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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 08.11.1855
- Erscheinungsdatum
- 1855-11-08
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-185511080
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18551108
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18551108
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Bemerkung
- Images schlecht lesbar
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1855
- Monat1855-11
- Tag1855-11-08
- Monat1855-11
- Jahr1855
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 08.11.1855
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468tz verkennen laGen und verführt gerade heutjutage noch so Viele dazu, rberPrt ^ - — irdung der Kinderseele mit schlecht berechneter Arbeit are^Aerkzeug de- Geiste-, den Körper, zu unter- durch da- 5 N! wie der Schulmeisterdünkel und die pedantische Aufgeblasenheit i«nv Lehrer geheilt, welche da- reiche Wissen und Können des Manne- alsobald auch in den armen Kinderkopf hineinzwängen wollen, nie hoch genug und nie weit genug greifen können und nicht festen drrrch ihr ewige- Drängen und Treiben «tzch das Dlelter-rh-us dahin bringen, die beliebte geistige Stallfütteru»- bei 4en arP« Kindern de- Hause- einzuführen Wahr ist -, daß solche Kinder unglaublich viel lernen; Schade nur, daß sie so gar wenig behalten! Durch nicht- bester, al- gerade durch solche Anschauungen und Belehrungen, wie wir sie j.tzl wiederum bei Professor Bock finden, wird ferner auch dem gutmüthigen CommuniSmuS auf dem Gebiete der Schule eut-e-engrarbeltet, welcher noch immer hie und da e- unternimmt, da- mit trockenen oder höchsten- in HäringSlake ge rauchten Kartoffeln auserzogene Armenkind neben da- kräftige, mit Fleisch und Brod wohlgenährte Kind de- Wohlhabenden auf die selbe Schulbank zu setzen. „Halt!" höre ich hier mir zurufen, „gehe weg mit Deiner ketzerischen Lehre, al- ob da- Kind mit dem Magen und Hirn, und nicht mit seinem unsterblichen Geiste lernte; Du bist ein grober Materialist!" Auf solche Dinge muß sich allerding- ein jeder Lehrer gefaßt halten, welcher dergleichen natur wissenschaftliche Belehrung aufsucht; aber ist derjenige, welcher sagt, da- Kind lerne nur mit seinem unsterblichen Geiste und nicht mit seinem sterblichen Leide, nicht ein grober Idealist? Die Wahrheit liegt also, auch hier in der Mitte: so wenig ein guter Schreiber mit schlechter Feder gut schreiben und ein guter Arbeiter mit schlechtem Messer gut schnitzen wird, so wenig wild — die Tente - al- Au-nahmen von der Regel hier nicht mit gerech net — ein schlechtgenäyrteS Hirn flott denken und ein herunter gekommene- Nervensystem richtig empfinden und fühlen. Fürchte sich demnach ja Keiner vor Verführung zum Materialismus, wenn er solchen Belehrungen über die leibliche Seite der Kindesnatur nachgeht. Allerdings wird ihn der Professor zu manchen Malen an einen Punkt führen, wo er ihm sagt: „So weit reicht unser Secirmeffer, so weit unser Filter, so weit unser Mikroskop, und hier hört unser Wissen auf, hier muß ich schweigen!" Aber ist diese- Schweigen nicht so beredt, als eine ganze Predigt? Wer hindert Dich, hier, wo unser Wissen aufhört, dein Credo au- voller Seele anzustimmen, und tausend Mal gläubiger noch, al- Du hereingekommen bist, wieder hinauszugehen? Die Natur wissenschaft wenigstens, welche sich bescheidet, nun nicht- mehr zu wissen, hindert ihn nicht; oder wo hat denn die Naturwissenschaft, wie sie unS geboten wird, je gesagt, daß da, wo da- Secirmeffer am Ende angekomme« ist, auch die Schöpfung aufhöre und dir Allmacht Gotte- aufhöre? Dazu ist diese Naturwissen schaft viel zu vernünftig, und viel zu bescheiden. — Ich habe Schubert und Oken und Schelling jahrelang in München und unfern Back jahrelang in Leipzig gehört; aber alle Natur wissenschaft und Naturphilosophie hat da- schöne dreifarbige Banner de- Glauben-, der Liebe und der Hoffnung nur um so fester in «einem Herzen aufgepflauzt. So dachte und fühlte auch jener Lehrer, welcher dem uneigennützigen Manne, der jene Vorlesungen den htefigen Lehrern gehalten hatte, einst beim Scheiden zurief: Ein Zweifler Du? Und Haft so klar bewiesen, Wie ich Gebilde ew'ger Weisheit bin? Verebt de- Leibe- Wunderbau gepriesen Und Psyche- hehre-, heit'ge- Walten drin! Hat Theolog auf Glauben nur gedrungen. Hast Du zur Gottesahnung wich gezwungen. 8ck. 2ur Lheuerungssrage. Ein Wort zur Entgegnung. In Nr. 808 d. Bl. soll da- Publicum von dem Herrn Ver fasser de- Artikel- „Der Schlußzettel-Speculant al- Kornwuchrrer" gründlich über die Ursachen der jetzigen Theuerung belehrt werden. Wir sagte« mit Grund „e- soll" ; anzuertennen ist jedenfalls da- Nachdenken de- Herrn Verfasser- über einen Gegenstand, der von Allen wohl beklagt wird, über dessen Entstehen aber die Wenigsten reiflich nachzudeuken sich die Mühe nehmen. Um nun denjenigen, die die- nicht thun, einigermaßen zu Hülfe zu kommen, ist e- jedenfall- Pflicht derer, di« sich bestreben, ein selbstständige- Urtheil über solche Verhältnisse zu bekommen, auch dasselbe au-zusprechen, damit sich durch die Verschiedenartige Beleuchtung endlich die Wahr heit herau-stelle. ^ M Der Herr Verfasser geht von der Ansicht au-, daß eine künst. liche Preissteigerung «glich sss. Er spricht damit nur Etwa- ap-, wa- von der größeren Menge ebenfalls geglaubt wird, des wegen, weil sie die verschiedenen Factoren, die bei einer Preis steigerung ineinandergreifen und zusammenwirken, nicht genau fennt. Man HFlt sich Hi ,Beurrheilung solcher Uebelstände ge wöhnlich nur MssVda- Wachst und Oberflächlichste und macht b, siMder- Persönlichkeiten^-st scheinbare Träger solcher Mißverhält nisse sind, dafür verantwortlich. Man übersieht, daß dieselben nur durch und an letzteren besonder- zu Tage treten, und ver wechselt mithin Ursache und Wirkung Man hält die Spekulation für schädlich, weil sich mancherlei Uebelstände damit verbinden, die unter gewissen Voraussetzungen allerdings von hohem Nach- tdeil fein können. Wa- thut man aber im Grunde tu solchen Fällen? Man sucht gewisse Naturgesetze umzustoßen, die sich doch eben nicht umstoßen lassen. Wie man vor einer Reihe von Jahren die Eisenbahnen und überhaupt die besser« CommunlcationSmittel verdammte, weil einige Individuen darunter litten, so zieht man jetzt gegen die Spekulation zu Felde- weil in mancher Hinsicht gewisse Nachtheile damit verknüpft sind und sie zu Ausschreitungen Veranlassung geben kann. Da- ist also nicht- Neue-. Im Mittel- alter hielt man Hexenproceffe ab, weil man arme unschuldige Frauen im Verdachte hatte, daß sie, um nur ein Beispiel anzu führen, das Korn in sich hinein gehext hätten; und bei einge tretenem Hagelschlag und anderen ungünstigen Witterung-Verhält nissen glaubte man die Ursache dafür in den sogenannten Zauderern suchen zu müssen. Jetzt vertreten die Kornspeculanten die Stelle dieser alten hexenden Weiber und gefährlichen Aaudermeister, und wenn e- ginge, hielt man von gewisser Seite an ihnen Autodafe- ab, die wahrlich denen de- Mittelalter- nichts nachgeden würden. Der Herr Verfasser beregten Artikels empfiehlt eine Schrift von Karl Overweg als bessere Vertreterin seiner Ansichten, als er selbst sie niederzulegen im Stande ist. Wir mögen nicht an zweifeln, daß der Genannte es mit seinen darin ausgesprochenen Urtheilen recht gut gemeint hat. Im Interesse de- PudlicumS empfehlen auch wir eine, und zwar, ihrer Klarheit wegen, die von Herrn Hofcatb Roscher vor längerer Zeit herausgegebene Broschüre „Kornhandel und TheuerungSpolitik", worin e- an einer Stelle heißt: „Da- Uebel, welches wir bekämpfen wollen, besteht in Mangel de- Korns; der hohe Preis desselben ist nur ein Symptom, und zwar ein wohlthäti ge-Symptom, eine heilsame Kris,. Da die Zufuhr au- der Fremde selbst im besten Falle eine geringe Quote bildet, so kann der Hungertod deS ganzen Volk«- meist nur durch sparsamere Consumtion im Innern verhütet werden. Der überwiegenden Mehrzahl aber läßt sich die Sparsamkeit nur durch theure Preise einschärfen, sehr theure, well e- sich hier um eine so schwer entbehrliche Waare handelt. E- ist daher im höchsten Grade «ünschen-werth, daß die Preise jeder Schwankung von Bedarf und Borrath genau entsprechen, beldes natürlich vom Standpunkte einer weisen Vorsicht au- beurtheilt. Wo der Bedarf bi- zur nächsten Ernte groß) der Borrath aber klein ist, da sind hohe Preise nicht blo- nolhwendig, sondern auch nützlich; trüben sich die Ernteau-sichten, so müssen sie, im wahren Interesse de- Volke-, noch höher werden. Ein Staatsmann also, welcher die Preise künstlich zu drücken sucht, anstatt da- Verhält- niß zwtscheo Bedarf und Vorrath günstiger zu gestalten, ist genau in demselben Sinne Quacksalber wie ein Arzt, welcher heilsam« kritische Au-scheidungen mit roher Geipalt zurückdrängt: so z. B. bei der Epilepsie die Krämpfe, beim Podagra die Gicht knoten, bei Hämorrhoiden die Blutergüsse. — Für da- natür lichste und wirksamste Heilmittel gegen Theuerungen muß ein leb hafter, capitalreicher und intelligenter Kornhandel gelten. Der Pöbel freilich, auch der vomehme Pöbel, urtheilt in der Regel umgekehrt; ihm sind die Kornwucherer oft die einzige,! jedenfalls die mitwirkende verschlimmernde Ursache der Theuerung. Daher da- heftigste Odium gegen den Kornhandel überhaupt, welchem jede Bewegung erschwert, jeder Gewinn beneidet wird. Ich denke, die- ist etwa- ganz Aehnltche-, al- wenn einem Kinde vielleicht ein Schade soll verbunden werden; auch da- Kind glaubt da wohl, der Chirurg sei die Ursache seiner Schmerzen; e- schilt und schlägt ihn, weil er zunächst damit in Berührung kommt." So uriheilt einer der geschätztest« Nationalökonome» Deutschlands. Wa- nun die Scheingeschäfte und die verwünschten Schluß-
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