Leipziger Tageblatt und Anzeiger »I. — Montag, dm 11. Januar. 1847. Bekanntmachung, die Anmeldung zur theologischen Candidaten-Prüfung betreffend. Die Studirenden der Theologie, welche gesonnen sind, sich für den Ostertermin 1847 zum kxnmen pro eaväiäalurn an zumelden, werden hiermit auf den Inhalt der h 9. des Regulativs aufmerksam gemacht und veranlaßt, ihre Gesuche nebst allen in gedachter Paragraphe, namentlich den suir 4 bemerkten Unterlagen bis zum « Februar LS« in der Canzlei der Königlichen Kreisdirection allhier (Postgebäude) abzugeben, oder so viel die auswärts sich Aufhaltenden betrifft, unter der Adresse „An die Königliche Prüfungs-Commission für Theologen" dahin einzusenden. Leipzig am 5. Januar 1847. Königliche Prüfungs-Commission für Theologen. von Broizem. . Bekanntmachung, die Anmeldung zur Candidaten - Prüfung für höhere Schulämter betreffend. Die Königliche Prüfungs-Commission für Candidaten des höher« Schulamt- zu Leipzig fordert diejenigen, welche gesonnen find, sich zu den vor Ostern 1847 abzuhaltenden Canbidatenprüfungen für höhere Schulämter anzumelden, hierdurch auf, ihre Gesuche um Zulassung zu denselben bis zum ^ S. Februar LS« in der Canzlei der König!. Kreisdirection allhier (Postgebaude) einzureichen, oder so viel die auswärts sich Aufhaltenden anlangt, unter der Adresse „An die Königliche Prüfungs-Commission für Candidaten des höhern Schulamts" portofrei dahin einzusenden. In diesen Gesuchen ist bestimmt anzugeben, in welchen Lehrfächern sich bie Expectanten der speeiellen Prüfung (tz 7. des Regulativs) unterwerfen wollen, zugleich aber sind zum Nachweis der h 4 unter a und b vorgeschriebenen Erfordernisse und sonst die im h 5 8ub a bis 6 genannten Zeugnisse und Eingaben beizufügen, worauf die Prüfungs-Commission, wenn bei allen diesen Eingaben kein Bedenken ftatlfindet, die Ansuchenden zur Prüfung vorladen wird. Leipzig, den 5. Januar 1847. Königliche Prüfungs-Commission für Candidaten des höhern Schulamts. von Broizem. Die merkwürdige Witterung des Jahres LS«. „Haben Sie denn schon so einen Winter erlebt, wie diesen?" — „Nun, was sagen Sie zu diesem Wetter?" — „Ist es nicht, als ob wir schon im Frühjahr wären?" — So fragte mich bald Dieser, bald Jener im Januar des verflossenen Jahres und wollte es nun und nimmermehr glauben, daß so ein gelinder Wintermonat zwar nicht alle Jahre, aber doch öfters vorkomme, als man eS sich vorstelle. Ich erinnerte solche Freünde z. B. an den Winter 18»« wo im ganzen December kaum einzelne Tage 4 — 6 Grad Kälte hatten und der Januar dann oft 5— 6 Grad Wärme brachte, im ganzen Februar aber kaum einmal Null am Thermometer zu sehen war. Ich ge buchte des gleich darauf folgenden Winters von -j-Hj-Z-, wo es fast in ganz gleicher Weise ging. In gleicher Art zeigte sich nicht minder der Januar 1819, sowie dann wieder 1821, 1822, um nicht von so manchem andern, namentlich von dem Winter 1834 zu reden. Da schüttelten dann die Fragenden freilich mit dem Kopfe und bekannten, daß sie sich dessen gar nicht mehr zu erinnern wüßten; ich aber gab ihnen den Rath: sie möchten sich hübsch dergleichen künftig hinters Ohr schreiben, wenn Platz genug da sei und bedenken, daß wir im Durchschnitt immer drei gelinde Winter gegen einen sehr strengen haben. Der Winter 144z sei eben so streng als anhaltend gewesen und folglich schien es kein Wunder, wenn dieser ein Wenig da- Gleichgewicht in Europa wiederherstellen wolle. Aber freilich, was die Menschen an Holz ersparten, ging wieder durch die großen Überschwemmungen verloren, welche sich nicht überall, jedoch in ungemein vielen Gegenden als Folgen von anhaltendem Regen und dem aufgehenden Schnee zeigten, der im Decbr. 1845 auf vielen Gebirgm gefallen war. In Paris setzte die Seine gleich zu Anfang de- Januar- Straßen, Gärten und Felder unter Wasser, der Main trieb sein Spiel so arg, daß die Taunu-eisenbahn ihre Fahrten ein- ftellen mußte. Die Oder machte ihr Fluthen nicht minder geltend, in Neuenburg in der Schweiz sah man, so weit das Auze reichte, alle Wohnungen in Wasser stehen, und mit jedem Tage des fortschreitenden Januars mehrten sich die Nachrichten von Flüssen, die ihre Ufer überstiegen. Die ältesten Leute er innerten sich nicht, die Werra und Fulda so tobend gesehen zu haben; der Rhein ergoß sich, die Elbe richtete oben in Böhmen bis nach Pirna und Meißen herab Verheerungen an, wie im Frühlinge de- vorhergegangenen Jahres. Aehnliche- berichtete man von der Weser au- Bremen, wo aller Verkehr gehemmt wurde z au-Münden und Hameln, wo