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Dresdner neueste Nachrichten : 22.03.1912
- Erscheinungsdatum
- 1912-03-22
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id490223001-191203222
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id490223001-19120322
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-490223001-19120322
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Zeitungen
- Saxonica
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
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Inhaltsverzeichnis
- ZeitungDresdner neueste Nachrichten
- Jahr1912
- Monat1912-03
- Tag1912-03-22
- Monat1912-03
- Jahr1912
- Titel
- Dresdner neueste Nachrichten : 22.03.1912
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resdnerNeuefteNackTTJTTit OF w Insel-et- s palttqe loneiaeite toitet ist Dresden nnd okvrte »Mitt- suswätts ss Of» iüt das Inland 40 M« Heulen-sovi. Die swelipqltige Nekiameseiie wo Mk» mit sssotichtifi 2 Mk. Bei Wiederholungen und Jahres- Wn Ruban nach thii. Cbiiireaebilth 20 Pf. Lin-eigen I »san«-cis werden nur gegen Vorausbesablunq aufge smecr. Mc das Erscheinen an bestimmten Tagen und WI- wird nicht summiert Telephoniiche Inhalte von fu« » m unsnläi q. Unsre Dresdnet nnd auswärtiqu bzqsmeiiellen sowie istnili e Anuoncenscstvedltionen isn M Auslande nehmen Lin-eigen tu Originals-reisen m P sent-attei- en. Diese Nummer umiakst IS Seiten. Roman siehe » ts und lit. Sächsifchcr Landtag Seite 11. »Ich-r Reichstag Seite s. Bethmann und Tirpitz. Das Wort des verstorbenen Abg. Sah-m »Ein-as lppy man weiß nur nicht waöi« dieser tief wmdjge Ausspruch kommt wieder einmal zu Ehren. »Hu man nicht weiß, was sich in diesen Tagen M hinter den gutbehütcten Kulissen abspielt, so Mk man längstbetannte Geschicht-en aus oder akikkt frisch darauf los. Beides verbindet ein skxliner Blatt, indem es von den zwischen dem kichslanzler und dem Staatssekretiir des Reich-s- Mineamts bestehenden unbestreitbaren »Unstim tigkeiietf berichtet und daran allerhand phantaftische lllgschmiicknngen knüpft Dazu gehört die Rolle« Yes dem ~Großadmiral der deutschen Flotte« in» »F auf die auswärtige Politik andichtet. Es istx skqch erfunden, daß der Staatssekretär Tiroitz sich maßt oder den Ehrgeiz hat, entichseidend in den gunsrer auswärtigen Politik einzugreifen. Er «unnert sich um die auswärtige Politik nur so weit, pks fein Ressort erfordert nnd dieer unmittel deavon berührt wird. Das ist nicht nur sein gutes Wi, sondern feine Pflicht und Schuidigkeih Viel licht ist die erwähnte Unterstellung daraus entstan sp,dqß Staatssekretär v. Tiwitz mit Fug nnd Recht Wem Un m ut darüber Ausdruck gegeben hat, daß He Leitung unsrer auswärtigen Politik ihn im ver- Wenen Sommer und Herbst über die wachsende Zu gtzung unsrer Beziehungen zn England g ar nicht interrichtct hat. Darüber war er übrigens zicht allein entrüstet- Wären doch allenfalls non ihm nd andern fiir die Landesverteidignng verantwort ichkn Stellen damals manche Dispositionen anders moser morden. Es ist ja noch glücklich abgegangen, hek es hätte doch ebensogut ganz anders kommen ännen chigc Monate darauf fand der Staatsfekrctär ReixchxityaritkeanktsAnlaß zuf einer crneuten ähn- sichen Beschwerde, indem die Leitung unsrer aus wärtigen Politik ihn wie den Gouverneur von Kinn sschau beim Aus-brach nnd während der chinesi chen Revolution einfach links liegen ließ nnd tinerleiVersbindung und-Verständigung mit ihnen, die och die nächsten dazu gewesen wären, suchte, sa sogar iie ihnen zugegangenen und dem Berliner Aus-wär sjgen Amte vorgelegten ausgezeichneten Berichte über je Vorgänge uwd die Lag-e in Chan einfach igno kicrtc. Bekanntlich ist Kiantschau dem Reichs ariueamt unterstellt, das also an den Ereignissen in. ina das lebhafteste Interesse nehmen muß. Von» iner unberechtigten Einmischung in unsre aus-wär tige Politik kann also auch in diesem Falle keine Rede sein. Allerdings ist Herr v. Tirin in den Fragen seines Worts ein höchst unbeauemer und unwillkommener kahner und Dränger, und man würde ihn gewiß trzensaern so bald wie möglich abfägen, gleich den taatsiekretären v. Lindcquist und Wermuth, wenn Luut so leicht ginge und wenn ~diefcr Großadmiral Ideutfchen Flotte-« nicht beim Kaiser so durchaus s- oc so u meektät sc o- wner-so ach e es s tot e- monq ~ t Un Mk. ite; dank auswskts dass unsre sussqbestellen Bäckltllthg ö««vate:telgiäth LiteoN t. lital choos.D?ieztdt-er n e e . tret nur«-ser- net Miete-de VIII-es le is It. monatllch mehr· Posthaus m Deutschland nnd den deutschen Kot-um« Ausg. A out .Zllustr.Neuest-« moth DOM» vistteljähri.xw Mk. . B ohne Jllustr. Beilage 75 « « « 225 « It www-Ema sog A sit-Jllu» Rappe-lan l. OKLVWZMUC K-. Insgs ohueJllnsir. Beilage , 1.58 · , « ON , Rath dem Auslande in Kauz Nämlich l Mk- M Must- ON schen Industrie ein großes Feld wirtschaftlicher Be tätigung zu erschließen. Jn der inneren Politik gilt er vielfach als ein Durchaus liberaler« Mann, ein echter Sohn seiner freixjeitlichen badischen Heimat dem die Reaktionäre die berühmte Flucht in die Oeffentlichleit des LeckertsLiitzowsProzesseg noch heute uiPt vergessen haben. Marschall steht beim Kaiser a erdtnqt erst an - dritter Stelle. Werden aber die Bedenken gegen Tirpttz und v. d. Gold un tiberwindbat, so wird der Kaiser »trotzdem« den« Bielsersteiner rufen. England in Nöten. Das Kabinett Asqukth su Gefahr. Ziemlich nnerwartet haben dte Uniontsten he schlossen, die von ngauith am Dienstag eingebrachte Mindestlohnbill zu bekämpfen. Wenn sie dadurch auch an Wahlstimmen einbüßen werden, scheint ihnen doch die Gelegenheit günstig, dem liberalen Kabinett einen Fnsz zn stellen. Da auch die Haltung der Arbeiternartei nicht ganz sicher ist, so kann man wohl Asauiths Lage- als gefährdet ansehen, wenn gleich nicht anzunehmen ist, das; er bei dieser Materie fallen wird. Die Iren müssen ihn aus jeden Fall stützen, da sie sonst der Homerule nicht teilhaftig werden. Immerhin wird es einen de. prlmierenden Eindruck machen, wenn die Arbeiter wrtei gegen die Mindesilohnbill stimmt oder sich auch nur der Stimme enthalt. Unsre Londoner Re daktion drahtet uns: i OO London, 21. März. "iPriv.-Tel. dee Dreödner Nenesten Nachrichten.) Wie wir vor-« angsagtety gestaltet sich das Passieren der neuen Mindestlohnbill weit schwieriger, al man allgemein erwartete Der frühere Führer der Konservativen Mr. Balsonr, der nor kurzem non einer Aiislandsreise zurückgekehrt ist, beabsichtigt, die Bill durch seine Opposition zn Fall zu bringen, ein Schachzna non seiten der ttnionisten, auf den das Kabinett nicht gefaßt war. Die Konservativen erklären, eine Bill, die den Arbeitern alle nnd den Grubenbesitzern a a r keine Vorteile biete, nicht annehmen zn lönnen. Aber auch die Arbeiter sind mit der Bill unzu srieden und wollen sie nnr mit einer ganzen Reihe non Verbesserungen gntheiiien Tic Streit-enden verhalten sich ganz oppositionell nnd können am Ende noch die Arbeiterpartei dazn zwingen, die Regierung tiiederznstimmen Tags Kabinett müßte sich also so weit demütigen, dass es sich oon den Streiter-den direkt Vorschriften machen läßt« So herrscht ans alieu Linien eine namenlose Verwirrung, nnd der Zusammenw-net des liberalen Kabinetts scheint nicht sern zu sein- Eine große Kopflosigkeit hat das Kabinett erfaßt Mittlerweile droht London nnd dem ganzen Lande eine regelrechte Anshnngernna Tie finanziellen Verluste sangen an, ins Ungehenre zn wachsen- Die Eisenbahnausweise der let-ten vierzehn Tage zeigen einen Ausfall von über 22 Millionen Mark, worin die irischen Linien noch nicht mit einbe griffen sind. Die Kohlenvorriite in London wer den immer geringer und die Hauptstadt hat auaens blicklich kaum ein Zehntel des sonstigen Kohlen- - als man hat, und es gibt mehr Uebersehätzte als lin - entdeckte, in Frankreich wie in Deutschland Eis i wäre ja möglich, daß persönliche Schlichternheit viel i zu dem Unglück Fanellis beigetragcn hat. Aber es - hat sich mancher andre, dem auch nicht gerade Ellen ! bogen von besonderer Kraft verliehen waren, im : Laufe non dreißig Jahren durchgesetzt und wenig stens ein befcheidenes Plätzchen an der Sonne er - obern Piernö selbst äußert sich nicht mit unbeding tem Optimismiis. Er hofft, aber er sagt nichts« Be stimmtes, und er kennt doch auch die späteren Kom positionen Faiiellis. Er will noch einiges ausfiihl·en. Wird die Begabung ftandhalt ? Ohne die weitere Entwthing zu kennen, ist man eher geneigt, zu glauben, daß die Wendung iu Fanellis Geschick kein Glück bedeutet. Vielleicht nehmen sich wohlhabende Leute seiner au. Die Ver leger fangen schon an, lieh um seine Partituren zu reißen. Einer hat sich bereitgesunden, die Sinfonie gratis drucken zu lassen. Ein deutscher Verleger soll sich etwas splendider gezeigt haben. Wahrscheinlieh ist, dass Fcritclligss.(!3efchick dar-selbe gewesen wäre, wenn feine Sinfonie vor dreißig Jahren aufgeführt worden wäre. Wenn in ihm der Sinn siir Karriere stärker entwickelt gewesen wäre säße er vielleicht heute als Professor im Konserva torium. Ach, es gibt so viele Professoren, deren Sinfonicu vor dreißig Jahren fabelhaften Erfolg hatten. Jch weiß nicht, welches Los das trauriger-c ist: in dreißig Jahren noch nicht oder nicht mehr be rühmt zu sein. Für die Entwicklung des Gen es ist bei gewissen Charakteren die pensionsbereehtigte Professorenstellung vielleicht noch hinderlicher als die des Klavierspieler-s im Nachtcas6. Heute ist Ernest Fanelli 52 Jahre alt. Da er gestern sehr berühmt war, ist es sehr wahrscheinlich, daß er morgen vergessen fein wird. Vielleicht wird man in zwanzig Jahren das Ende feines Romans lesen, und das Schlußkapitel feiner Biographic lautet mit dürren Worten so: Während Fanclli bis zum Jahre 1912 von den Erträgnissen des nächtlichen Klavierspiels wenigstens kümmerlich leben konnte, wurden ihm durch feinen Erfolg alle Subsistenz wittel entzogen. Die großen Dirigenten wollten ihn nicht als Triangelspieler haben, weil sie ihn als ihren Kollegen betrachteten und ihn nicht in dieser niedrigen Stellung sehen mochten. In der ersten Zeit machten ihm die Kasseehauöbefitzer noch vorteil hafte Vorschläge. Sie wollten seinen Ruhm aus«- oeuten nnd annoncierenz »Heute spielt der be- Der Roman-Eines Musitanthl Von unserm visiorrefvondentem Paris. SO. Mark-. Das Leben hat sich sitbrigens nach längerer . ie) wieder mal angestrengt, die Fabel eines sehr fresendem sehr rührenden Romans zu erfinderi. er es sei gleich bemerkt, daß es mit seiner Dich noch nicht fertig wurde. Der Held erlebte den genblick höchsten Glückes. Der Schluß erscheint elleicht in zwanzig Jahren. Erst dann werden twohl die eigentlichen Motive kennen lernen, die Schicksal des Komponisten Ernest Fanelli so tra ich gestalteten. Vorläufig haben wir nur das diirre tlpye einer Handlung. Sie ist bewegend genug, tste ist doch nicht alles. » Am Y. Juni 1860 wurde Erneft Fanelli ge-’ Inten. Sein musikalisches Talent zeigte sieh.früh- MA, und als zehnjähriges Kind bereits wurde er Pariser Konservatorium zugeführt. Fanelli Itl schon damals Charakterziige gehabt haben, die II klir ein geordnetes Leben, stir eine ruhige und Irre Laufbahn unfähig machten. Es dauerte nicht IM- fo hatte er einen Konflikt mit einem seiner Ihrer und verließ plötzlich das nonseroatorium W oder sechs Jahre später gelang es ihm, einen soUms-nisten für sich zu interessieren. Fanelli sollte kiterlernem und der Komponist stellte ihn aber- M dem Konservatorium vor. Dort hatte man Ist eine sehr heftige Abneigung gegen den jungen listeißer und wollte sich durchaus nicht noch ein lIJ mit-ihm befassen. Fanellis Beschützer war aber imdernkh.»Er sagte, das sei gar nicht der alte Fanelli, Fiel-n dessen Bruder. Man wollte es nicht recht Men, gab aber schließlich nach. Fanelli trat in kkvlypositionsklasse ein, er wurde ein Schüler PUCK-L Zwei Jahre lang hielt er es ans, dann lfchwaud er wieder, und diesmal end iiltig. Er « achtzehn Jahre alt, und seit dreißig Jahren hat Luxltltukalische Welt von ihm keine Notiz ge le Zurückgezogenheit des jungen Komponisten «k Wohl nicht ganz freiwillig. In den ersten An gim scheute au h er nicht den Versuch, seine Werke Le Oeffentlichkeit zu bringen. Er lies zu Colonne, namnnreny den aroßen KonJertdirigenten der »F Aber er hatte kein Glück, te ne Freunde, keine dsks Er hatte n»r eine schrecklich dicke Partitur, et M- au Gantiers »Rongm einer Mumie« FräW zhnen anzuschließeM ein wenig ungcwi , lg Mia Hesse ginka .. er merkte, sie w· ts daran liegt, mit l Ach nichts daran N, . « das hübsche Boot« cwescnhcit einer fol swefem heute hing· « nicht allein mit ! unde iehk schön auf nicht eben notwek s damit zufrieden, s« dEU Bootrand in d das Farbenspiel vmmncls und das § zeins zu blau-M z Mia Hesse an, daß-« cht in der beschaulis sich damit begnügt,l ken, um so wenigeH Außcmvelt mit s rs an den Rudern us neren passen wollte.! ie Schatten hinter ( doch sie mußte sich weil Raimund H : hatte und mit : im Takte ruderteq c Manne gar ein heiter und nun hsetztx gegen das G vagerechte Wolkeul set öUk Feststellung wieder einmal W M für Gmundener,« Berge zu erkennenJ Irend sie sich des sch( folatJ rkuug mit-« M von Verstopkuj Von zahlreich Dotltükeu Mk· I« ungesu- W Ickot unwill— .d beliebte-to i and hoher etgljches Ge s als erstes Möle loose-en Block-. Illtsß die how-I man verbessert-is kähjgkeit and Quali! o anerkannt besten iasohiai uns Zonfralssobdlt Rialto-I und etc-II wisnstrasso statt km- allo Fabrll M ’ Ilatz Her E Co. :- us kchinen ZkWakekl ztion M unabhängige Tunegzeltnnu Größte Verbrkjtjcxng in Sachsen. Redaktlou nnd Hauptgqchästsstelle Indkuaudstmße c. . sewsvrechev Reduktion Nr. M. Expedttjon Nr. GU. Berlaq Ist. M fest im Sattel saße. Daher versucht man ihn nun mehr aus dunklen, aber nicht ganz unersorschlichen Schleichwegen vor der weiten Qeffentlichkeit als einen abgesagten Feind einer deutsch-englischen Ver ständigung oder Annäherung anzuschwärzem Denn auch diese Behauptung ist durchaus u nbegr ii ndet· Herr v. Tirpitz ist nur der ausgesprochene Gegner eines faulen Friedens oder einer »seiner-s leonina« mit England, eines ~Löwenvertrages«, bei dem England den Hauptanteil und wir so ziemlich das leere Nachsehen hätten. Kämen wir zu einer wirk lichen Verständigung mit England, die auf dem Fuße gegenseitiger voller Gleichberechtigung abgeschlossen würde, so wäre Herr v. Titin sicher der erste, der sich darüber aufrichtig freute. Denn er vor allem kennt die schweren Gefahren, die unsrer jungen und noch in der Entwicklung befindlichen Flotte von einem See kriege mit Großhritannien drohen, nnd eben weil er sie kennt, ist es seine unablässige Sorge, unsre Flotte ansz ;die volle Höhe zu bringen, damit sie im Ernstsalle Idiesen Gefahren gewachsen ist. Daher besteht er auch darauf, daß jetzt wenigstens-, wo es noch nicht zu spät ist, die Liicken des geltenden Flottengesetzes ausgefüllt werden und daß vor allem ein großes Schiff jähr lich mehr gebaut werde, als im Gesetz vorgesehen ist« Dagegen sträubt sich der Reichskanzler mit Rücksicht auf die zarte Pflanze der angeblichen deutsch-englischen »Freundschaft« hartnäckig, und lediglich darauf sind tatsächlich die Differenzen Bethmann—Tirpitz zurück zuführen, nicht aus sabelhafte Ueber- und Eingriffe des Staatssekretärd, der ja in diesem Falle nur nomi nell eine ~nachgeordnete Stelle« des Kanzlers ist! auch schon sehr bald wenn sich eben gerade eine ge eignete Gelegenheit bietet. Den genauen Zeitpunkt kennen· wir so wenig wie die Ministermacher selbst. Aber eines glauben wir ganz bestimmt zu wissen, näm lich daß an diesem tollen Märzdienst, an dem die Geruchte wie schwarze Raben durch die ust flogen, im allerengsten Kreise des Kaisers die Entscheidu n g tatsächlich gefallen ist: die Kandtdaienliste der sechsten Kanzlerschast ist so gut wie geschlossen: aus ihr stehen die drei Namen: T i rp i h, v. d. Go l h undlßaron Marsch-til v. Biederstein. Es war nur ein Busall, aber ein solcher, von dem die Geschichte unter Umständen beeinsliißt.wird, daß der Kaiser an diesem »schwarzen Dienstag« bei dem Großadmiral und Staatgsekretär vorsuhr, um ihm zum its. Geburtstage zu gratulieren. Tirin. genießt seit fünfzehn Jahren die Gunst des Kaiserss ivie kein andrer. Er hat alle seine Gegner mit bei spielloser Zähigkeit miirbe gemacht nnd ist von den Staaigmännerm die das Deutsche Reich zurzeit be sitzt, eigentlich der letzte, der im Volke uneinge schränkte-'s Vertrauen genießt. Die Ruhe, Umsicht und Gewandtheit, mit der dieser Admiral das viel aefiihrdete Schiff des Flottenausbaues durch alle »«-’i-ährlichkeiten nnd Klippen bngsierte, hat bis in die steisinnigsten und demokratischsten Kreise hinein i:nponiert. So sehr man zuerst immer iiber die sast unerträgliche Flottenrüstnng wetterte, heute weiß man diesem eigentlichsten Handlanger des Flotten laisers Dank. Aber das große Aber bei Tirnitz liegt in den Bedenken der internationalen P oliti k. Nachdem ein Churchill so unerhört offen gesprochen, brauchen auch wir kein Blatt vor den Mund zn nehmen: Tirpitz alg Kanzler ist vielen aleichbcdentend mit Krieg. Daß das nicht richtig ist, weiß jeder, der ihn kennt (vgl. auch den obigen Artikel d. Red.), aber er hat einmal den Rus, nnd der wird ihn vielleicht an der Erreichung des höchsten Amtes hindern. Der zweite Kandidat, Frhin o. d. G o l tz, ist nicht nur ein Mann von hervorragender Begabung- son »dern auch die notwendige repräsentative Persönlich «keit. Im enropiiifchen Ausland genießt er als be )dentcndster Stratege nnd Feldberr der deutschen iArmee vielleicht noch mehr Ansehen als zu Hause, kund alsiürttscher Paicha und Reorganisator der osmanifcheu Armee besitzt er auch in der moham usedanifchen Welt einen großen Rus. Das sind Eigenschaften, die im Kanzleramt sehr wertvoll wer den sonnen An Kenntnis der auswärtigen Politik. fehlt es dein Feldnmrschall sicher nicht« Ist er aber mit den Verhältnissen der inneren Politik, mit denen er wohl kaum Muße gehabt haben dürste, sich näher zu beschäftigen, genügend vertraut? Und noch eine andre Frage ist es, ol- der Feldmarsklmll dem Rufe folgen wird, wenn ihm der kiieidiskanzlerposten angeboten werden sollte. Während Herr o. Tirpin in seinem »fngendlicben« Selbstvertrauen dem Rufe des Kaisers sofort Folge leistet, liegen vom Herrn v. d. Goltz versiniedentliche Aeuszernngen vol-, die dies bezweifeln lassen. Der dritte Anwärter auff den Kanzlerpostem Frljr. v. Marschall, ist unbestritten der erfolg reichste deutsche Diplomat der Gegenwart sovm Herrn v· Kiderlen ist es bekanntlich bestritten). Max-scholl hat den deutschen Einfluß am Goldenen Horn in zähen zielbewnßter Arbeit befestigt. An dem Schaden des Tripoliskrieges ist er nicht schuld. Er hat es verstanden, dentschem Unternehmungs neist überall Eingang zn verschajsen nnd der deut- - andre Komponist mit diesem Werk den gleichen Er : folg geerntet und verdient hätte. Aber die Um i stände waren senfationell genug, um alle Skepsis : wachzurufeu. Trotzdem der Name des trefflichen - Pierneå eine Garantie bot, man mochte an einen Irr . tum seinerseits, an eine gutmütige Schwäche glauben. Nun ergab sich die Gewißheit, daß Ernest . Fanelli zum mindesten ein großes Talent war. Seine Musik ist wenigstens in diesem Werke durchaus beschreibend. Er schildert das nächtliche Theben, das im Mondenglanz schläft; den Nil, der das Licht der Sonne in tausenfiiltigcm Gefunkel widerspiegelt, den siegreichen Einzug des Pharaouen. In der Erfindung der Themen zeigt sich Fanelli nicht sehr stark, und doch gelingt es ihm, deutliche und faßbare Eindrücke zu geben. Er liebt es, zwei gegensätzliche Harmonien fortwährend zu wieder holen; aber man darf die Eintdnigkeii für künst lerische Absicht halten. Denn er zeigt Maß darin nnd versteht es, durch instrutneniale und harmo nische Mittel großziigig zu steigern. Sehr kiihu gibt er sich in harmonischen Dingen, und nur gelegent lich zeigt er sich von Wagner beeinflußt. Stärker ist der exotische Einschlag. Man kann kaum fageu, daß er die Kunst des Jnstrumentierens durchaus be herrscht. Manche-s klingt ein bißchen dünn und auch nicht recht geschickt. Doch handelt es sich hier mehr um technische Unsertigkeiten eines Mannes, der nie mals Gelegenheit hatte, seine kompositorischen Ver suche aufgeführt zu hören. Und dann: es ist das Werk eines sehr jungen Mannes. Als er es nor dreißig Jahren schrieb, war der vier Jahre jüngere Richard Strauß noch in feinen recht konventionellen Anfängen. Debussn und Vidal, die modernen Frau zoseu, waren auch junger als er und hatten sich noch nicht bedeutend hervorgewagt. Die Wahrheit aller An gaben vorausgesetzt, ist es ganz zweifellos,. daß Famlli im Wollen und Können seiner Zeit voraus war, so vorand, daß seine Schöpfun heute noch als eine moderne uud kühne Tat bestehen mit dcr ieder Debutant die grdßten Hoffnungen wecken würde. · Sehr wesentlich ist der in jedem Takt vornehme und .« selbständige Charakter seiner Musik, die niemals 1 nach billigem Erfolg schielt, sondern die festen Um- 1 risse einer Persönlichkeit zeigt. 1 Was wird, wad kann aus Fanelli noch werden? i Man kann die FraYe nicht einmal ungefähr beant- 1 worinn, ohne zu w fsen, warum bisher nichts ans ; ihm wurde. Unsre Zeit ist auch den halbwegs Be- l nahten aiinstia. Man braucht viel mehr Talente« l Der sechste Reichskanzler? Von einer vorzüglich untevrrichteten Seite schreibt man uns zu der gegenwärtigen inneren Krisis aus Berlin: »Die Abreise des Kaisers ist auf Freitag bestimmt angesetzt.« So die hochoffiztelle Versicherung. Schönste Ordnung, holdcfter Friede scheint·lviedcr zu herrschen. Die Korfufahrt wird programmäßtg verlaufen und der Kaiser wird sich ungestört des urlaubs freuen. Für alles ist gesorgt, selbst für d·cn Oftcrgottcsdienst im Achtllciom zu dem der Berliner Militäroberpfarrcr Goetzzs 'mitgenynmcelt wird. Bedeutet das Osterfest- auch fiir den Herrn Reichskanzler die Auferstehung nach so trüben, traurigen Tagen? Wer die Geschichte, die Form und Tradition der Kanzlerstürze kennt, der weiß, daß nach dem entscheidenden Kampfe hinter deu Kulissen zit nächst immer eine künstliche, geradezu unnatürliche Ruhe auf der öffentlichen Bühne eintritt. Man infze niert Stille und Beruhigung, nnd dann, wenn die »Deine Oeffentliche Meinung« eingeschläsert und «ver ’.rießlich geworden ist, werden die letzten eigentlichen Konsequenzen gezogen. Der Ministerwechsel vollzieht sieh dann unter irgendeinem unwahrfcheinlichen, be langlofen, nicht recht verständlichen Vorivand, jeden falls nicht aus ds«!iiijenigeii Grunde, den die politische Logik gefordert hatte. So wird es auch endlich und schließlich niit Herrn v. Bethinann Holliveg gehen. Er wird abtreten, wenn der Lärm dieser Tage verhallt und vergessen ist- Wann? Vielleicht im Sommer, wenn alles auf den Bergen und am Wasser liegt. Vielleicht im Herbst, wenn die Blätter und die Kurfe fallen, vielleicht aber musikalische Jllustrationen hatte geben wollen. Nie mand wollte etwas von ihm wissen, und so tauchte er unter. In mehr als zwanzig Jahren Äannte man in der Opera einen gewissen Fanelli, zur Aus hilse gelegentlich - Triangel spielen durfte. Besser bekannt war er in den Kreisen der Kasseehauswirte. In liblen Nachtlolaleu spielte er den kleinen Mädchen zum Tanze aus. Er war der unbekannte, unsichtbar-e Mann hinter dem Klavier, der zur Geige den Rhythmus hämmerte. Aber es war schwer, non diesen nkageren Ein-. künsten zu leben,. und Ernest Fanelli suchte nach Nebenerwerb. Er schrieb so wunderschöne Noten nnd hoffte, sieh einiges als Kopist verdienen zu können. So kam er vor achtzehn Monaten zu dem gegenwärtigen Dirigenten der Colonnekonzerte, Herrn Gabriel Pierntä Er bat um Arbeit und zeigte zum Beweise seines Könnens eine prachtvoll -aeschriebene Partitnr vor. Unwillkürlich nahm « Pierne das Heft zur Hand und unwillkürlich begann er zu lesen. Es war mit einem Male nicht die Handschrift, die ihn interessierte. Und er fragte: »Was ist das denn eigentlich?« »Ach, das ist nur eine Sinfonie von mir, die ich vor dreißig Jahren geschrieben habe-« Meister Pierne vernahm es mit Erstaunen, und mit Erstaunen las er weiter. Es war kein Zweisel, daß sich hier ein hervorragendes Talent geäußert hatte. Fanelli erzählte ihm von seinem Leben und wie er in all den dunklen Jahren nicht aufgehört hage, zu lomponieretn Eine Partiinr nach der an ern. ! Piernö entichloß sich, drej Bruchstücke ans dem ’,,Roman der Mumie« auszuführen Als er sie mit seinem Orchester zum ersten Male probierte, sollen die Musiker und die paar Zuhörer in Tränen aus gebrochen sein. CDie Pariser Zeitungen lassen andre Leute sehr rasch in Tränen augbrechenJ Gesten-in als man das Werk zum ersten Male in der Oeffentltchkett hörte, sah ich niemand weinen. Aber es war ein nngebeurer Triumph. Nach dem Schluß der Ausführung wendete sich alles dem ersten Range zu, wo der Antor saß. Minutenlang dröhnte der Beifall zu ihm. Dann aber holte man ihn aus dies Bühne, um ihn dem ganzen Hause zn zeigen. Und das ChäteletsTbeater, dessen fünf Range bis auf denl letzten Platz gefüllt waren, erzitterte von dem brau senden Geschret einer zweitausendköpfigen Menge. Das Sonderbare aber ist, daß dieser ungeheure Erfolg wirklich verdient war. Nicht als ob jeder Ell sche· ncn :11- len-
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