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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 26.12.1853
- Erscheinungsdatum
- 1853-12-26
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-185312267
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18531226
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18531226
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1853
- Monat1853-12
- Tag1853-12-26
- Monat1853-12
- Jahr1853
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 26.12.1853
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and Anzeiger. 360 Montag den 2<>. December. Die Fitischhallen. 1 Wohl mögen die jetzigen Fleischhallen in der Reichsstraße — also inmitten der Stadt — wegen ihrer günstigen Meßlage oft und mit Recht an eine einträglichere Verwendung zum Vortheile der Stadtcasse erinnert haben, z. B. sie zu Verkaufsständen in den Messen, und außerhalb derselben für solche einheimische Ver käufer zu verwenden, die während der Markttage gegenwärtig auf dem Markte in Budenfeilhalten. Ob sie sich aber dazu eignen, ist eine andere Frage; denn wer nur einmal seinen Weg durch die selben genommen hat, wird zugestehen, daß sie fast schon für den Fleischverkauf, für andere, namentlich feine Verkaufsgegenftände auf jeden Fall zu dunkel sind. Doch was aus den jetzigen Fleisch bänken einmal werden soll oder kann, mag vorläufig dahin gestellt bleiben; hier haben wir uns blos eine kurze Besprechung bezüglich der neuen Fleischhallen Vorbehalten. Jedermann weiß, daß man dieselben unmittelbar neben dem Georgenhause zu erbauen beabsichtigt; ob aber durch die Erbauung neuer Fleischhallen überhaupt alle die Vortheile erreicht werden, die man Ach vermuthlich von ihnen verspricht; ob nicht vielmehr das BeduHilß einer abermaligen, und zwar baldigen Verlegung und resp. Vermehrung der Fleischbänke sich Herausstellen würde, dies bedarf einer gar sorgfältigen Erwägung. Zahlen sprechen, und zwar lauter und überzeugender, als manche sonst recht wohlbegabte Redner, denn sie haben unwiderlegbare Gründe für sich, daher auch nicht nöthig, Widerspruch zu fürchten, und Harum mag ihnen hier ein Plätzchen vetgönnt sein. Seit 1813 sind gerade vierzig Jahre verflossen, und damals zählte Leipzig 35,000 Einwohner und 30 Fleischermeister; 1823 war die Bevölkerung auf 38,939 Einwohner und 33 Fleischhauer ge stiegen; 1833 betrug sie 40,946 Einwohner mit 41 Fleischermeistern und 1 HauSschlächter; 1843 60,108 Einwohner, 52 Fleischermeistrr und 3 HauSschlächter, und zu Anfang des Jahres 1853 bestand die Einwohnerzahl auS 66,682 Seelen mit 64 Meistern der Fleischer innung und 9 Hausschlächtern. Bis vor ungefähr etlichen zwanzig Jahren langten die jetzigen Fleischbänke auS ; von da an mußten die Jungmeister ihren Stand auf dem Nicolaikirchhof nehmen. Wenn sich demnach die Fleischermeister in einem Zeiträume von vierzig Jahren bei einer Bevölkerung von 35,000 bis circa 67,000 Ein wohnern von 80 Mitgliedern bis auf 73 (incl. der HauSschlächter) vermehrten, wie viele Mitglieder wird dann diese Innung nach einem abermaligen Verlaufe von vierzig Jahren bei einer Population von 67,000 bi- mit vielleicht 150,000 Einwohnern zählen? und werdm sonach die neuen Fleischhallen — zu 160 angenommen — nicht schon nach einem Zeiträume von 12—15 Jahren als unzureichend zu betrachten sein? Nehmen wir die runde Summe von 70 Stadt- und 60 Landfleischern an, so crgiebt die- eine Zahl von 130 Fleischer meistern, welche jetzt für den Fleischbedarf Leipzig- und seiner Um gebungen sorgen; mithin würden nur 30 Hallen unbesetzt bleiben, die schon in fünfzehn Jahren spätesten- besetzt sein dürften ; e- würde mithin von da an derselbe Uebelstand eintreten, der vor einigen zwanzig Jahren eintrat, nämlich: die Jungmeister der Stadt oder dis zuletzt sich meldenden Landfleischermeister würden abermals eine- Stande- außerhalb der Hallen bedürfen; denn unmöglich wird man doch wieder zu dem bereit- vor längerer Zeit aufgegebenen Principe: nur einer gewissen Anzahl Fleischer in Leipzig da- Bürger- und Meisterrecht zu ertheilen, oder nur einer gewissen Anzahl Landfleischer zu gestatten, der Stadt zu kommen, zurückkehren «ollen mit ihrer Waare nach «ollen? Es liegt zwar in der menschlichen Natur, sich nur ungern von dem Althergebrachte« zu trennen; aber neuen Bedürfnissen gegenüber müssen alte Schranken fallen, denn in unserer Zeit ist nun einmal schon jeder bloße Still stand — ein Rückschritt! Was überhaupt den Platz am Georgenhause anbetrifft, so ist er für diesen Zweck jedenfalls ein zu theurer Bauplatz, und nicht mit Unrecht haben sich Stimmen dagegen ausgesprochen, da er für die Messen ebenfalls sehr günstig gelegen und also wohl zu finanziell- ergiebigeren Zwecken verwendet, mithin eine- 'höheren Ertrages wegen sicherlich mit einem für andere Handelsartikel bestimmten Gebäude bebaut werden könnte. — Auch Leder nehmen wir hlM aus ; denn einerseits halten die Lederhändler mit ihrer Waare nichr lange feil, andererseits würden sie keine solche Lagermicthe zahlen, wie Engrossisten anderer Artikel, namentlich Großhändler von Luxusgegenständen. Für solche Branchen hergestellte Locale könnten, schon weil sie Eleganz erfordern, außerhalb der Messen noch ander- weit, z. B. zu geselligen Zwecken verwendet werden, wofür schon die Lage am schönsten Theile des Parkes spricht. Leipzig ist arm an großartigen öffentlichen Gebäuden, und darum begrüßt gewiß Jeder schon Projecte zu eben so wünschenswerthen als norhwen« digen Etablissements mit Freude, geschweige denn festbeschlossene Bauten; aber neue Fleischhallen an diesem Theile der Promenade zu bauen, darüber dürften die Meinungen jedenfalls sehr getheilt sein, und jedenfalls ist dieser Platz geeigneter für ein großartiges Han- del-gebäude oder zu einem städtischen Museum, als zu Fleischhallen. Nimmt man einen Plan der Stadt Leipzig zur Hand, so wird man auf den ersten Blick wahrnehmen, daß, wenn die Fleischhallen noch dahin verlegt werden sollten, der Fleischverkauf durch diese Verlegung wohl dem nördlichen und östlichen Theile der Stadt etwas näher als jetzt gebracht, dagegen dem südlichen und west lichen Theile desto mehr entrückt werden würde. Städte in ähn lichen Verhältnissen wie Leipzig erbauten daher, sobald sich dieses Bedürfniß in dieser Beziehung bei ihnen herausstellte, mehrere Fleischhallen und zwar an verschiedenen Orten, um allen Stadttheilen gerecht zu werden; noch andere sahen ganz oder zum Theil von ihnen ab und überließen eS den Fleischern selbst, für den Ort ihres Verkaufes zu sorgen, und dadurch entstanden jene reinlichen, oft sogar zierlich mit Fleischwaaren ausgeputzten, ja appetitlich aussehenden Fleischläden, wie man sie z. B. nicht nur in den Straßen von Berlin, Hamburg und anderer großen Städte, sondern selbst in unserm Sachsen in kleineren Städten vereinzelt sehen kann. Sollten in Leipzig derartige Locale, wegen der Messen, zu theuer zu stehen kommen, so würde dies doch nur in einzelnen Straßen der Stadt der Fall sein ; überhaupt würde derSpeculationS- geist bald Mittel zur Adhülfe jeglichen HindernistzS finden, z. D. dadurch, daß zwei oder drei Fleischermeister ein größere- Gewölbe auf gemeinschaftliche Kosten nähmen, oder Privatpersonm oder Gesellschaften Fleischhallen bauten, wenn deren nun einmal noch welche gebaut werden sollen und müssen. Für mittlere Städte mochten in früherer Zeit, wo überhaupt noch Aunfteinrichtungen aller Art stattfanden, Fleischhallen zweckmäßig sein; sie erleichterten die damals nothwendige obrigkeitliche Controle, gaben vielleicht Veranlassung zu einem allseitigen Stnben nach dem möglichst besten Fleische von Seiten der JnnungSmeister, ja erleichterten sogar den Käufern die Auswahl; jetzt sind sie, wenigsten- in größeren Städten, überflüssig, um so mehr, als überhaupt bei den Fleischern nicht, wie bei den Brodbäckern, der Gebrauch üblich ist, ihnen ihre Waare nach Pfunden abzutheilen oder au-zuwiegen. Ein einziges große-F leischhallengebäude kann, selbst
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