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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 01.08.1855
- Erscheinungsdatum
- 1855-08-01
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-185508012
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18550801
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18550801
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1855
- Monat1855-08
- Tag1855-08-01
- Monat1855-08
- Jahr1855
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 01.08.1855
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3046 de- Johanni-thurme- — vermuthllch in Folge ekgmer, längere Zeit hindurch sorgfältig angestellter Beobachtungm — für die leicht beweglichsten von allen hiesigen Lhurmfahnen bezeichnet und weil diese beiden Thürme auf ziemlich weit von einander befindlichen Stellen der ganzen Stadt stehen, so erlaube ich mir den Vorschlag zu machen, ein Eisenkreuz von der Art, wie ich eS oben kurz de-, schrieben, sowohl auf dem Thomas-, als auch auf dem JohanniS- thurme in einer für da- Auge der Beobachter ausreichenden Dimension gefertigt anzubringen, und statt de- in manchen Fällen Ungewißheit verursachenden Sterns auf der Spitze deS ThomaS- thurmeS eine Fahne zu wählen. Auch würde eS sehr vortheilhaft sein, in der äußern Petersvorstadt aus dem hohen Haufe, in welchem die orthopädische Heilanstalt sich befindet, gleichfalls eine gute Windfahne mit Eisenkreuz anzubringen. vr. G. A. I. Das Kttief-Tabieau von Sebastopol in Weils Kaffecgarten. Die Belagerung Sebastopols steht in vielen Hinsichten einzig in der Geschichte da. Wohl noch nie sind so großartige Mittel aufgewendet worden, eine Festung zu erobern, noch nie so viele Tausende von Menschen, so ungeheure Geldsummen bei einer Be lagerung geopfert worden, und doch hält sich die Festung noch immer. Kein Wunder daher, daß sich da- lebhafteste Interesse an diese Belagerung knüpft, daß zahllose Pläne, Abbildungen und Beschrei bungen von dieser für die Geschichte der Gegenwart so wichtig gewordenen Festung erschienen sind; aber wenn diese Werke der Kunst und Literatur uns auch Viele- deutlich machen, was uns bisher in Beziehung auf Beschaffenheit, Lage und Umgebung der Festung dunkel blieb, so kann uns doch erst eine ganz klare Einsicht in alle diese Verhältnisse ein Relief geben. Sehr erfreulich muß eS unS daher sein, daß ein Leipziger Künstler die glückliche Idee faßte, ein solche- Relief von der Festung und ihren Umgebungen auSzuführen und diese Idee auch glücklich zur Ausführung brachte. Diese- Relief, gegenwärtig in WeilS Kaffeegarten ausgestellt, ist 8 Fuß lang und 5 Fuß breit, also groß genug, daß auch die klei nern Punkte zur deutlichen Anschauung gebracht werden konnten und man sich leicht und vollkommen orientiren kann. Die Aus führung ist lobenSwerth. Die Felsenpartien, die Gebäude, sogar die HeereSlager u. s. w., dies Alles ist erhaben und in richtigen Verhältnissen dargestellt. Recht- befindet sich das Cap ChersoneS. Die Kamieschbucht zur Rechten mit dem franz. Lager, im Hinter gründe da- Kloster St. Georg, weiter nach Sebastopol hin die Katschabucht und Rhede, von da das franz. Lager bis zur großen, von den Engländern befestigten Schlucht sich hinziehend. Im Vor dergründe Sebastopol, zur Rechten der von den Franzosen genom mene Kirchhof. Von den festesten Punkten von Sebastopol nennen wir den Malakowthurm, Sägewerk (Redan), Quarantainefort und die sämmtlichen Fort- des Hafens. Kurz man bekommt einen vollständigen Ueberblick über alle interessanten Punkte, und daher verdient diese- Kunstwerk gewiß die Beachtung de- Publikums. Rch. Ein Senefi;. D«r Abend de» 2. August ist für dir Benefiz-Vorstellung de- mit Recht beliebten ersten Komiker- de- Sommertheaters, Herrn Saalbach, bestimmt. Es hat sich dieser in seinem Fache so tüchtige Darsteller schnell die Gunst de- Publikums zu erwerben und — wa- noch mehr sagen will — dieselbe für die Dauer zu sichern gewußt, so daß er jedenfalls als eine der hauptsächlichsten Stützen der Leipziger Sommerbühne gegenwärtig zu betrachten ist. Einsender dieses will nicht ermangeln, auf diese Vorstellung auf merksam zu machen, um so mehr, als Herr Saalbach dazu zwei neue Stücke gewählt hat, von denen das eine: „Ränke und Schwänke", Posse von Georg Starke, nach dem Urtheile Sach verständiger eine sehr hübsche und mehr, als gewöhnlich derartige Erzeugnisse, bietende Piece sein soll, «ährend da- zweite: „Der sächsische Dorfschulmeister und die Berliner Nähterin" ein nied liche-, höchst komisches Genrebild mit Gesang und Tanz in der Art von L. Schneiders beliebtem Stücke „Der Kurmärker und die Plcarde" ist. Es steht zu erwarten, daß die Regie de- Sommer- theaterS diese Stücke mit der hier gewohnten Umsicht und Sorg falt in Scene gesetzt haben und daß vor Allem Herr Saalbach durch seine natürliche Komik und seinen ungekünstelten Humor den ehieuvollen Ruf rechtfertige» wird, de» er hier genießt — daß demnach den Freunden der Sommerbühne ein vergnügter Abend brvorstehen dürste. Vermischtes. Moritz Hartmann entwirft in seinen Berichten au- dem Orient eine Schilderung über da- Theater der Türken, die in Bezug auf die türkische Sitte und leider auch Sittlichkeit so wichtig al- furchtbar ist. „Au den Freuden der Ramazan - Nächte", sagt er, „zu den Genüssen, bei denen der Türke von den Entsagungen de- Festtage- auSruht, gehört da- Theater oder vielmehr da- Schattenspiel. Die Vorrichtung ist sehr einfach. In der Ecke eine- beliebigen Kaffeehauses oder eines an ein Kaffeehau- stoßenden Saale- wird ein große- Stück dunkler Leinwand aufgespannt, die in der Mitte ein Helle- Feld hat. Hinter diesem Felde brennt eine kalkgevährte Flamme; zwischen Flamme und Leinwand läßt der versteckte Künstler seine Figuren agiren. Alle- wie bei unS. „Aber die handelnden Personen, die Reden, die ihnen in den Mund gelegt werden, die Handlung des Drama-, so wie da- Publicum sind von europäischen Schauspielern und Zuschauern himmelweit verschieden. Die Hauptperson und stehende Figur, die in jedem Schauspiel auftritt und sich fast ohne Unterbrechung auf der Bühne befindet, ist der KaragöS oder Schwarzauge, der dem ganzen Genre den Namen gegeben. KaragöS ist ein Mittelding von Harlekin und Don Juan, jedoch von Harlekin und Don Juan der allerschmuzigsten Art, darum aber beim Publicum nicht minder beliebt. „Sein Reiz, sein Hauptverdienst, seine Poesie besteht darin, daß ihn die Natur mit einer fürchterlichen Hypertrophie einzelner Gliedmaßen ausgestattet, die er ohne Unterbrechung zur Schau trägt, über die er fortwährend Witze macht, mit der er seine Feinde schlägt und die er benutzt, um in jeder Scene irgend ein beliebtes Laster scheußlicher Art vor den Augen de- Publicum- zu üben. Die Gelegenheit dazu bietet sich, indem KaragöS irgend einen unerfahrenen Jüngling in allen Künsten de- Laster- theoretisch und praktisch unterrichtet, oder indem er von einem Frauenkreise zu Kaffee geladen wird u. 's. w. „Durch ganze Stunden schließt sich so eine Scene schamloser Natur und Unnatur an die andere; die ganze Scala von Scheuß lichkeiten , die nur eine bis zum Wahnsinn verderbte Phantasie er finden konnte, wird von KaragöS und andern männlichen und weiblichen Figuren vor den Augen de- Publicum- durchgemacht. Diese Handlung wird durch einen Dialog begleitet, der nicht- Andere- ist, al- eine ohne die gerinaste Unterbrechung fortlaufende Reihe infamster Witze und Zweideutigkeiten, die von der türkischen Sprache sehr leicht producirt werden. Um da noch mehr zu leisten, al- die türkische Sprache erlaubt, führt man gem Griechen und Griechinnen ein, weil ihr Accent und die Aussprache de- Türkischen noch mehr Gelegenheiten zu Zweideutigkeiten geben. „Die scheußlichsten Scenen, die meist in bloßer Action ohne Worte bestehen, werden al- Höhepunkt mit Musik begleitet und drei - bi- viermal wiederholt, je nachdem da- Jauchzen de- Publi cum- dazu auffordert. Am Ende, nachdem KaragöS in die ver schiedensten Situationen gebracht wordm, die einander aber in der Hauptsache gleich sind, wird eine Art poetischer Gerechtigkeit geübt, indem der Held vom Teufel geholt wird und ihm noch auf der Bühne so geschieht, wie er Andern gethan hat. „Der Leser ist erstaunt und empört, wie e- der Schreiber dieser Zeilen war, al- er vor der Leinwand saß, und fürwahr, wir haben Beide ein Recht dazu. Doch habe ich nur angedeutet und habe das Schlimmste bisher noch nicht erwähnt. Da- Schlimmste kommt noch. „Da- Publicum, da- diese- Schauspiel mit gespanntester Auf merksamkeit verfolgt, die Witze versteht und mit wieherndem Ge lächter belohnt, da- die scheußlichsten Scenm mit ^.üorim! (Bravo!) empfängt und Wiederholung verlangt — diese- Publicum besteht zum großen Theil au- Kindem! au- Kindern von sieben, acht, zehn Jahren! Auf daß sie ja Alle- gut sehen und hören, daß ihnen nicht die geringste Nüance der Handlung und de- DialogS entgehe, wird ihnen der erste Play im Orchester, un mittelbar vor der Leinwand, eingeräumt, wo sie gedrängt aus kleinen Schemeln sitzen, während die Väter die hohem Bänke hinter ihnen einnehmen und sich über dm Anblick ihrer erfreuten Kinder, die so viel Verständniß verrathen, nicht weniger freuen, al- über die Witze KaragöS. Der Eindruck, dm diese- Schauspiel
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