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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 08.04.1855
- Erscheinungsdatum
- 1855-04-08
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-185504084
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18550408
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18550408
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
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- Ausgabe
- Parlamentsperiode
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- Wahlperiode
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Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1855
- Monat1855-04
- Tag1855-04-08
- Monat1855-04
- Jahr1855
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 08.04.1855
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1158 Verhandlungen der Stadtverordneten am 80. März 1855. (Fortsetzung.) Giebt nun der Stadtrath im angezogenen Communicat über dies zu, daß eine absolute Nothwendigkeit, Stadt- und Land- fieischer in einem Raume zusammen zu fassen, nicht vorliege, daß «S nur geschehe, um die Wohlfahrt der Einwohner Leipzig- zu erhöhen, und ist man in letzterer Beziehung darüber, daß eine wirkliche Annehmlichkeit für die Leipziger durch jene Vereiniaung erreicht werde, doch so getheilter Ansicht, wie wir allseitig Horen, so scheint uns, nach so genauer Prüfung der Sachlage, eine eonäitio oine Hua non doch hier keineswegs vorzuliegen, und können wir uns deshalb nicht damit einverstanden erklären, daß man ein an einer, wenn auch erst entstehenden Straße — die jedoch, wie wir später zeigen werden, von so großer Be deutung «erden wird — aufzuführendes Gebäude, gleichviel zu welchem Zweck es dienen soll, deshalb, weil der gegebene Raum nicht auSreicht, willkürlich in die Straße hinaus gegen die übrigen nebenanstehenden Gebäude vorrücke, und die- im vorliegenden gegebenen Falle um so weniger und so lange nicht, als die Nothwendigkeit der Vereinigung der Fleischer nicht festgestellt war. Wir kommen nun zu der Beantwortung der zweiten Frage: ob eS in ästhetischer Hinsicht richtig sei, die hier gegebene, natürlich gebotene Fluchtlinie nicht nur nicht einzuhalten, sondern sie sogar mit einem 2V Ellen vorspringenden, wenn auch 114 Ellen langen Gebäude zu unterbrechen. Weit entfernt, un- hier auf philosophische Betrachtungen ein lassen zu wollen, dürften wir zur Beurtheilung obiger Frage zu vörderst zu untersuchen haben, ob wir hier überhaupt einen ästhetischen Maßstab anlegen können. Mir sagen ja, denn wir haben e- ») mit einem öffentlichen großartigen Gebäude zu thun, d) mit einem Gebäude der steigenden Industrie, deren Geist die heutige Architektur folgen muß, v) mit einem Gebäude an einer öffentlichen Straße, in der Nähe der Promenaden, der schönsten Zierde unserer Stadt. Hängt nun der ästhetische Eindruck eines Gebäudes, sei eS ein Museum oder ein Fleischhallengebäude, davon ab, daS alles Ein zelne zum Zweck deS Ganzen verbunden sei, daß daS Gesetz der Kausalität mit dem Gesetz der Proportion Hand in Hand gehe, und der Umgebung, dem Einklang mit derselben keine subordinirte, sondern eine coordinirte Stellung eingeräumt werde, so können wir, dies Alles auf vorliegenden Fall angewendet, vom ästhetischen Standpunkt auS eS nicht billigen, daß man die Fluchtlinie hier nicht innegehalten hat, daß man mit dem Gebäude sogar 20 Ellen vorgegangen ist. Wohl können wir nicht leugnen, daß man, sieht man daS zu diesem Behufs und zur Darstellung des Museums am Augustus- platz gefertigte Modell auf dem hiesigen Bauamt ausgestellt, in dieser Ansicht schwankend gemacht wird, da die die neue Straße einerseits bildende Häuserreihe sich überhaupt nicht als eine gerade, sondern als eine zackige, oft unterbrochene Linie darstellt; allein eS erscheint uns die Hervorrückung des FleischhallengebäudeS am Ende der Straße in diesem Modell deshalb nicht als eine so grelle, weil das Ganze in nur kleinem Maßstab gehalten ist und der Park vor dem Fleischhallengebäude als ein freier, von hohen Bäumen nicht beschränkter Platz dem Auge sich darstellt. Käme daS Gebäude an einen großen, offenen, freien, von allen Seiten zugänglichen Platz zu stehen, so ließe sich die Vorrückung nicht allein motiviren, wir fänden sie sogar gerechtfertigt; allein das Gebäude erhält keineswegs eine isolirte, freie Stellung, eS kommt vielmehr mit der Vorderfronte an eine Straße zu liegen und lehnt sich mit seiner Rückseite hart an die Gebäude der Ritter straße, bildet also mit diesen zusammen einen Complex, mitten inneliegend zwischen dem oberhalb gelegenen, von den übrigen Ge bäuden der Ritter-, der Grimma'schen Straße und des Zwinger- gebildeten Carrs, und dem unterhalb von dem Georgenhause be grenzten Complex; wir haben eS also mit drei an einer Straße liegenden Complexen zu thun, und hier dürfte wohl kaum Jemand behaupten wollen, es sei in ästhetischer Beziehung richtig, wenn einer oder der ander« dieser Complexe vor den übrigen vortrete, um so mehr, da es stch Hier zugleich um die Anlage einer neuen Straße handelt. - . Sagt nun zwäDM Stadtrath in seinem Communicat vom 6. Rovemb« 1854. M „das gegen da- Vorrücken des fraglichen Gebäudes etwa zu „erhebende Bedenken träte in so fern wesentlich in den Hinter grund, als es dem Auge nicht anders erscheinen werde, als „die ebenfalls au- der Fluchtlinie hervorspringende Bürger schule", so dürfte die- für den am Beginn der Grimma'schen Straße, in der Nähe deS Felsche'schen Hause- seinen Standpunkt habenden Beschauer wohl richtig sein ; allein wir erlauben uns dem entgegen zuhalten, daß es unserer Ansicht nach hier nicht sowohl darauf ankommt, wie daS fragliche Gebäude von einem fernen Stand punkt auS in Bezug auf ein eben so fern stehendes Gebäude er scheint, sondem daß wir uns den Beobachter vielmehr entweder unmittelbar vor dem Gebäude, oder doch in der Nähe desselben, auf der neuen Straße stehend, denken müssen und nun fragen: welchen Eindruck muß daS Vorgehen deS eben genannten Mittel- theileS in der Straße machen? Jedenfalls widerspricht e- dem Gefühl, der jedem gebildeten Menschen innewohnenden Grundidee, daß eine Straße, wenn ihr der Name einer schönen beigelegt werden soll, möglichst gerade sein muß, keinenfallS durch weit auSspringende Gebäude gekrümmt, am Allerwenigsten durch ein solches rechtwinklig gebrochen werden darf. — Wenden wir uns hierauf zur Erörterung der dritten Frage: ob eS, selbst wenn wir die vorigen Fragen stillschweigend genehmigen, praktisch, für den sich hier in der Zukunft ent wickelnden Verkehr zweckmäßig sek, mit dem Gebäude so weit und überhaupt herauSzurücken, so müssen wir zuvor den SituationSplan ganz genau zergliedern und den Gang der hier aufeinanderstoßenden Straßen uns ver gegenwärtigen. Bisher haben wir bloS davon gesprochen, daß dir hier neu entstehende Straße durch Vorrückung deS Gebäude- überhaupt alterirt, oder mit anderen Worten, daß sie durch dasselbe in ihrer geraden Richtung gestört werde. Werfen wir einen Blick auf die Totalansicht der Straße in Verbindung mit dem SituationSplan, so finden wir aber ferner, 1) daß ungefähr zu Beginn de- rothen Collegiums die hier 26 bis 27 Ellen breite Straße in zwei Theile, ja wir müssen sagen, in zwei Straßen sich theilt, nämlich in eine auf- wärtSsteigende, Anfangs und bis auf 100 Ellen Länge ca. 14 Ellen, später auf 30 Ellen Länge 10 Ellen breit, und in eine abwärtsfallende, zu Anfänge 15 Ellen, später 20, resp. 28 und wieder 20 Ellen breit; - 2) daß auf die abwärtsfallende Straße zu beiden Seiten de- Fleischhallengebäudes zwei Straßen, nämlich die Au-fahrt vom Ritterplatz und unterhalb der Brühl rechtwinklig aufstoßen, die Straße selbst dann aber am Georaenhause entlang nach den Bahnhöfen der Magdeburger und Dresdner Bahn führt; 3) daß die aufwärtssteigende, in die Lederhallen führende Straße auf 44>/4 Ellen Länge 15 Zoll, sodann auf 55»/» Ellen Länge 4'/« Ellen, also auf 10 Ellen ca. 18 Zoll steigt, sodann 30 Ellen horizontal fortgeht, während die abwärt-fallende Straße auf 100 Ellen 4»/« E. fällt, sodann auf 30 Ellen (der Durchfahrt zum Ritterplatz) horizontal liegt, später aber wieder abwärts fällt, und zwar bis zu Ende deS Georgenhauses auf 100 Ellen ca. 22/4 Ellen oder auf 10 Ellen 6,s Zoll; 4) daß die abwärtsfallende Straße, gehen wir nach den Bahn höfen zu, auf der linken Seite Anfang- von der Appareille, später von Gebäuden, auf der rechten Seite von dem Ab hang nach dem Park und Schwanenteich zu begrenzt oder gebildet wird. Es sind dies Alles wohl in- Auge zu fassende Momente. So wie der bereit- vollendete, durch den Park hindurch führende Theil der Straße auf beiden Seiten mit Trottoir- für die Fuß gänger versehen worden ist, auf gleiche Weise wird unstreitig auch der obere Theil dieser neuen Straße, bis zu Beginn der Grimma schen Straße, also auch der der Appareille entlang gehende Theil mit Trottoirs zu beiden Seiten, mindesten- aber an der äußeren, der Parkfeite, mit Trottokrplatten belegt werden. Wie wir nun oben gefunden haben, hat die abwärtsgehende Straße, rechtwinklig auf die Axe gemessen, 15 Ellen Breite, wird dann bei der Durchfahrt zum Ritterplatz 28 Ellen breit, geht, durch den Vorsprung deS Fleischhallengebäude- geschmälert, in eine 20 Ellen breite -über und läuft am Georgenhause in einer 30-, resp. 24elligen Breite nach den Bahnh-fen zu. Ziehe» wir mm von obigen 15 Ellen nur ein 3 Ellen breite- Trottoir ab, so bleibm
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