mit besonderer Berücksichtigung der vom Verfasser auf der Weltausstellung von Philadelphia 1876 und auf der Pariser Weltausstellung von 1878 für dieses Fach angestellten Vergleiche und Wahrnehmungen
Einleitung. 5 die uns heut zu Tage ganz natürlich erscheinen, weil wir die Gesetze kennen, »ach denen sie stattfinden, hielt man für göttlichen Ursprungs nnd schrieb denselben übernatürliche Kräfte zu. Und zwar überschätzte man sie derart, daß man sich vermaß, durch Kombination menschlicher Kunst und vermeintlicher übernatürlicher Kräfte ein Mittel ausfindig zu machen, gewöhnliche Metalle in Gold zu verwandeln, das heißt den Stein der Weisen zu finden. Während ganzer drei Jahrhunderte war die Wissen schaft der Chemie in Diensten der Alchymie, deren Herrschaft sich vom 13. Jahrhundert, in welchem sie zu uns drang, bis ins 16. Jahrhundert erstreckte. Vom 16. Jahrhundert an bemächtigte sich ihrer die Medicin zur Fabricirung der sogenannten Universalheilmittel (Jatrochemie). Die Alchymie und die Jatrochemie sind gewissermaßen die Mutter wehen, welche der Geburt der wissenschaftlichen Chemie vorangingen. In geschichtlicher Beziehung kann man die Entwickelung der Chemie in sieben Epochen eintheilen: Die l. Epoche endigt mit der Gründung der Bibliothek von Alexandrien. Es bleiben uns von ihr keinerlei authenlische Aufzeichnungen, die sich direkt auf die Chemie beziehen, wohl aber die Ueberlieferung der Ideen, welche sich die griechischen Alomistcn Plato, Aristo te le s rc. und ihre Nachfolger über die Materie gebildet. Die II. Epoche beginnt mit der Gründung der Bibliothek von Alexandrien, 285— 247 v. Chr. bis incl. des 9. Jahrhunderts n. Chr. und umfaßt die Schriften des Plotin, diejenigen Geber's aus dem 9. Jahrhundert christlicher Zeitrechnung, sowie diejenigen der sogenannten „heiligen Kunst". Dieselben enthalten nichts positiv Wissenschaftliches über die Chemie, hingegen einige Aufzeichnungen, betreffend das Verfah ren für Darstellung verschiedener Körper. Die III. Epoche beginnt mit dem 10. Jahrhundert und schließt mit den schriftlichen Arbeiten Beck er's (1635—1685) ab. Die IV. Epoche umfaßt die Entwicklung der alchymistischen Hypo these Beckcr's und schließt mit der phlogistischcn Hypothese seines Schü lers Ernst Georg Stahl. Die V. Epoche ist die bahnbrechende Epoche, in welcher die Wahr heit zu Tage gefördert wurde. Sie beginnt mit den Schriften des Eng länders Newton 1716, begreift die chemischen Arbeiten Lavoisier's in sich und endigt 1794. Die VI. Epoche umfaßt die vollständige Entwicklung der Lavoi- sier'schen Theorie, Elektrochemie, Entdeckung des Kaliums und Natriums durch Humphry Davy. Die VII. Epoche beginnt 1809 mit der Davy'schen Theorie über die Natur des Chlors. In wissenschaftlicher Beziehung dämmerte cs zu Anfang des 18. Jahr hunderts als Georg Ernst Stahl*) mit seiner berühmten „Theorie des Phlogiston" auftrat. Dieser große Chemiker, welcher ein ebenso *) George Ernst Stahl wurde I66V in Anspach geboren, starb 173t als Leibarzt des Königs von Preußen. Seine vorzüglichsten Lehren für damalige Zeit legte er dar in seinem Werke: Lxpsrimonta, obssrvationes, uuimackvsrsio- uss, 6 6 0 unmoros vbiuüeoo st xstxmeoo (1731).