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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 24.05.1855
- Erscheinungsdatum
- 1855-05-24
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-185505244
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18550524
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18550524
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
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- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1855
- Monat1855-05
- Tag1855-05-24
- Monat1855-05
- Jahr1855
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 24.05.1855
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Lagcblalt und Anzeiger. 144. Donnerstag dm 24. Mai. 1855. Landtagsmittheilungen. 29. Sitzung der ersten Kammer am 22. Mai. Die erste Kammer hat in ihrer heutigen Sitzung den Beschluß gefaßt, bei den bevorstehenden Verhandlungen über die neue Land- tag-ordnung ein abgekürzte- BerathungSv-rfahren eintreten zu lassen und sich sodann mit Erledigung einiger anderweiten DeputationS- berichte, Differenzpuncte in den beiderseitigen Kammerbeschlüssen betreffend, beschäftigt. (Dr. I.) Leder Privatunterricht und Privatanstalten *). Der Privatunterricht wird bei uns nur insoweit überwacht, als er von Candidaten der Theologie und von Candidaten de- höher» und nieder« Schulamt- ertheilt wird, während in andern Staaten, z. B. Oesterreich und Frankreich, auch jeder andere Privatlehrer wenigsten- einer Prüfung unterworfen ist. Demnach finden sich unter unfern Privatlehrern auch viele Pfuscher, und da eS Vätern und Müttern nicht zugetraut und nicht, zugemuthet werden kann, den tüchtige« Lehrer von dem untüchtigen zu unterscheiden, so sind sie in vielen Fällen wirklich „im Stich gelassen." Wie streng wachen unsre Behörden darüber, daß nicht Unberufene sich mit der Pflege und Heilung de- Körper- befassen ; sollte die Pflege des Geiste- und der Seele nicht gleiche Wachsamkeit und Fürsorge verdienen? Aber auch jene Candidaten haben entweder noch niemals oder doch nur ein Jahr unter einem Schuldirektor gearbeitet und stehen de-halb noch ganz auf der Stufe der Lehrlinge; und so ist e- unter u«S keine seltene, wohl aber eine höchst seltsame Er scheinung, daß gerade die vornehmsten und reichsten Familien, welche sich höchlich schämen würden, ihre Kleider und Schuhe bei andern Personen, al- bei tüchtigen und gerühmten Meistern machen zu laffm, da- Theuerste, was fle haben, ihre Kinder, von Pfuschern und Stümpern unterweisen und selbst erziehen zu lassen. Was die Privatanstalten betrifft, so ist ihr vornehmstes Gebrechen ihre allzu große Abhängigkeit von dem Aelternhause. Man erzählte früher oft, daß die Studenten in einer ziemlich großen Stadt fleißig da- Theater einer nahe gelegenen kleinen Stadt be sucht und daselbst sich manche Freiheit gegen Direktor und Schau spieler erlaubt hätten ; unter Anderm sei es vorgekommen, daß diese Studenten da- Doppelte de- sehr geringen Eintritt-gelbe- an der Caffe angeboren hätten mit der Bedingung, daß „sie nunmehr auch in da- Stück mit Hineinreden dürften." Wie weit diese Erzählung gegründet sei, wage ich nicht zu bestimmen, da zwar der Ort ein sehr naher, die Zeit aber «ine sehr alte ist; Ein- aber wage ich zu behaupten, daß viele Direktoren und Direktricen von Privatschul anstalten diesem Lheaterdirector ähnlich find. Sie verlangen von de» Aeltern da- Doppelte und Dreifache de- Bürgerschulgelde- und gewLhre» dagegen die stillschweigende Bedingung, daß diese nunmehr auch, so viel ihnen beliebt, „in da- Stuck Hineinreden dürfen." Ich wähle gerade diesen Vergleich, weil er eine ganz augenfällige Anmaßung auf der einen Seite und eine unerhörte Nachgiebigkeit aus der andern Seite blo-stellt, und deshalb jede- Mißverständnis al- ob ich die wohlbegründeten Rechte de- Aelternhause- schmälern wollte, unmöglich macht. Bin ich doch selbst Direktor einer Pri vatanstalt und rufe mir und Andern, wenn wir u«S versucht fühlen, *) Au- den Leipziger Glätter» von Vr. Hauschild 1. Jahrgang. Heft. Der Eins. eine unumschränkte Herrschaft über fremde Kinder au-zuüben, auf da- Entschiedenste zu: „Die Aeltern haben unS ihre Kinder ja doch nur anvertraut und nicht verkauft." Und da- Eincasstren de- Schulgeldes lege ich trotz aller Unbequemlichkeiten, die eS hat, nur deshalb nicht in fremde Hände, weil ich dadurch einen großen Theil der mir ganz unentbehrlichen und höchst willkommenen Besuche ein büßen würde. Gleichwohl muß ich eS wiederholen, daß die Ab hängigkeit der Privatschulen von dem Aelternhause sehr leicht und sehr gewöhnlich zu groß ist und dann eines der vornehmsten und unheilvollsten Gebrechen dieser Anstalten bildet. Ein Mann, der nicht ganz von der Ueberzeugung und dem lebendigen Bewußtsein durchdrungen ist, er arbeite im Dienste einer großen Idee und nicht im Dienste seine- Beutels, mag immerhin noch ein ganz leidlicher Direktor einer öffentlichen Schule sein, zu dem Direktor einer Pri vatschule taugt er durchaus nicht. Ich will nicht läugnen, daß so mancher Direktor einer öffentlichen Anstalt durch die entgegengesetzte Untugend, nämlich despotisch dem Publicum entgegenzulreten, viel damit verderben und viel damit schaden wird ; so groß ist diese Gefahr jedoch bei weitem nicht, als jene oben bezeichnet- Gefahr der Prlvatauftalten, welche um so größer wird, je mehr die Zahl solcher Anstalten in einer Stadt zunimmt. Ich schweige von den allbekannten Nachtheilen eines überführten und überfüllten Markte- und hebe nur da- Eine heran-, daß in diesem Falle sehr gewöhn lich wahrhaft grausame Forderungen an die Klnde-natur gemacht werden. Um Aufsehen zu erregen, will man mit den armen Kin dern glänzen, fängt alle Aufgaben viel zu früh an und läßt z. B. elfjährige Knaben schon drei fremde Sprachen und dazu noch die Algebra betreiben. Eine Gnade Gotte- ist eS, daß solche Kinder wenig lernen und nicht- behalten, sonst müßten fle unfehlbar zu Grunde gehen. DaS find nur zwei von den Gebrechen der Privatschulen, aber sie find groß genug, um meine Behauptung zu rechtfertigen, daß die höhern Stände und wohlhabenden Familien wohl Ursache haben, zu klagen, wenn man gerade sie bei Erziehung ihrer Kin der im Stich läßt, indem sie auf Privatunterricht und Privatschulen allein angewiesen sind. Bedürfte es noch eine- weitern Beweise-, welchen Werth auch diese Stände und auch diese Familien auf den öffentlichen Schulunterricht legen, so fände man einen solchen Beweis am besten in dem gerade in Leipzig sehr beliebten gemischten System, nach welchem man die Mädchen in die öffentlichen Bürgerschulen schickt und gleichzeitig ihnen die höhere Bildung durch Pri vatstunden oder nachträglich in sogenannten FortbildungS- anstalten zu geben versucht. Doch abgesehen davon, daß dieses Derfahren sehr kostspielig ist und zwar sehr oft viel theurer, al- die Angehörigen Anfang- selbst bemerken, auch die Gefahr entsteht, die Zahl der Unterrichtsstunden und die häuslichen Aufaaben in ungebührlicher und für da- körperliche und geistige Wohl der Mädchen höchst bedenklicher Weise zu vermehren, so find auch bei weitem nicht alle Aeltern im Stande, unter den Privatlehrern und Privat lehrerinnen der Stadt richtig zu wählen, und eS fehlt selbst bei der glücklichsten Wahl diesem Privatunterricht aller Zusammenhang mit dem Schulunterricht. Wird endlich dieser höhere Unterricht erst nach dem Austritt au- der Schule in Fortbildung-anstalten ge sucht, so ist bei den Mädchen die beste Zeit zum Lernen gerade vorüber, und eS fällt namentlich der Unterricht in fremden Sprachen in ein Leben-alter, in welchem kein Mensch aufgelegt ist, sich mit den ersten Anfangsgründen einer Sache, gewissermaßen mit dem ABC derselben aufmerksam und nachhaltig zu beschäftigen. Diese 4 1
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