WELT OPER NR.1 Wir lassen das um Weber trauernde Deutschland, wir lassen die alte europäische Kulturwelt hinter uns und begleiten den Frei schütz auf erdumspannende Reise. Zunächst aber müssen wir die Zeit um etwa ein Menschenalter vorrücken: Mit den Auswan derern von 1848/1849 besuchen wir die neuen Stätten der Kolo nisation, in Nord- und Südamerika, in Australien. Diese Aus wanderer trugen ihren Freischütz wie einen Talisman mit in die Fremde. Unter den primitivsten Umständen brachten sie kleine Liebhaberaufführungen zustande, so in Milwaukee, wo sich aus einem kleinen Kreis geistiger Menschen schnell ein reges Musik leben entwickelt hatte. Die Opfer, die man dem gemeinsamen Ideal brachte, waren außerordentliche. Im Dezember 1854 fuhren Hunderte von Schlitten die deutschen Farmerfamilien durch meterhohen Schnee und strenge Kälte über gewaltige Ent fernungen hinweg in die damals noch kleine Stadt zur Freischütz- Aufführung. Zu früher Stunde füllte sich der Saal — ein Theater gab es natürlich nicht —, Unzählige fanden keinen Sitzplatz mehr, aber mit glühenden Seelen harrten sie stehend auf Treppen und Gängen aus. „Alles Äußerliche verschwand vor dem Stück Vater land, das hier in weiter Ferne dem deutschen Herzen vorgezaubert ward.“ Der Freischütz blieb-in Amerika stets eine betont deutsche Sache, den angelsächsischen und sonstigen Bürgern der Neuen Welt galt er als Kuriosität und als Gelegenheit zu rollenmäßiger Parade. So natürlich auch den Neuyorkern, seit Samiel 1870 zum erstenmal in einer Monsteraufführung gespukt hatte. (Der Titel der Neuyorker Erstausgabe lautete Freischütz-Robin; in Neu- Orleans sprach man von The wild huntsman of Bohemia.) Was wir hier nur kurz andeuten, beruht meist auf den Erzählungen der Reiseschriftsteller des vorigen Jahrhunderts, besonders Friedrich