegraphen - Bureau, Postgebäude 8 Treppen, geöffnet täg lich von früh 8 bis Abends 9 Uhr für Staat-- und Privat- Correspondenz nach allen europäischen Telegraphenstationen. Archäologisches Museum von 11 — 1 Uhr (an der ersten Bürgerschule Nr. 3 parterre.) Städtische- Kunstmuseum in der 1. Bürgerschule, geöffnet von 10'/,—8 Uhr. Del Vecchio - Kuust-AuSstellung, Markt, Kaufhalle, 10—3 U. Dampfschifffahrt: Täglich von Riesa Vormittag- 8 Uhr (nach Ankunft des Frühzuges v. Leipzig) nach Meißen und Dresden. Täglich Nachmittags 2^ Uhr von Dresden nach Meißen und Riesa zum Anschluß an den Abendzug nach Leipzig. C. Bomnitz, Leihanstalt für Musik u. Musikalienhandlung (auch antiquarischer Ein- u. Verkauf v. Musikalien), Gewandgä'ßchen 4. v. V'. Leihanstalt für Musik u. Musikalienhandl. (auch antiquarischer Ein- u. Verkauf von Musikalien), Neumarkt 10. C. A. Klemm-Leihaustalt für Must? (Musikalien u. Piano-) uud M«stV'Galo«(fteier Eintritt), Neumarkt, hohe Lilie, 1. Et.
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