Webers Musik scheint hier unverändert verwendet worden zu sein. Agathes Szene begann mit den Worten: „Wie ging ich wohl zu Bette, / bevor ich ihn geseh’n? — / Und heut’, was gilt die Wette! / Wird er noch bei mir steh’n / Ob unsre Hauslaterne brennt? / O ja, sie brennt!“; und am Schluß der Arie: „Er hat ’ne Düte in der Hand. / O trauter Max, jetzunder sind wir quitt! / Du bringst für meine Angst was mit!“ — Merbach nennt noch zwei nicht mehr aufzutreibende Nachwirkungen: die dreiaktige Parodie von Julius Hopp „Der Freischütz“ (1872) und die einaktige „romantisch-komische Operette“ von Karl Hopfner „Der Frei schütz in Kamerun“ (1887). An Umdichtungen harmlos-fröh licher Art beteiligten sich auch Theodor Hell, Carl Stegmayer und Carl Heike. Samiel half, wo man ihn rief. Auch Seiltänzergesellschaften besserten mit dem Freischütz ihr „Repertoire“ auf, Athleten und Luftgymnastiker gossen zur Abwechslung Freikugeln. Vielfach meinte es die dilettantische Freischütz-Besessenheit auch ganz ernst mit dem Werk. Noch 1896 erschien — doch offenbar einem Bedürfnis entsprechend — in Paderborn eine Ausgabe für Lieb haberbühnen, die nur männliche Rollen enthielt (Bearbeitung von P. Brill). Als „Bauernkomödie“ frisiert, wurde der Freischütz 1882 in Erl von Tiroler Bauern gespielt. Diese Bearbeitung nannte sich „Volksstück in fünf Abteilungen für Musik und Gesang“. Außer den Personen der Oper traten noch mehrere Grafen, Be diente, Hofmeister, eine Kellnerin, ein Kind und andere Figuren auf. Die Darbietung geschah in einem grellen, realistischen Possen stil. Der Darsteller des Max war zugleich Trompeter im Dorf orchester. Caspar stahl auf einem Friedhof Totenschädel, fiel aber bei der Entdeckung in Ohnmacht. Vorm dritten Akt war längere Bierpause. Der letzte Akt brachte die Erhebung Ottokars zum König. Max schoß auf eine transparente Taube in einem Baum, von dem Agathe dann herunterglitt. Danach war fröhliche Ver lobung. Der Schlußchor hatte nichts mehr mit Weberscher Musik 2 93