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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 03.12.1853
- Erscheinungsdatum
- 1853-12-03
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-185312031
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18531203
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18531203
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1853
- Monat1853-12
- Tag1853-12-03
- Monat1853-12
- Jahr1853
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 03.12.1853
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und Anzeiger. 337. ssssssss-ss» Sonnabend den December. I85S. Bekanntmachung. Mehrere Hundert Langhaufcn sollen auf Connewetzer Reviere, und zwar auf dem zwischen Connewitz und Raschwitz an der Pegauer Chaussee gelegenen Gehau meistbietend verkauft werden. Kauflustige yaben sich Montags den ü. December d. I. früh S Ubr aus dem gedachten Gehau bei der hohen Brücke einzusinden. Leipzig, den 26. November 1853 Des Raths der Stadt Leipzig Forstdeputation. Achtes Abonnement-Concert im Saale des Gewandhauses. Den ersten Theil diese- am 1. December stattgehabten Concertes füllte die vortrefflich ausgeführte Symphonie in b' 6ur (8o.8) von Beethoven aus; der zweite Theil war ausschließlich der Auf führung von Compositionen von Hector Berlioz, welche dieser Künstler persönlich leitete, gewidmet. — Wenn man als Künstler oder al- Kunstfreund zum ersten Male einer Kunsterscheinung ersten Ranges, der sin großer Ruf voraufgegangen, gegenüber tritt, ist nicht allein die Erwartung auf daS Höchste gespannt, man befindet sich auch in einer gewissen feierlichen Stimmung, man ist empfäng licher als je für alles Schöne, was geboten wird, man sucht sich so schnrtl als möglich auf dem neuen Gebiete in den neuen — für den ersten Augenblick noch unbequem erscheinenden Formen zu orientiren. Es ist aber auch unumgänglich nöthig, sich in eine solche Stimmung zu versetzen; es ist unerläßlich, bei solchen Gelegen heiten von seinem individuellen Standpuncte, von seinen persönlichen Au- und Abneigungen abzusehen, wenn man einem ganz originellen und durchaus neuen Kunstgenre gegenüber einen wirklichen Genuß haben, den Künstler selbst aber verstehen und ihm nicht Unrecht thun will. Sind irgendwo solche Voraussetzungen nöthig, so ist dies bei Hector Berlioz der Fall. Wir begegnen hier einer groß artigen, durchaus ursprünglichen Künstlernatur, die, weit über ihre Aeit hinaus greifend, sich selbst neue Bahnen brechend und die entsprechenden Formen schaffend, deshalb eben gegenwärtig noch nicht allgemein verstanden und gewürdigt werden kann — eben so wie z. B. Beethoven während seines Lebens fast nur Miß achtung, Demüthigung und Spott als Lohn für seine großen künst lerischen Thaten erntete, selbst von bedeutenden Kunstgenossen für verrückt erklärt wurde. HectorBerlioz konnte bei seinen Lands leuten, die sich sonst mit Recht rühmen dürfen, daß sie die Talente ihrer Nation mit Ruhm und Gold lohnen, nicht die Anerkennung finde«, die er verdient — er mußte sich an die für höhere Kunst- destreduagen empfänglicheren, für Ernstes günstiger gestimmten Deutschen wenden, und er hat in unserem Vaterlande an einem großen Theile der deutschen Künstler und Kunstkenner warme Freunde; er hat in Deutschland einen Boden gefunden, 1« dem die Blüthe jeiner Kunst gedeihen und sich entfalten kann, trotz der Opposition, die sich hier wie überall gegen alles Neue und Ungewöhnliche zeigt. Die bekannte und leider nur zu wahr* kunsttzistortfche Thatsache, daß fWcher dentfthe Künstler sich von Paris oder Italien aus die Herze« ihrer -Nndstmte erobern mußten, wird sich in diesem Falle allem Anschein nach umgedreht zeigen : Berlioz muß sich in Denchchlantz Lorbeeren holen, damit seine Landsleute erkennen lernen, w«s sie a» itz» HM«. Es wüstze hier zu weit führen, wollten wir eine nur einiger maßen genÜDMde Charakteristik der Berli.oz'schen Kunst geben. Wir beschränken uns darauf, über die Werke und Bruchstücke, welche er an diese« Abende vorführte, einige wenige Worte zu sagen. Das erste derselben: „Die Flucht nach Aegypten," biblische Legende für Tenor solo, Chor und Orchester, ist ein tief empfundenes, von inniger Religiosität durchwehtes, Ln einem über aus edlen und einfachen Styl gehaltenes Werk. Es besteht das selbe aus einer Ouvertüre, einem Abschiedschor der Hirten an die heilige Familie und einem Tenorsolo, in welchem die nächtliche Rast deS Jesuskindes mit seinen Aeltern geschildert wird. Tief ergreifend und zu einer beseligenden Stimmung erhebend sind diese der höchsten künstlerischen Weihe entströmenden rührenden Töne für jeden Fühlenden, und gar Mancher, der sich Berlioz' Musik nicht anders, als mit vier schmetternden Trompeten, gewaltigen Posaunen-Accorden und allen möglichen Lärm-Instrumenten denken konnte, wird über die große Wirkung erstaunt gewesen sein, die der Künstler mit einem ungewöhnlich einfachen Orchester hier erzielt hat. Aehnliche Einfachheit trat uns in der höchst charakteristischen, die tiefste Empfindung athmenden Romanze: „Der junge Bre tagner Schäfer" entgegen. Dieses reizende Tonstück, von Herrn Schneider sehr brav und verständlich gesungen, ließ eben so wie die biblische Legende und die später folgende ,, Scene aus Faust" die Aeußerungen von Opposition verstummen, welche sich bei den Jnstrumentalwerken des Künstlers in den lebhaften und gerechten Beifall mischten. Die Faustscene — Recitativ, Arie des Mephi stopheles, Chor und Tanz der Sylphen — machte durch den edlen Styl, in dem sie geschrieben, durch die duftige Romantik, die höchst originelle und geistvolle Auffassung der Situation einen nachhaltigen, begeisternden Eindruck. Hier zeigte sich ein großes musikalisches Genie vereint mit der liebenswürdigsten französischen Eleganz und tiefer Reflexion. Rechnet man hierzu eine hohe Meisterschaft in Handhabung der Mittel, so ist es nicht zu verwundern, wenn dieses Bruchstück, selbst als solches noch, von der bedeutendsten Wirkung war. Diese Probe aus dem großen Werke verspricht viel, sehr viel und läßt auf ein gewaltiges, imponirendeS Meisterwerk schließen. Wie bereits angedeutet, fanden deS genialen Künstlers Erzeug nisse reiner Instrumentalmusik bei dem Publicum weniger Eingang, als die Vocal-Compositionen, und doch stehen jene künstlerisch diesen in keiner Weise nach. Der Grund, weshalb dn Gesanastücke besser gewürdigt und verstanden wurden, liegt zum großen Theile darin, daß bei ihnen durch die Worte Fingerzeige über die In tentionen des Componisten gegeben sind. ES wäre gut, wenn zu den Orchester-Compositionen Berlioz' erläuternde Programme von einer geistreichen Künstlerfeder geschrieben würden, vielleicht in der Art, wie Richard Wagner solche zur heroischen und neunten Symphonie und der Coriolan-Ouvarmre von Beethoven geliefert hat. Dergleichen Programme sind bei Aufführungen von neuen oder über die Gegenwart hinauSgrelfenden Werken durchaus nöthig; denn eS ist selbst von einem gebildeten und empfängliche« Publi cum nicht zu verlangen, daß es sich so schnell in den neuen Geist und die neue Form solcher Werke finden soll. Lißt, der geist reiche, mit Berlioz' Werke« so innig vertraute Künstler, wäre zu dergleichen Analysen wohl der Berufenste. Die Symphonie: „Harold in Italien," führt uns in den zu Gehör gebrachten drei ersten Sätzen fein durchdachte und bis
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