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Dresdner neueste Nachrichten : 12.05.1921
- Erscheinungsdatum
- 1921-05-12
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id490223001-192105123
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id490223001-19210512
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-490223001-19210512
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
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- Wahlperiode
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Inhaltsverzeichnis
- ZeitungDresdner neueste Nachrichten
- Jahr1921
- Monat1921-05
- Tag1921-05-12
- Monat1921-05
- Jahr1921
- Titel
- Dresdner neueste Nachrichten : 12.05.1921
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»j -l-· DeF ’cher Reichstag 30 s. SiS u n q Pisa Dz. Berlin, 10. Mai. (Eia. Drahtderichti m 9 Uhr wird die ursprünglich auf 7 Uhr an e setzte Sitzung eröffnet. Das Haus ist dicht båsetzh e»Sie Man-n sind bis auf den letzten Platz gefit t nnd in der Diplontatenloge sitzen zahlreiche Vertreter » der Entente und neutraler Staaten. Der neue Reichs kanbzler Dr. Wirth nimmt mit den Mitgliedern seines Ka inetts am Regierungstisch Platz. . . Um 9 Uhr eröffnet Präsident Ldbe die Sitzung mit folgender Ansprache- Der Reichstag hat sich versammelt, tun eine Ent schsidunaron unabsehbarer Tragweite zu fällen. Jn detn ich die Sitzung eröffne, gebe ich dem Wunsche Aus druck. daß unsre Verhandlungen von«dem Ernste ge tragen fem mögen, den die geschichtliche Stunde uns allen gebietet. Unter den Eingängen befindet sich die Erklärung der Alliierten vom ö. Mai mit den Re parationsv:rpslichtungen, ferner das Abckommen der deutsaZen Regierung mit der ruisischen Sowjetrepnblik über ie Erweiterung des Tätigkeitsgebietd der beider feitigen Delegationen. . ;-«, ’ Zur Entgegennahme einer .« Erklärung der neuen Neichsregierung : crhcirt das Wort der ! Reichskanzler Dr. Wirth: Der Herr Mithöpräsidem hat mich ersucht, die Kabinettsbildnng zu übernehmen nnd ich habe geglaubt, in Gier so entscheidnngsschweren Stunde mich diesem Rnse nicht verschließen zu dürsen. Zn Reichsministern sind durch den Herrn Reichspräsidenten ernannt worden: Reichskanzler: Dr. Wirt h, der bis aus weiteres nnrh das Porteseuille des Aeußern übernimmt, Meichösthqtzminister nnd Stellvertreter des Reichs kanzlerst B a n e r , Reichsminister des Innern: Dis. G r n d n a n er , Reichsminister der Justiz: S chi sser, Reichsarbeitsministen 111-. Bran n d , " Reichswirtschastsministen Rod e r t Sch m i dt«, Reichöniinister stir Ernährung nnd Landwirt schnsttsermes, . Neiihswehrwinisterx D-. Gesteh Reichsnerkchrsministen Gro e n er , Reichspostministert G i es b er t s . Das Rcächsfinanzministerinni ist vorläufig unbe setzt. Die Ergänzung des Kabinetts soll in Erwägung aller für seine Zusammensetzung wesentlichen Gesichts mnkie unverzüglich in Angriss genommen werden. Meine Damen nnd Herren! Die Aufgabe in dieser schweren Stunde ist« die Entscheidung des Neichstages über das Ultiumtum der alliierteu Regierungs-n herbeizuführen Im Hin blick anf den Ablauf der Frift muß ich Sie bitten, dieser Ihrer Meinung durch nunerzftgliche Entschließung Aus druck zu geben. Es bleibt uns keine andre Möglichkeit, als Annahme oder Ab keh nnn g. So bat es der Sieger beschlossen Das Ja bedeutet, daß wir uns bereit erklären, die fchweren finanziellen Lasten. die man Jahr für Jahr von uns fordert, in freier Arbeit zu tragen. Die Ableh n n u g aber würde bedeuten die Zwangsvollftreckuna in unsre ganze Volksw irtfchaft, wurde be deuten S klaneuarbeit unter Aufsicht feind licher Bajonette, würde bedeuten die An s - lie fer u n g der Grundlagen unfrer ganzen industrieilen Tätigkeit, Zerre i ß n n g unsres fo ftark gefchwächteu Wirtschaftskörperg nnd Kue b e - ln n g unsres ganzen Erwerbslebens wären die Fol gen. Aber noch nugeheuerlicher könnten firh die Wirkun gen answachfeu für unfre politifche Exiftenz, für unfer Reich. Es ftehr mehr als Geld nnd Gut auf dem Spiele. LSehr richtigU Es handelt fich um die ganze Zukunft mtfres bartgenrüftetn geliebteu Vaterlandes. Das» zitterer Volk ift zu den böchften materiellen Opfernl c die deutsche Regierung nimmt aus diesem Grunde das Ultimatum an Die Verantwortung für die weltwirtschastlichen Folgen des Ultimatnzns liegt bei der Gegenseitr. Nur durch Leistungen können wir nnsre Gegner von der Aufrich tigkeit unsres Wollen-S überzeugen und dadurch die Atmosphäre ichassen, in der eine erträgliche Haud habung der Londouer Beschlüsse im Rahmen unsrer Leistungsfähigkeit gesichert wird. Durch die Annahme des Ultimatnms beseitigen wir die nahe drohende Be sesnng des Ruhrgebietcs. Die vielfach se iinszerte Befugnis, daß es auf jeden ein. IFalh aussen wie unterzeichnest sdee Laub-, sum Cinemeitb kommen werde. lin- Idet in den Uliiuatmn leise Hist-. RAE seinem Sinn nnd Wortlaut bietet die Übitauduque von saustioueik insbesondere die Mikibeiewuiq des Rudegebietes. die Grundlage der Cimabue des Uttis amtqu Dai- wie bei dieser itbickieisiidisem Cat ichließmm tmieru Blick mä aus Oberfchlesics - richten, dedaei reiner Benriindnuas In Dieser Hinsicht vertrauen wir ieit ani das Ergebnis der Volls ab itint tnn ua. Worani es ietzt ankommt, iit daß die alliierteu Reaierunnen den non noluiichet Seite se machten Versuch, eine allein Recht loinsprecheude vollendete Tatiache an ichaiieu. nicht dulden werden« daß aus keinen Fall ein nolniichee Dittas to r die wenigen Rechte, die uns der Friedeuönertraa gibt, init Fiiizeu tritt. Dieser Friedengnertrad ans dem uns to aiaantiiche Lasten anterleat werden. de gründet iiir die Alliierten deilise pflich ten. die der enalilche Prentieeuiiniiter sich is sieietn Tagen ausdrücklich anerkannt bat. Die nenaebildete Regierung empfiehlt Ihnen nach gewissenbaitee Prüinna die Unnadtne des UltkmaW Beifall-i Das Haus tritt dann sosort in die Besprechung der Regierungserklärnng Abg. Wels lSon erklärt namens seiner Partei: Unter dem Drucke anaekiindigter militärifchet Maßregeln, angesichts des dauernden Verlustes lebensivichtiger deut scher Lande-steile in Ost und West muß das deutsche Volk in kürzester Frist ohne Vorbehalt einen Wiedergutx machungsplan annehmen, dessen Ausführung besonders für die arbeitende Bevölkerung Deutschlands und Euro pas schwerste Gefahren in sich birgt. Die Parteien, die am meisten zur Verlängerung des Krieges und zur Ver mehrung seiner Lasten beigetraaen haben haben ietzt versagt. Die Sohialdemokratiöche Reichs tagsfraktion bat sich daher ents lossen, an einer Regierung teilzunehmen, die durch An nahme des Ultimatums einen ehrlichen Versti ch machen will, das uns Anferlegte nach bestem Können zu erfüllen. Zur Lösung der Aufgaben bedarf die neue Regierung der Unterstützung der breite ;ien Pflkskreise lLebhafter Beifall bei den Sozialdemo raten. Abg. Trimborn (Bentr.i erklärt namens der Zen trumssraktiom In der Uebetzengung, daß es für die Erhaltung und tdie Wiederaufrichtung Deutschlands keinen andern Weg gibt, als die Unterschrift der Reichsregiso rang. haben wir uns entschlossen, zuzuft i in in e n, wo mit wir zugleich der Erfüllung unsrer Entivaffnungs zufage entsprechen. Wir sprechen dein neu en Kabinett unser Vertrauen aus. ißeifall im Zentrums Abg. Dr. Stresemamr fDeutfche Volksp.): Die Fraltion ift se inin ütig der Auffassung, daß die n n s imUltim atum zugemutetewL eist ungen nicht getragen werden können. Durch die Bedingungen wird die Souveränistät Deutschlands in derLWirtschastsführung und Finaitzgesetzgebsung besei tig Das Deutsche Reich wird unter eine internationale Kontrolle gestellt FDas Ultimatum verlangt unsre Zustimmng jin einer Zeit, in der dieGrenzsen des Reiches noch nicht fest stehen, wohl aber die Pläne Frankreichs, uns Ober schlesien zu rauben. Die Forderungen der Cum-ais innng sind mit dem Friedensvertrag unvereinsbar. Im .Often· will man uns der geringen Verteidigungsmögs lichkeiten berauben in ein-er Zeit, in der das Deutsch tum im Osten systematisch der politischen Verfolgung ausgesetzt ift unb in der die Eroberungsfucht des pol nischen Staates auch unser eigenes Staatswesen be droht. Selbst eine Anna-h m e ides Ulti ma tu ms würde uns nur für absehbare Zeit vor neuen Ve r g ewaltigungen bewah ren. Die Versuche. eine Zusicherung zu erhalten, daß im·Falle der Annahme Oberfchlefien beim Reiche ver bleibt, haben zu keinem Ergebnis geführt. Damit find auch für diejenigen Mitglieder der Fraktkom die in diesem Falle gewillt gewesen wären, die zeitweise Er füllung der Bedingung-en zu versuchen, die Voraus setzungen gefallen, um dem Ultianatum zustimmen zu können. Die Fra kti o n lehnt aus dies-en Gr ünd en das Usltiimatuin ab. Abg. Hergt (Deutschnat.): Die Regierung ruht aus schwachen Füßen. Der ganz-e Aus w ä rti e Au s - s chuß stand auf dem Standpunkt, daß die Zumutun gen, die uns gestellt werden, und u rcbsübrb ar sind. Die Sozialdemokratie kann die Verantwortung lnicht ablehnen, daß die deutsche Arbeiterschaft in Ab hängigkeit vom Auslande gebracht wird. BDas gliörnatnm uführt die sitt-sei lei uns ein. ezügli berschle ens t sich die Regierung lin sionen hin. Die erste Etat-be der neuen RYgies rung ist die Rettung Oberichleiieus. Es Bandelt sich um ein gebe ligtes deutsches Land. Von er Entente erwarten wir nichts in bezug auf Ober fchlefien. dergt fchlosi, indem er namen einer Frat tion erklärte: Wir ebnen die Annahme des Ultimatums ab, weil es nneriüllbar ift nnd seine Annahme das deutsche Volk in kurzer Fett wieder vor dieielbe Lage stellen würde. weil das er langen der Aburteilnng der sogenannten Kriegsvers brecher mit der Würde Deutsch nds nicht verträglich ist, weil die Entwassnnngssorderungen mit der Sicherheit des Reiches nach außen und innen nnvereinbar find, weil die Garantie forderungen das deutsche Volk aus der Reihe der selb ständigen Nationen streich"t, weil auch unsre Kinder nnd Kindeskinder zu Sklayen andrer Völker würden. Wir können eine eririigliche Gestaltung der Friedens bedingungen nur erreichen, wenn unfre Feinde endlich einmal unsern festen Willen our natio nalen Selbstbehanptung sehen. Wiå wollen uns selber treu bleiben, dem deutschen Wien zur Wahrheit und Gerechtigkeit, was den Vernichtungss willen der Feinde zuschanden machen wird. sLarm und Beifall. Händeklatfchen auf den Tribrinem welches »der Präsident rügt.) « Abg. Ledebonr (Unabb. Soz.): Die Unabhängige Sozialdemokratie ist zu dem Ergebnis gekommen, dasz fdie Regierung das Ultimatum unter dem Zwange der angedrohten Gewaltmaßnahmen annehmen muß. Die Besetznng des Ruhrgebietes würde eine Arbeits losigkeit von bisher nicht gekannter Ausdehnung fherbeiführen und das deutsche Wirtschaftsleben voll iständig zerrütten Die Entente könnte die Ablehnung des Ultimatums als einen Beweis der Böswilligkeit Deutschlands auslegen und aus dieser Stimmung heraus die Entscheidung über Oberschleiien zu unsern Ungunsten fällen. Das ernstliche Bemühen, mit der Durchführung der Zahlungen zu beginnen i schafft Dentichland wenigstens eine Itemnanie fDie unvermeidlichen Folgen der verderbensschwange fren Ententeuolitik werden sich bald in den Ententes lliinderu zeigen, und zwar zunächst bei der Arbeiter ischaft. Die Annahme des Uliimatums ist das kleinere Uebel. Die Ablehnung würde sicheres Unheil nnd Verderben zur Folge haben. Auch der oberfchlesifche Kohlenbezirk würde dann verlorengehen. Der Red ner fordert vom Reichskanzler eine Amnestie für alle politischen Vergehen und sofortige Aufhebung desisåitisnahmezustandes und der Sonder ger e. Abg. Dr. Haas (Dem.) führt aus: Die Anschauun gen in meiner Partei sind geteilt. Vielleicht sei viel gewonnen, wenn Zeit gewonnen sei. Wir sprechen die Erwartung aus, daß nunmehr die Entente Oberschlesien befreien oder uns das Recht geben werde, selbst für Ruhe und Ordnung daselbst zu sor gen. Den Engländern und Jtalienern in Ober fchlesien gebührt Dank für ihre Aufopferung. Werde das Ultimatum angenommen, dann müssen alle Par teien aus seinen Boden treten. Keine Partei darf die Regierung nachher sabotieren. Die jetzige Ent scheidung ist noch schwerer als die über den Versailler Vertrag. Das Furchtbare ist, daß wir in Unklarheit über die Entwicklung der Zu kunft uns entscheiden müssen. Nach unserm Gefühl hätten wir das Ultimainm ablehnen müssen Wenn wir es nun annehmen, dann verlangen wir eine gerechte Entscheidung über Oberschlesien und so fortige Herstellung von Ruhe und Ordnung. Hätte die Jnteralliierte Kommission ihre Pflicht getan, so wäre es zum Blutvergießen nicht gekommen. Von den geringen Rechten, die uns der Friedensvertrag von Versailles gibt, darf uns nichts genommen wer den. Wir erwarten endlich die Zurückführung der Be satzung im Westen aus ein erträgliches Maß. Mit der Annahme des Ultimatumg durch den Reichstag wird eine neue Lage geschaffen. Wir werden die Regierung unterstützen nnd wir bossein daß die Regierungsbasis noch verbreitert wird isossentlich erleben wir noch die Zeit, in der die Poli-l jtit der Vernunft zum Siege kommt, damit einst Tage seiner besseren deutschen Zukunft kommen. i Abg. Koeneu (Komm.) verliest nach Ausführungen über die Folgen des Ultimatums, die für das Deutsche Volk Hunger und Elend bedeuten, und nach einer er neuten Empfehlung bei Sowjetrußband Anschluß zu suchen, eine Erklärung seiner Partei, in der gegen die kapitalistische und imperialistische Politik Pro test eingelegt wird. Der Regierung wird d er; Ausdruck des Vertrauen« verweigert und ist »da- Recht bestritten, tm- Namens der deutschen Arb eiterfchaft zu handean Inzwischen ist ein Antrag Müller-Franken (Soz.)—-( Trimborn (Bentr.) eingegangen, welcher lautet: · Der Nessus ist Why das Ue Reichs wikmms Ue von ten slliietteu Rest-miser- is deten M von s. Mai 1021 unter C l-« geforderåcxx Grill-nun Gibt - F Ida Dr. fel- Gayn Vanemdundk Mk stimmkxi gegen das Ult nimmt, weil evix dadurch nicht zu einem Ihm-scheu Frieden kommen Die Entwassuung i« Bayern trifft seine miliiiirische Einrichtung, sondern eine von den Sozialdemokraten geschaffen-c Seldkiichntz organisatisom die nicht unter skic Bestimmnnqen des Bettes-Fee von Veriailleg fälli. (Z«- Lilinnmmg rechts, Unruhe l nkd.) Wenn die Entente dscr nistellnng der erforderlichen Sicher- Heiid p o li s ei keine Schwierigkeiten machi, kann an einen-ie List-den der Ginwohnerwehren gedacht wer n. « Dei untrag Mater-Franken (sz.)—-Tximvpm Gott« wird sodann in namentlichet Abstimmung mit 221 gegen 175 Sijupmen lauseuomueu bei einer stimueuihaltuw ! Das Ergebnis wird von der Rechten mit Pfuirufen Taufgenommew ! Nächste Sitzung: Mittwoch, g uhr uachmittagg. « Tagesordnung: Kleine Voxlagem »z, - ( ’ L Schluß: 12,45 Uhr nacht-. « ; X- . J «- Der Neichspräsident an Fehrcnbach Der Reichspräsident hat an den scheidenden Reichs kanzler Fehrenbach folgendes Handschreiben gerichtett Berlin, 10J6. 1921 Hochverehrter Herr Reichsministeri « Indem ich durch Ueberfendung des beifolgenden Abschiede-Z Ihrem Antrag auf Entlassung aus dem Amte des Reichskanz lerg entspreche, ist es mir ein Bedürfnis, für Jhre den- Vaterlande in frhwerster Zeit geleisteten wertvolles Dienste Ihnen meinen tiefempsundenen Dank auszm sprechen. Mit großer Opferwilligkeii haben Sie sich its vorigen Jahre trotz schwerer Bedenken bereit erklärt die Last des Kanzleramtes auf fich zu nehmen. Si haben in hingebender treuer Pflichterfüllung nnies außerordentlich schwierigen Verhältnissen an der Spitzt der Reichsregierung die Geschäfte mit umsichtiger, er fahrener Hand geleitet, gestützt aux das Vertrauen« das Sie in reichem Maße sich währen Ihrer langjährigeii Tätigkeit als Parlamentarier des Reichstages und der verfaffunggebenden Nationalversammlung erworben hatten. Gern und mit Dankbarkeit werde ich stets unsrer gemeinsamen Arbeit im politschen Lebes gedenken, und ich hoffe zur-ersichtlich- daß auch fernerhin daig Reich auf Ihren erfahrenen Rat und Ihre tat kräftige Mitarbeit rechnen kann. Mit den herzlichsten Wünschen nnd mit dem Ausdruck meiner ausgezeich-» neten Hochachtung bin ich Ihr freundschaftlich ergebeneil (gez.) Ebe r t , Reichsprässidenis Der timemasilowatiiche Vertrag mit Italien Von unserm ZsKotrespondenten Rom. s. Mai Das tschecho - slowakisch - italienische Handelsab k o m m e n, das .be·i der Anwesenheit Beneschs im März in Rom jktzztert wurde, wird dieser Tage veröffentlicht werden. Es besteht aus 17 Artikejn nnd einem Protokoll nebst eini gen Tabellen der zur Einsuhe aus Italien und zur; Durchsuhx iiber Triest vom nichtitaltenischen Ausland in die TschechwSlowakei sorgte umgesehn kontlngem tierten Warcnsorten. · Nach dem Abkommsn foll, außer Zucker,! Kohle und Mala. fttr die sich die Prager Regiesl runq die Wahl der Valuta vorbe-hält,in Krotj nen bezahlt werden. Die von Italien nach Von-- men einaefiibrten Waren sollen, außer Rohsetdsi und Hanf, für die sich die römifche Regierung. die Wahl der zu verlangend-en Valuta vorbe-, hält. in Lire bezahlt werden. Das Abkommen»gilt: auch für Postpaketsendunaen. Alle Sendungen muneni von einem durch die zuftändiae Handelskammer ans-. gestellten Ursprunaszeuanis begleitet fein. ’ s Das Abkommen läuft vom Ki. April 1921 auf ein Jahr und wird, falls nicht Kündigung einen Monat vor Fristablauf erfolgt, felbfttiitia jeweils um ein wei-., teres Jahr verlängert. I In dem beiaesügten Protokoll wird die wich-« tige und interessante Bestimmung ge troffen, daß bei Preisverändernngen derjeni aen Waren, deren Kontrolle in der Hand des Staates oder von Gesellschaften und andesrnOraanisationen ruht,, denen die Bewirtschastunader betreffenden Ware ob liegt, die Mindestpreife an dem Zeitpunkt zu gelten haben, an dem die Ausfahrbewillianna nackt gesucht worde, auch wenn später der Nachweis erbracht wird, daß der Abschluß zu einem früher geltenden· Preise erfolgt ist. ... . . .l Musik Von Ost-ai- Bio Berti-D Anfang Mai . Boriges Jahr- pxopbxzeite man einen starken Rück gang des Berliner Musiklebens Die Bergnügungss Feuern, die hoben Kosten der Sälc nnd Orchester, die Un rentabilitiit mancher Reise, alles das, dachte man, würde für das Publikum und die Künstler eine starke Hein anung bedeuten. Man rechnete schon aus, daß die Nitischi Pnzerte überhauot nicht mehr möglich sein werden. Man ürchtete, daß dieser ungeheure Apparat und Betrieb, den gerade das Berliner Musiklebetr darstellt, in die Brüche gehen ger die ganze Kunst mit sich ziehen würde. Statt dessen sind die Versuch-Konzerte in der Probe und abends mehr als ausverlaust, und der Winter brachte Tausende von Konzerten jeder Art, an Quantität vielleicht noch mehr als früher. Augenblicklich spielen hier drei Opern häuser und zahlreiche Operettentheatier. Die Konzert saison ist jetzt im Mai noch nicht zu Ende. Man begreift es wirklich kaum. Die Kosten eines Lrchesterkonzertes find heute ein kleines Vermögen, das früher gereicht» Hätte-, einen Künstler vier Jahre lang zu erhalten. Und och geht es immer so weiter. Neue Dirigcnten geben; ganze Zeilen. neue Solisten buhlen masleubiist um die» Gunst des Publikums-, und wer mitten in der Saison nochs einen Saal haben will, aeriit in die größte Verlegenheiti Wo sind die Gründe zu suchen? Jst der Bedarf deri Künstler nach Oesfentlicnkeit und der des Publikums nach Kunst noch größer als die wirtschaftliche Schwierigkeit? Ich glaube, daß sowohl die Sehnsucht nach guter Musik als die industrielle Mechanik der Aaenturen und Unter nehmer wie auf einem tönernen Boden weiter besteht, ähnlich wie wir auch in andern Branchen ein Fortlausen des Betriebes beobachten, ohne richtige Kalkulttion der wirklichen Chancen. Der Umkreis des Berliner Musik lebens ist seit Jahrzehnten so gewaltig, daß hier eine Art internationaler Marit für alle Musikwertc entstanden ist. Eine gute Berliner Kritik bedeutete eine Empfehlung für das Reich nnd das Ausland. Der Besuch einer Ber- Jliiier Hochschule stellte einen Freibrief aus für jede Er ziehung. Die Leute sagen, daß es heute nicht mehr ganz so sei. Besonders das Ausland habe sieh seit dem Krieg von der Berliner Diplomierung befreit. Und tiotidein bat die staatliche Hochschule unter der neuen Leitung von- Frau Schreker frische Reformen durchgeführt nnd «an Veso-Z sehr gewonnen Der alte Ruhm, der vielleicht «gar nicht »so berechtigt war, besteht fort, obwohl er heute mit Ziel geringeren Aussichten rechnen muß. · « · « I, Wer die Opernhäufer hier genau kennt, weiß, daß de eigentlich im Unberechenbaren xebew Die staatliche Oper« unter Schkllings hat zum-»ein lebhaftens Reperi »Es-tret an NFYZLXMWFjaxmtySM beg. Sitz-WANT ist, aber zerbröckelt in ihrem Bestand, was aus wirt schaftlichen Gründen oft nicht zu vermeiden war. Nach dem sich die Selbständigkeit aller Angestellten o:ganisiert hat, leidet die künstlerische Leitung. Und nachdem man eingesehen hat, daß man in der wunst mit Sozialismus nicht weiterkommt, waren viele wertvolle Mitglieder schon verloren. Man denke: es fehlt uns hier ein richtiger Wagner-Tende. es fehlt die grofze Koloraturistin, es fehlt die Soubrette, es fehlt überhaupt die europiiisch gebildete schöne Stimme. Das Repertoire wackelt dauernd infolge leichisinniger Absagen und Urlaube, und auch der Besuch läßt schon su wünscht-nüer nachdem eine Zeitlang zum Aerger der Deutschnationalen Puceini die Kaisen gefüllt hatte. Ich glaube nicht, daß ein andrer als Schillings das Schiff besser gelenkt hätte. Die Verhältnisse find stärker als der gute Wille. Auch Georg Hartmann vom Deutschen Opernhaus tut sicher, was möglich ist. Gibt er eine vergessene deutsche Oper« um der Sehnsucht des Voltes entgegenzutommem so hdrt er, daß es langweilig ist. und es bleibt leer· Man arbeitet dort immer noch sehr sorgfältig, aber das künstlerische Moment kann natürlich nicht mehr den Ausschlag geben. Der Etat isi um das Zehnfache gegen früher gestiegen. Man rechnet und rechnet und fürchtet alle Augenblicke einen neuen Streit. Noch schicßt die Stadt Charlottenburg zu, aber wie es wird, weiß niemand. Aus solcher abenteuerlichen Stimmung scheint eine dritte Oper im Hause der »Zuwi schen Oper« von Herrn Doktor Felix Glinther eben ein gerichtet word-en sau sein. Man eröffnete mit »Alt- Heidelberg«. Das ist eine italienische Komposition von Pachiarotti nach dem bekannten Stück von Mener-Fiirster, natürlich eine unmögliche Sache, deutsche Sentimentalsis tät in Puccinischem Kleide mit eingestreuten Studenten liedern. Es blüht der Kitskh Der einzige Trost ist die ausgezeichnete Leistung des Dresdners Taube-: als Erb priuz. Aber das war wohl nur in Iden ersten Vorstel lungen. Hartmann hatte diesen Heidelberger Pueeiniss mus schon vor zehn Jahren abgelehnt Die Konzerte find, wenn man das Vergnügen be rechnet, heute noch eine der billigsten Abendunterhab tungen. Neuheiien, wie sie besonders der »Aner bringt, das einzige derartige Unternehmen-, das noch ge blieben ist und aus privaten Mitteln gespeist wird, sind unwirtschaftlich Viele, auch gute Dirigenten und Solisten sund Kammermusiken zahlen drauf. Die altbewiihrten Institute haben allein eine· aktive Bilanz. Die warme, klangfrohe Kunst von Ntkisch in der Pshilharutonie steht obenan. Furtwiingler, der jetzt die Opernsonzerte leitet, shat sichs langsam mit seiner suggestiveu nnd asiatischen Kunst urchgesetit Es gibt noch ein drittes Orchester h ek, sdas BlüthnersOrchesteh setzt unter der Leitung von iMenrowitz, das populären Zwecken dient und unter den isvziateu Reise-» die die großen Dich-ste- n: mitk- Vor sndtesmxewsomcm ins Weste onstcxxtxpgenyge nielt Mit diesen Reisen wird hauptsächlich gewowen sxtik die kommende Volksopey die nach dem Umbau des iKrollschen Ginblissementz timi unter Beteiligung aller valkgbübnenvereiue nach einem gut ansgerechneten System nächst-es Mr- erstehen wird. Man hofft, daß hier eine wirtschaftliche Balance erreicht wird, die dann auf das ganze Musitlcbeu angewendet werden könnte. Wird es aus dieser allgemein-en Baus, entgegen dem privaten Unternehmertum neu rekouftvuiern io kann vielleicht einmal r Ausgleich zwischen Kosten ·und Bedürfnissen erzielt werden« die einzige Rettung« die ed aebeu wird» Der Kreuzchor in Holland Von hinterm Sozderberichterltatter s Mit m see, Huts M Duin, s. Mai Rasch- wie Sonnenschein anzi- Regenwolten Hierzu lande wechseln, find die drei Amsterdamer Tage vorüber qegaugeta Wieviel gab es für unsre Crucianer in der alten Handelsstadt zu seheni Allenthalben traf ;man sie mit ihren «Pflegeeliexn. an der alten Heeren- und Keizevspracht, wo die Jahrhunderte alten Paläste der reichen Raufherren vergangener Tage stehen, bei den großen Ozeandampfcm im Hafen, im Arilg lisoologifchen (ii)a;ten)Z und in den Rembrandt-Sälen des Reichs mu eum ·Biel Teilnahme und Liebe haben dies Gaftgeder unsern Kreuzschülern wieder entgegengebracht, und trotz der ungünstigen Zeit war die alte evangelischslutherische Kirche am Spui voll besetzt. Der akustifcd ungünstige Bau ließ viele Feinheiten der Gesänge nicht voll zur Geltung kommen,«aber vowehaltlos erkennt die Presse doch die Leistungen des Moreö an. Von der Bach-schen Dopvelchormotette schreibt-der erste Musikiritiker des ~Algemeen· HandelsdlaMt »Dieses Werk stellt durch seine instrumentale Form außergewtidnliche Forderungen an den Chorgesang, oder die» Cruciancr desiegten diese mit einer Sicherheit und Leichtigkeit, die diese Schwierig keiten absolut nicht erkennen ließen. Die Klarheit der Polvvdonie ist verblüsfend Gö· war ein außer- Hewöhnlicher Abend voll unverchgeßs icher Eindrücke Wenn wir auch Deutf lands Kultur in sdieser Hinsicht nicht einholen können, so könne-ni» wir doch, was wir versäumt baden, durch dieses Beispiell angeregt, nachzuholen versuchen. Das Messe-. da voce dieses Chores ist deroorragend: niemals hörte man solch rührend schöne nipsteridfe Monds und solch jauchzend qläsnpkende Sorte-. Nach wehe-n Abschied von- den neu gewonnenen lieben Freunden sührte uns der Zug in knapp einer Stunde durch das sette Polderland nach L eid en» Auf. den Blumensekxn Netz-ein Teil die Tulnensdeete W --, ——«,.»«» ——..-.---.-. «-..- W’ noch in töftlicher Blüte, in allen Schattierungen von wU und lila und gelb. , I Eine besondere Ueberraschung erwartete uns hier-s Eine Deutsche Familie, die in dem »V- Stunde Trambahns fahrt entfernten Noordwijt ein Kurhans besitzt, stellte dem Chor eine ganze Villa, die jetzt zur Borsaison noch frei ist, zur Verfügung. Nun haben wir ein Stück vom Alumnatsleben an die Nordsee verlegt - der Abglanz eines unbeschreiblich schönen Sonnenunterganges liegt aus meinem Briefbogem und das Meer rauscht seine ur ewigen Melodien vom nahen Strande herüber. Etwa zwanzig Crucianer dürfen sich awet Tage lang in der tpstlichen Freiheit am Meere erholen, Sandburaen bauen -dem Einfahren der Fischerkähne zusehen - eine rechte Erbot-uns mitten in diesen anftrengenden spnzerttögcm :V««« « ro L : s- Prosftannn für Donnerstag: Opernhaus ,,Jo«feph in XyptenC Häs. Schauspielhaust »Kat« Lampe-C 7. - lbescggateu »Der Scheiterhaufens-, 1-28. - Refidenziheater: » ie einst iin Mai«, 7« - Zentral theater: »Qpernball«, 7. » « » =- Mctteilnnäeu der Sachiifchsu Staatstheaicr« Opernhaus. reitag den 13. Mai »Die . ver kaufte Braut« chginn MS Uhr) mit Punkt-, Helene Jung, Elifabeih Rethberä,· Schmalnaucr, REidigey .Tauber, Ermold, Milly tephan.« Ballett: Lan Gerzer. Musikalifche Leitung: Kutzfchbach Spiel leitungt Hartmanm S cha ufpielha us. An der Ausführung von Grillparzers ~M edea« am Freitag den Is. Mai spielt Mea Steuermann als Gast die Medca unsd Herbett Dirmofer den Jason. Die übrige Be-- fetzung ift die von früher her bekannte.- SpielleitnnmX Alexander Wierth. Anfang 7 Uhr. Die beiden Dich tungen »Die Haide.braut« und »Erwacheu« vou August Stramm, einem der im Kriege gefallenen jungen Dichter, werden am Sonnabend den 14. Mai.ihre erste öffentliche Ausführung erleben. Die Einftudiermm leitet Berihold Viertel. Die Bühnenbildex und Koftiiine find von Franz Singer und Elfriede Dicker entworfen. Die Vorstellung findet außer Abonnement statt. Ans fang 7 Uhr. · - - = Mitteilung des Ulbetttheaterä Donnerstag den .12. und Freitag den 18. Mai spielt Ernst Deutsch als dritte Gastrolle den Sohn un »Scheiterhaufen« von .Siriitdbera,, » · » » , I =- Mmeilmm des Resideuztheatets. Sonntag den ,15. und Montag den 16. Mai CPfinqstfekeritagez gelang-. Nachmittags 8 Uhr zu ermäßigten Preier dte cod rette »Ein Wsalzextraum« mit Wiui Gras-is als Gnss in der Rplle der Franzi« sur Aussührwig. In des-. Hauptwllen die-Damen Zaumy Kaum-,- Oamm urd die Herren Karl, dellwdm Stein-brechen Lange-: und Æ«MÆMLWXZ wie-.- sitt-T « Wer Miste W Von-W, is. W IQY Wiss
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