Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 22.02.1855
- Erscheinungsdatum
- 1855-02-22
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
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- Public Domain Mark 1.0
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- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-185502228
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- Ausgabe
- Parlamentsperiode
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- Wahlperiode
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Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1855
- Monat1855-02
- Tag1855-02-22
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- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 22.02.1855
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614 Und zum Erweise dessen bedürfen wir keine- Köhlerglauben-, brauchen wir keine theologischen Kenntnisse; die Wahrheit des Satze- dringt sich jedem Menschen, der nur einigermaßen richtig denken kann, ganz von selbst au- der ragtäglichen Erfahrung auf. Die Noch ist die beste Lehrmeisterin und Erzieherin, ihr verdanken wir sehr viele nützliche Erfindungen und was dem mehr ist. Ohne die Roth würde der Uebermuth der Menschen unerträglich werden, ja ohne sie würde in Folge der natürlichen Trägheit der Menschen da- größte Unglück über sie kommen. Der Kampf gegen die Noch regt die geistigen Kräfte des Streitenden so auf, daß wir nicht selten un- dadurch erst recht kennen lernen, und die Noth Anderer erweckt die edlen Gefühle des Mitleids, so wie den Wunsch, helfen zu können, u. s. w. Die Wahrheit dieser Gedanken soll ohne Zweifel mit den Worten „die Noth sendet uns Gott nicht ohne Grund" auSgedrückt sein; auch glaube ich gar nicht, daß von jenen Tadlern an der Nützlichkeit, ja an der Nothwendigkeit der Noth überhaupt ernstlich gezweifelt worden ist, ich halte dafür, daß ihre Entrüstung vielmehr nur der Warnung gegolten hat, man solle sie nicht „um jeden Preis und ohne alles Authun der von der Noth Betroffenen entfernen"; allein der Grund, warum dies nicht geschehen dürfe, ist mehrfach in den fraglichen Aufsätzen nicht blos angedeutet, sondern klar und deutlich bewiesen worden. Es ist einfach der, daß alle Unterstützung unnütz ist, wenn der Arme nicht selbst mit daran arbeitet, aus der Noth zu kommen, und wenn man nicht die zur Abstellung der Noth zunächst Ver pflichteten beizieht. Erfüllen beide nicht selbst und zugleich ihre Pflicht mit, werden die Armen, immer mehr auf fremde Hülfe sich verlassend, die erhaltenen Unterstützungen nicht einmal recht anwenden, und müssen daher immer tiefer in die Armuth und in ihr Verderben sinken! Nirgends in allen vier Aufsätzen ist gesagt, daß man gar nicht helfen solle — im Gegentheile wird dringend dazu aufgefordert, daß man recht gründlich, recht nachdrücklich helfe. Man muß nur nicht absichtlich die Begriffe verwechseln. Es ist gesagt, daß die bloße augenblickliche und äußere Hülfe allein nicht gründlich helfen könne, und darum sind nicht bloS die vor handenen Schäden gezeigt, sondern es ist auch gesagt worden, wer helfen könne und wie zu helfen sei. Und solche Rede ist zu keiner Zeit unnütz, ja sie hat gerade in der Zeit der Noch selbst höheren Werth, weil unS da das Uebel recht nahe vor die Augen tritt. Darum ist der gewählte Aeitpunct, an welchem der fragliche Correspondent mit seinen wohlgemeinten Vorschlägen hervorgetreten ist, ganz der rechte; denn gerade jetzt wird man ihn am besten verstehen. — Ist erst die augenblickliche Noth wieder vorüber, dann will vollends gar Niemand mehr der gleichen gemeinnützige Betrachtungen lesen. Daß der fragliche Verfasser alle die betreffenden Verhältnisse, die er jedenfalls ganz genau kennen muß, nur zart berührt hat, anstatt die grellsten Bilder zu malen, wie sehr leicht gewesen wäre, da- muß man ihm nur Dank wissen ; denn nur so konnte er das vermeiden, was er nicht wollte, d. h. so nur konnte er, ohne durch die gebrauchte Milde der Wahrheit etwas zu vergeben, sich von dem Vorwurfe der Härte und der Beleidigung fern halten! Daß es mit aller Hülfe zu spät sei, daß Niemand mehr die Kraft zum Helfen habe und daß man darum es für immer auf geben müsse, helfen zu wollen — solchen Ansichten kann, darf und wird der rechte Menschenfreund daS Wort nicht reden. — Wohl läßt sich noch helfen, wir müssen nur den Willen dazu haben und nicht am Ende gar unfern Vorsatz, nicht helfen zu wollen, hinter der vorgeblichen Unmöglichkeit zu verstecken suchen. Heraus auf den Kampfplatz; dem Muthigen und Redlichen gehört der Sieg! Darum auch Dank den Menschenfreunden, welche da- aufrichtige Bemühen de- Verfassers jener Artikel erkannt und damit ihre Ueberzeugung, daß Hülfe möglich ist, ausgesprochen habe«. Nirgends habe ich gefunden, daß den Brodherren, den Fabrikanten, ungebührliche Aumuthungen gemacht worden wären, und von Lohnzulagen als solchen ist gar nicht gesprochen, ja eS ist, allgemein genommen, nicht einmal zugegeben worden, daß die Fabrikarbeiter durchweg schlechten Lohn erhielten. In der Hauptsache läuft da- Ganze darauf hinau-, daß man Zucht und gute Sitte, Sparsamkeit und die rechte Gemeinschaft zwischen Arbeitgebern und Arbeitnehmern herbeiführe und nach Er fordern erzwinge, und da- ist doch wahrlich nicht zu viel verlangt — denn da- ist möglich! — Die Absicht dieser Zeilen ist keine andere, al- auf die Wichtig keit der Sache nochmal- aufmerksam zu machen und diejenigen, welche den Verfasser jener vier Artikel noch nicht ganz verstanden haben sollten, zu bitten, dieselben noch einmal und ohne Vor- urtheil zu lesen. Ich habe die feste Ueberzeugung, daß alle die, welche meiner Bitte Gehör schenken, mir beistimmen und es ge rechtfertigt finden, daß wieder einmal Jemand der Sache recht ernst in s Gesicht gesehen hat! Lebensversicherung. Prüfet Alles und behaltet das Beste. In Nr. 44 des Tageblatt- hat Jemand versucht, die von der hiesigen Lebensversicherungsgesellschaft Teutonia eingerichteten Alter pensions- und Sparcaffenversicherungen denen der Cölnischen Leben-. Versicherungsgesellschaft Concordia gegenüber dem Publicum zu empfehlen und deren Tarife und Bedingungen als niedliger und vorteilhafter darzustellen. Nach Ansicht des Einsenders dieser Zeilen, der, bevor er sein Geld ausgiedt, selbst zu untersuchen pflegt und dem Versprechen goldener Berge kein sonderliches Vertrauen schenkt, der übrigens beiden Gesellschaften gleich fern steht, ist jener Ver such nicht gelungen, wie in Nachstehendem näher nachgewiesen werden soll. In Betreff der Alterspensionsversicherung giebt der Vertreter der Teutonia zu, daß eine 30jährige Person für eine Alter-Pension von 100 Thaler, beginnend mit dem 65sten Lebensjahre, zu zahlen hat bei der Concordia 123 Thlr. 3 Gr. 8 Pf., bei der Teutonia 188 Thlr. 12 Gr., also bei der Teutonia ca 34 Procent mehr. Dieser bedeutende Unterschied soll nun dadurch ausgeglichen werden, daß die Pcnsionk- berechtigten bei der Teutonia Anspruch auf eine Dividende haben. Der Verf. jenes Aufsatzes hofft also, daß die Teutonia ihren Ver sicherten, nach Abzug der den Actionairen zukommenden 5 Proc.nt Zinsen und 25 Procent Dividende, noch 34 Procent werde aus- zahlen können. Ein solch enormer Gewinn ist aber nach den Erfahrungen aller übrigen Lebensversicherungsgesellschaften, welche Dividenden vercheilen, nicht wahrscheinlich. Die Gothaer Bank, unzweifelhaft die zur Zeit verbreitetste Lebensversicherungsgesellschaft, hat ihren Theilnehm.rn, die den ganzen Gewinn erhalten, wäh rend des jetzt 25jährigen Bestehens durchschnittlich kaum 24 Procent zahlen können; alle übrigen Gesellschaften haben weit weniger ver theilt. Daß die Teutonia diese sämmtlich so bedeutend überflügeln sollte, ist nach dem ersten Rechnungsabschluß derselben nicht wahr scheinlich, denn dieselbe hat danach für die geringe Zahl von nur 172 Capital- und Rentenversicherungen an jährlicher Prämie nicht mehr als 5536 Thlr. 20 Gr. 2 Pf. eingenommen, dagegen eine Begründungsschuld von 21,478 Thlr. 3 Gr. 2 Pf. contrahirt. Selbst wenn daher auch bald die Zeit käme, wo die Versicherten allein den reinen Gewinn unter sich vertheilen, so müßte doch ein ganz bedeutender Aufschwung des Geschäft- stattfinden, bevor jene- ungewöhnliche Resultat erreicht würde. Allein jener Aeitpunct ist in große Ferne gerückt, denn nach den Statuten werden vom reinen Gewinn zunächst für das Actiencapital von 600,000 Thlr. 5 Pro cent Zinsen vergütet. Der dann noch übrige Gewinn (worauf nach oben erwähnter Abrechnung wohl noch eine Reihe von Jahren zu warten sein möchte) wird, nach tz. 16 der Statuten, zur Hälfte erst wieder den Actionairen ausbezahlt, die andere Hälfte den Ver sicherten Beträgt die auf die Actionaire fallende Hälfte mehr als 25 Procent, so wird der Ueberschuß, d. h. also der 55 Procent übersteigende Gewinn zur Rückzahlung de- Actiencapital- verwen det. Den Aeitpunct, an dem den Versicherten der ganze Ueberschuß auSgekehrt wird, möchte hiernach kaum ein Methusalem erleben, und hält Einsender eS daher vorläufig für vortheilhafter, der Con cordia die 123 Thlr. zu zahlen, und die 65 Thaler, welche die Teutonia, trotz ihrer für sich allein in Anspruch genommenen ra tionellen Grundsätze, mehr fordert, in seiner eigenen Tasche zu behalten. Noch schlimmer wie mit den angeblichen Vorzügen der AlterS- pensionsversicherung sieht eS mit denen der Sparcassenversicherung der Teutonia vor der der Concordia auS. Bleiben wir auch hier bei dem gewählten Beispiele stehen. Die Teutonia zahlt, wenn ein 20jähriger jährlich 10 Thlr. einlegt, demselben in feinem 6Ssten Jahre 960 Thlr. au-, die Concordia dagegen 10S4 Thlr. 25 Gr. 2 Pf., ohne dabei, wie der Verf. jener Einsendung der Wahr heit zuwider behauptet, da- Recht sich zu reserviren im Fall de- früher« Tode- de- Einleger- die Einschüsse für sich zu behalten, sondem sie zahlt, gleich der Teutonia, den Erben da< zur Zeit des
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