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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 07.06.1847
- Erscheinungsdatum
- 1847-06-07
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-184706072
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18470607
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18470607
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1847
- Monat1847-06
- Tag1847-06-07
- Monat1847-06
- Jahr1847
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 07.06.1847
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1847 Leipziger Tageblatt ? und Anzeiger. 158. Montag, den 7. Juni. Reisetouren durch die meißnischen Hoch lande. Wenn Herz und Gemüth in einem so geräuschvollen Geschäftsleben, wie es sich hier in Leipzig gestaltet, nicht ganz und gar erkälten soll, bedarf es von Zeit zu Zeit einer dauernden Auffrischung und Belebung. Durch Nichts mehr aber wird dieß erreicht, als wenn man sich einige Tage dem ungestörten Genüsse großartiger Naturschönheiten hingeben darf. Wohl dem, dessen Sinn dafür noch nicht erstorben ist! Jede Wanderung durch reizende Thäler, über luftige Höhen und durch kühle Felsschluchten macht uns reicher an edlen Gefühlen und Entschlüssen, beglückt uns mit frischem Lebensmuthe und erhebt da- Herz zu Gott. Wir kommen als bessere Menschen zurück. Leipzigs Bewohner müssen die Naturschönheiten in der Ferne suchen; die Stadt und ihre nächste Umgebung ist durch Kunst anmuthig gemacht worden, die Natur hat sie ganz stiefmütterlich behandelt und selbst das besungene und besuchte Rosenthal ist doch nur eine künstliche Parkanlage, die allein für Leipzig einen großen Werth haben kann. Jndeß unser Barerland ist so überaus reich an wirklich großartigen Naturschönheiten, daß dem Naturfreunde ohne großen Zeit verlust und ohne bedeutende Kosten demnach die Möglichkeit geboten wird, sich den reinsten Genüssen hingeben zu können. Der große Zug der Reisenden geht nun von Dresden aus über Pillnitz durch den Uttewalder Grund nach der Bastei, von da über den Brand nach Schandau und dann meisten Lheils auf dem Dampfschiffe nach der Residenz zurück. Es ist dieß die bequemste, aber bei Weitem nicht die schönste und genußreichste Tour, wenn man anders Naturschönheiten nicht nach Spargelsuppen, Weinstaschen, Biertöpfchen und Kaffee tassen zu bemessen gewohnt ist! — Da nun überdieß der reine Genuß der nichts desto weniger herrlichen Natur auf den gewöhnlichen Sammelpuncten durch das Treiben der fashionablen Welt zerstört wird und doch am Ende mancher von dem Grundsätze bei seinen Reisetouren ausgeht, daß die Schönheit einer Gegend in dem Maße erhöht werde, in welchem, um zu ihrem Genüsse zu gelangen, körperliche An strengungen nothwendig sind: so dürfen wir vielleicht hoffen, manchem der jüng?rn Fußwanderer einen Dienst zu erweisen, wenn wir auf 3 neue Touren entweder durch einen Thell oder die gesammten meißnischen Hochlande aufmerksam machen, von denen wir versichern können, daß sie eine vollständige Anschauung von dem eigenthümlichen Charakter jener reizen den Gegend dem Wanderer zu geben vermögen. Der ersten Tour, weil sie weniger bekannte Puncte berührt, wollen wir eine genauere Beschreibung widmen, auch schon deshalb, weil sie vielleicht diesem oder jenem alS eine der kürzesten und wohlfeilsten die genehmste sein möchte. Man fährt nämlich bis Niederau und gelangt vermittelst Slell- wagenS nach Meißen. Allein man läßt einstweilen die Stadl rechts liegen und verläßt den Wagen, sobald die Niederauer Chaussee in die Dresdener mündet. Ein angenehmer Fußpfad führt läng-der Elbe nach Spaare, wo man sich nach dem gegenüber liegenden Sieben eichen übersetzen läßt. Beim Jagerhause betritt man die herrlichen Parkanlagen und ersteigt m schattigen Laubgängen hingehend allgemach die Höhe. Luf derselben angelangt, wendet man sich rechts nach dem Belvedere, von wo aus man eine wunderschöne Fernsicht genießt. Tief unten der majestätische Strom, gegenüber das röthliche Syenit-Gestein des Spaargebirges, dessen Rebgrün einen seltiamen Contrast dazu bildet; rechts verfolgt man den Strom in seinen 12 Windungen durch die bewaldeten Gebirge bis nach Dresden hin und endlich links wird die Landschaft durch die Albrechtsburg und die Brücke begränzt. Auf dem ziemlich steil abfallenden Wege nach der alten Bischofs stadt erhalt man einen vortrefflichen Gesammtüberblick der selben, der um so anziehender ist, da sie mehr als irgend eine andere Stadt ein mittelalterliches Gepräge hat. Meißen ist unstreitig unter allen Elbstädten nächst Außig und Letschen am reizendsten gelegen. Der Triebisch entlang kommt man nach -dem Buschbade, von wo aus nach dem Götterfelsen, dem Gotterer und der hohen Eifer, wo die fabelhafte Burg Guozdec gestanden haben soll, angenehme Ausflüge gemacht werden können. Vom Busch- bode führt ein Fußsteig über Polenz und Burkardswalde nach dem uralten Städtchen WkiSdruf, wo man allenfalls übernachten kann, wenn man es nicht vorzieht, bis nach Tharandt seine Wanderung fortzusetzen; freilich ist es noch 2'/z Wegstunden entfernt. Auf die angenehmste Weise wird man überrascht, wenn man, hinter dem Dorfe Grumbach auf der Höhe angelangt, plötzlich die bläulich-schwarzen Massen des böhmisch-sächsischen Gebirges ausgebreitet vvr sich liegen sieht, dessen nächste Abdachungen mit wallenden Kornfeldern und freundlichen Dörfern bedeckt sind. Tharandt selbst, welches man von den Ruinen der Sidonienburg in seinen 3 Thal verschlingungen am bestell übersehen kann, hat einen ver- hältnißmäßiq großen Zusammenfluß von Gebildeten, woraus sich ein höchst angenehmer geselliger Verkehr entwickelt, so daß man sich nur ungern von seinen vielen elegischen Spatzier gängen losreist. Allein wer es vermag, wird auch dafür reichlich durch neue Genüsse entschädigt. Steigt man nämlich von der Ruine nach dem Schloß teiche hinab, so kommt man durch einen Mühlhof. Jenseit des Mühlgrabens erklimmt man durch hohe Tannen vor der Sonne geschützt einen ziemlich hohen Bergrücken. Oben an gelangt befindet man sich auf einem Fußwege, der nach Somsdorf führt, welches Dorf links liegen bleibr, so daß man bald darauf nach Lübau gelangt Noch eine kurze Strecke und man steht an dem steilen Abhange eines tteren Grundes, aus dessen geheimnißvollem Dunkel herauf man das Rauschen der wilden Weiseritz, zugleich aber auch das gemüthllche Klappern einer Mühle vernimmt. Es ist dies der wunderschöne Rabenauer Grund und die Mühle daselbst. Gegenüber liegt an senkrechten Felswänden und unter grünen Fruchtbäumen das Städtchen Rabenau, daS hinsichtlich seiner romantischen Lage dem gepriesenen Hohen stein an die Seite zu stellen ist. Die Rabenauer Großmühle
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