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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 15.03.1855
- Erscheinungsdatum
- 1855-03-15
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-185503155
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18550315
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18550315
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
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- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1855
- Monat1855-03
- Tag1855-03-15
- Monat1855-03
- Jahr1855
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 15.03.1855
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Stadllhealer. I Ein Stück, da- namentlich in der erst-n Hälfte der Dreißiger- Jahre viel Glück machte, „Der alle Student" vom Freih. von Maltitz, ward am 13. ds. Mt-., veranlaßt durch Dawi- sons Gastspiel, in einer neuen Bühnen - Einrichtung gegeben. Wenn dieses kleine Drama, das der Dichter selbst nur „Genre bild" nennt, in formeller Beziehung mancherlei Einwendungen zu- läßt und es namentlich in die Elaste der Tendenzstücke gehört, so ist es doch keineswegs auS bloßer Spekulation auf die zu damaliger Zeit herrschenden Sympathien hervorgegangen; es ist vielmehr der HerzenS-Erguß eine- edlen, mit Recht als Schriftsteller und Dichter hochgeachteten Menschen, der die innigste Theilnahme für das traurige Schicksal des polnischen Volkes hegte und die Sache Polen- auS reinster Ueberzeugung mit Wort und Schrift verfocht. Zugleich war Maltitz ein Verehrer des alten urkrä'ftigen deutschen StudententhumS; er faßte diese- von der idealsten Seite auf und polemisirt durch Aufstellung der Figur des Flachentropf — ob mit Recht oder Unrecht, sei hier nicht erörtert — gegen die damals schon sich zeigende Verflachung des akademischen Lebens. Der Dichter stand in seinem ganzen Wirken dem Theater ziemlich fern, und darin liegt der Grund zu den Mängeln de- in Rede stehenden Stückes und zu den Ecken und Rauhheiten, die eS in seiner ur sprünglichen Fassung hat. Durch die neue Umarbeitung sind letztere zum größten Theile ausgeglichen, das Ganze ist der Neu zeit dadurch näher gerückt worden. Dawison gab nun als Aolski ein eben so poetische« als wahres Genrebild, das so sehr fesselte und Sympathie erweckte, daß man gern über die Mängel des Stückes hinwegsah. Es wurde diese Figur unter seinen Händen zu dem würdigsten Repräsentanten des so tief gebeugten Volkes der Polen, dessen, wenn auch vielleicht theilweise selbst verschuldetes Unglück auch den rühren muß, der nicht mit dem Princip der polnischen Erhebung einverstanden ist. In ergreifender Weise brachte der große Künstler den tiefen Schmerz des für sein Vater land glühenden edlen Polen über die Trennung von der geliebten Heimath zur Anschauung; ein Achtung gebietender männlicher Ernst, eine schöne Begeisterung für das ihm Gastfreundschaft gewährende Deutschland und für besten Wissenschaft und Kunst verklärte diese Gestaltung. Dabei wußte er höchst maßvoll und ohne alle Uebertreibung das Burschikose des Studenten geltend zu machen, «ine Aufgabe, an der sehr oft selbst die tüchtigsten Dar steller scheitern. Daß ihm als geborenen Polen der Anflug von fremdartigem Accent beim Sprechen des Deutschen trefflich gelingen mußte, ließ sich erwarten. Die ganze Leistung sprach abermals für die Vielseitigkeit deS genialen Darstellers und verfehlte ihre gewaltige Wirkung auf das auch diesmal ungewöhnlich zahlreich versammelte Publicum nicht. — Von den anderen Personen des Stücke« hat nur das Gegenstück zu dem Helden, der Herr von Flachentropf, Bedeutung. ES ward diese Rolle von Herrn Körnig in MaSke und Spiel sehr gelungen durchgeführt ; eS ist daher dem Darsteller, der für dergleichen Partien entschiedene Begabung hat, zu dieser Leistung nur Glück zu wünschen. — Den zweiten Lheil der Vorstellung bildete das Holte i'sche Genrebild „Die Wiener in Paris". Es ist bei der ersten Aufführung dieses Stückes bereit- mit höchster Anerkennung der Wiedergabe des Bonjour durch Dawison besprochen worden; auch diesmal war dieser Bonjour eine Meisterleistung, die so leicht nicht zu erreichen oder gar zu übertreffen sein dürfte. Ferdinand Gleich. Vermischtes. Eine Episode aus dem Leben deS jetzigen Kaisers von Rußland Alexander II. — „Ich erinnere mich," sagt ein Berichterstatter der Cöln. Zeitung, „des ehemaligen Chefs deS polnischen Chasseur - Regiments, als derselbe vor vierundzwanzig Jahren, kaum dreizehn Jahre alt, über die eigens erbaute neue Weichselbrücke nach der Aakroczymer Straße im Triumphzug seinen kaiseri. Aeltern in einfacher Lieutenantsuniform deS polnischen Regiments folgte. Ich sage in einfacher Lieutenantsuniform, weil sich an den Lieutenantsrang des Prinzen Erinnerungen knüpfen, die dessen Erziehungsgeschichte angehören. AlS Augenzeuge d.s Einzugs des Königs voy Polen mit seiner kaiserl. Familie lenkte ich vorzugsweise auf den lttM Jüngling eNtgegenreifenden Cäsarewitsch meine Aufmerksamkeit, und da das Ereigniß in Betreff de-LieutenantS- rangs weniger bekannt sein dürfte, so erlaube ich mir, dasselbe hier mitzutheilen. Als kaiserl. Prinz hatte der Cäsarewitsch Generals rang bekleidet. Er war nicht blos Groß-Attaman sämmtlicher Kosakenhecre, sondern auch Chef des polnischen von Oberst JankowSki commandirten Chasseur-Regiments. Kurz vor der Reise des Kaiser- zur Krönung nach Warschau befahl er in der Anwandlung jugend licher Laune dem Obersten Baron v. Moerdes, seinem Erzieher, sich in Arrest zu begeben. Der Gouverneur gehorchte als Oberst dem General. Der Kaiser, alsbald hievon in Kenntniß gesetzt, beschied beide zu sich. Auf die Frage, warum er seinem Zögling gehorcht, erwiederte Moerdes: um dem Princip der DiSciplin Rechnung zu tragen, mußte ich dem Befehl, der im Beisein anderer Officiere gegeben war, Folge leistes. „Damit der Oberst," wandte sich hier der Kaiser an den Kronprinzen, „fortan über Ihnen stehe, werden Sie sofort die General-Epaulettes ablegen, und als simpler Soldat Ihrem Erzieher untergeordnet." Dabei entkleidete der Monarch den Cäsarewitsch der General-Epauletten. Bis zu der zwei Meilen vor unserer Stadt auf dem rechten Weichsel-Ufer belegen«« Station Jablonna reiste der Kronprinz zum Krönung-fest als simpler Soldat, und wurde hier erst auf seiner kaiserl. Mutter Bitte zum Officier, d. h. Unterlieutenant, vom Kaiser befördert. AlS solchen sah ich denselben an allen folgenden Festlichkeiten als Chef deS Regiments vor besten Fronte, am Krönungszug, an der Kirchenfestlichkelt rc. in dem damals so geräuschvollen Treiben in unserer Stadt theil- nehmen." — Ist die Geschichte gegründet, so beweist sie für die heilsame Strenge der kaiserl. Erziehung, die nach dem Grundsatz geführt wurde, daß gut befehlen kann, wer gut gehorchen lernt. Kaiser Alexander!, hatte gegen seinen Bruder, Großfürst Nicolaus, einmal in gleicher Weise streng sich erwiesen. NicolauS hatte gegen den verdienten Generallieutenant Ostermann eine Be leidigung sich erlaubt. Der Kaiser bestand darauf, daß er dem General vor der Fronte der Truppen Abbitte thue, waS denn auch unweigerlich geschah. Nach NicolauS' Thronbesteigung erfuhr Oster mann zwar dieselbe rücksichtsvolle Behandlung wie früher ; eS ward ihm aber nahegelegt, daß sein Alter der Ruhe und Erholung bedürfe. Oftermann bat um länger« Urlaub, den er dann zu seiner (mit Fallmerayer unternommenen) Reise nach dem Orient benützte. Seit dem lebt er — jetzt mehr als achtzigjährig — auf einem Landgute in der Nähe von Genf. Es ist vielleicht für die gewerbtrelbcnden Leser d. Bt. von Interesse zu erfahren, daß das in Berlin erscheinende „ Landwirth- schaftliche Handelsblatt" seit Beginn dieses Jahre« fortlaufend alle bei dem Geh. Obertribunal zur endgültigen Entscheidung kommenden intereffanteren Handels-RechtSfälle in kurzer, auch dem Nichtjuristea vollkommen verständlicher Darstellung veröffentlicht, und damit den sich so häufig aus bloßer Unkenntniß in ruinöse Proceffe ver wickelnden Geschäftsleuten, Gutsbesitzern u. s. w., welche weder Zeit noch Lust haben, juristische Zeitschriften durchzulesen, den ein fachsten Weg zeigt, sich vor Schaden zu bewahren. Alexander DumaS, der Sohn, führte sich, als die Tänzerin Pepita in Brüssel war, ohne Weitere« bei derselben ein und lud sie zu einem Souper. Die Tänzerin aber beantwortete diese Ein ladung mit der bescheidenen Anfrage: „klonsionr, erster vou» par kaoarck, qu« j'sie kaim? Fünf Sonnen. Ein Bauer. Eine Dame. Sieh da! Zwei Gegner gleich in einem Blatte, Und zwar in seltsam friedlichem Verein ; Solch zürnend Wort ich nicht erwartet hatte Bei jenem Sonnen-, hier Gefühles-Sch ein! Den Bauer wie ein nervenschwaches Dämchen zeigt. Wo Blame, Bösewicht sich nicht zum Frieden neigt. Sei Du ein edler Mann im Bauernreiche, Gehörst gewiß nicht zu der großen Zahl, Die Beutel füllen durch der Theu'rung Streiche, Du würdigst Sonne mehr als Goldes Strahl! — Deshalb doch find' ich nöthig nicht daß Du mich kennst. Du mich ja ohnehin schon „die Gelehrt«" nennst. Indessen wie auch Dame arg sich spreizet Bei einem — von ihr nicht verstand'nen — Scherz; Vermischte Rede nicht zu Mitleid reizet, Ob sie auch zeiget viel umfassend Herz. Sonst wär' ein biblisch Motto nicht dabek ertönt. Wo sie von Plunder spricht, die Wissenschaft verhöhnt? Die zum Bösewicht und zur Gelehrten avancirte frühere Cokrefpondentin.
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