Leipziger Tageblatt Md Anzeiger. 136. Sonntag, dm 16. Mai. 1847. An unsere Mitbürger. Den nächstkoniniknden 18. Mai, an welchem unser allverehrter König Sein fünfzigstes Lebensjahr erfüllt begrüßen mit allen Sächsischen Staatsbürgern, welche Seinen hohen Werth erkennen, und die Tugenden sowohl des Regenten als des Privatmanns zu würdigen wissen, auch die Bewohner unserer Stadt mit der innigsten Freude. Und wenn auch der gegenwärtige, durch die Theurung der nothwendigsten Lebens bedürfnisse herbeigeführte bedrängte Zustand unseres Vaterlandes und ein höchst trauriges Ereigniß, welches in den lehtverfioffenen Tagen die Königliche Familie betroffen hat, eine laute fröhliche Feier dieses glück lichen Tages nicht angemessen erscheinen läßt, so wünschen doch gewiß mit uns viele unserer Mtbürger ihre freudige Theilnahme an dem Geburtsfeste des geliebten Landesvaters auf irgend eine Weise zu bethätigen, und wohl nicht würdiger und der edeln Gesinnung des Gefeierten entsprechender könnte eine solche Theilnahme an den Tag gelegt werden, als wenn ein Jeder den Betrag, welchen seine Betheiligung bei einer Festfeier in Anspruch genommen haben würde, zur Linderung des allgemeinen Nochstnndes bestimmen wollte. Hierzu haben sich die Unterzeichneten vereinigt, und sie werden ihre Beiträge zur einen Hälfte dem hiesigen Hülfsverein, zur andern dem Hülfsverein zu Schwarzenberg zur geeigneten Verwendung überreichen. Sje erlauben sich ihre geehrten Mitbürger zum Beitritt zu dieser Vereinigung hierdurch aufzufordern, und erbieten sich, die ihnen von Gleichgesinnten in gleicher Absicht und zu gleichem Zwecke anzuvertrauenden Beiträge in Empfang zu nehmen und weiter zu befördern. ^Leipzig, am 14. Mai 1847. Appellations-Gerichtspräsident vr. Beck. Kreisdirector v. Broizem. Geheimer Justizrath Bürgermeister vr. Gross. Oberster Graf v. Holtzendorff, Garnis.-Comm. Hofrath vr. v. d. Pfordten, z. Z. Rector d. Univ. Stadtverordnetenvorsteher Adv. Werner. Die Nieolaifchule wurde zu Ostern 1846 von 114, zu Michaelis 1846 von 132, zu Ostern 1847 von 136 Schülern besucht. Die Veränderungen im Lehrerpersonale während des Schul jahres von Ostern 1846 bis dahin 1847 betreffend, so war die durch den Tod des Hrn-Kl. Martin und die ehrenvolle Entlassung des Hrn. W. Schultz erledigte Function eines Rechnen - und Schreiblehrers Hrn. l)r. Lehmann provi sorisch übertragen, und die Stelle eines Mathematicus von Hrn. vr. Marbach, unter dem Titel eines zweiten Mathe maticus, verwaltet worden. Dem letzteren wurde zwar im Laufe des Schuljahres das volle Lehramt der Mathematik unter angemessener Dotirung der Stelle übertragen; allein die Sorge für seine Gesundheit hat ihn gleichwohl genöthigt, dieses Amt wieder niederzulegen. „Wir haben dies — sagt Hr. Rector Pros. Nobbe in dem amtlichen Jahresberichte hierüber — um so mehr zu be klagen, da er es in einem hohen Grade verstand, durch seine ausgezeichnete Gabe der Rede die Schüler an das Studium der Mathematik zu fesseln und durch Mäßigung seiner For derungen dieselbe mehreren als sonst zugänglich und genieß bar zu machen. Diese Gabe der Rede ist es auch, welche ihm die Achtung des hochverehrten Herrn KreiödirectorS v. Broizem, der seinen physikalischen Vorträgen vor einem gemischten Publicum im Herbst 184L beiwohnte, in solchem Grade gewonnen, daß er ihn zu dem schwierigen Posten eines politischen Censors berief, bei der Gymnasialbehörde die Zustimmung zu Uebernahme des Amtes neben dem Schul amte vermittelte und ihm die längst verdiente Ernennung zum Professor *) auswirkte." Das sonach erledigte Amt eines Mathematicus ist pro visorisch Hrn. vr. Lehmann zur Verwaltung übertragen und der Unterricht im Rechnen, in der Naturkunde und in der Kalligraphie bis auf Weiteres drei Lehrern der hiesigen Bürgerschule, den Herren vr. Pinkert, vr. Rudolphi und Krämer überwiesen worden. — Einen ferneren Verlust erlttt die Schule durch den am 3. Mai d. I. erfolgten Tod des ersten Adjuncts, Hrn. Vr. Otto. Von dem im Juli v. I. Seiten der Schule gefeierten Leibnitzfeste war bereits damals in diesem Blatte Bericht gegeben worden. Die Bibliothek hat sich durch Geschenke und Ankauf ver mehrt, und für den physikalischen Apparat sind von der Nicht bei der Universität, sondern al- Gymnasiallehrer, denen aus nahmsweise vom Eultu-ministerium der Titel eine- Professors vttliehen werden kan». «»m. d. Red.