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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 09.06.1847
- Erscheinungsdatum
- 1847-06-09
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-184706092
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18470609
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18470609
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1847
- Monat1847-06
- Tag1847-06-09
- Monat1847-06
- Jahr1847
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 09.06.1847
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Leipziger Tageblatt Md Anzeiger. ^ 160. Mittwoch, dm i>. Juni. 1847- Die Theurung und der Getreidehandel. *) Die Verhältnisse der Consumtion zu den Verbrauchsvor- räthen bieten in der gegenwärtigen Zeit ein trauriges Schau spiel dar, wie es seit einer Reihe von Jahren in Deutschland, ja in Europa nicht eingetreten war. Mitten unter diese Zu stände hinein fallen Maaßregeln der Regierungen, die sämmt- lich dem redlichen Willen entsprungen sind, zu helfen, wie und wo es immer möglich, und ein Uebel zu entfernen, das leicht die Grundursache des Wankens der öffentlichen Ord nung , der Sicherheit des rechtmäßig erworbenen Eigenthums werden kann, zum Theit an einzelnen Orten Europas leider geworden ist. In die allgemeine Bewegung, die der Mangel der nothwendigsten Lebensbedürfnisse, oder doch der gegen die gewöhnlichen und gewohnten Zeiten bestehende übermäßig hohe Preis derselben im Volke, wie bei Denjenigen, denen die Leitung seiner Angelegenheiten gesetzlich obliegt, hervor gerufen hat, schreien Aeitungsstimmen hinein, welche festge stellte Sätze der Theorie durch die Erscheinungen der Gegen, wart umgestürzt zu sehen wähnen und bald die, bald jene Maaßregel, oft im Innern sich widersprechend, Vorschlägen, meist ohne über das Getriebe und den Gang der Volkswirth- schaft sich klar geworden zu sein. Da sollen sich bald Die jenigen verrechnet haben, welche die Eisenbahnen die Hebel des Verkehrs nannten und behaupteten, daß mit ihnen und den andern jetzt so reichen Verkehrsmitteln jede herannahende Hungersnoth, wie sie auf vergangenen Jahrhunderten als hemmende Geisel und alles Volksleben vernichtende Furie lastete, unmöglich gemacht werde oder in der Wurzel ersticken müsse. Bald soll der Landbau eine Reihe von Fehlern be gangen haben, die mit den Fortschritten der heutigen Wissen schaft leicht von vornherein hätten beseitigt werden können, wenn wir Deutsche eben etwas mehr praktische Köpfe wären. Bald soll der Handel sich innerhalb gewisser ihm vorzuschrei bender Grenzen bewegen und dennoch seinen flüssigen Cha rakter, ja mit dieser künstlichen Vorherbestimmung erst seinen wahren Einfluß, seine eigentliche Bedeutung erreichen. Bald endlich soll den Gewerben ein Schutz gewährt werden, der es möglich macht, die mangelnden Rohproducte für die im Jnlande verwandelten Stoffe einzutauschen Daran aber denken nur Wenige, daß eben nur der Charakter des Men schen, sein ganzes specifisches Leben die Veranlassung zu sei nem Handeln und mithin der eigentliche Grund der Volks- wirthschaft ist; und eben so wieder höhere Mensch zu seiner ganzen Entfaltung, der Staatsbürger zu einem für die Gesell schaft wahrhaft ersprießlichen politischen Leben nur dann gelangen kann, wenn ihm vollständige Freiheit in der Ent wickelung gewährt wird, — ein Satz, den die Meisten be kennen, aber nicht consequent bestehen lassen — so kann auch Das, was der menschliche Geist schafft und fördert, nur dann seinen naturgemäßen Gang nehmen, wenn ihm volle Freiheit für sein Wirken und ein unbeschränkter Wirkungs- .*) Aus der sehr reichhaltigen, mit Illustrationen versehenen „agrono mischen Zeitung" welche im Berlage von O. Spamer in Leipzig, redi- girt von U. W. Hamm, erscheint, auf Wunsch abgednrckt. kreis qeäffnet bleibt. Mit einem Worte, der wirk,a,iiste und vernunfiqemäßeste Schutz der gelammten Volksw.rthschafl .st die ausgedehnteste Freiheit; daS w.rtbschaftl.che Leben der Völker trägt seinen Schutz in sich selbst, wie der Geist, der es bewegt. Eine Bevormundung schadet hier wie dort und cs kann sich höchstens darum handeln, die hemmenden Schranken zu beseitigen und den Frciheitskreis damit zu erweitern. . ^ Daß der Mangel an irgend welchen Producten, die für den Bedarf unentbehrlich geworden sind, ein Hemmniß der Volkswirthschast und ihrer Grundlage, des Volkslebens ist, wer vermöchte dies zu leugnen? Daß es den Regierungen, wie Allen, die es vermögen, obliegt, diesen Mangel zu be seitigen, ist ebenfalls eine Wahrheit, die noch Niemand um zustoßen versucht hat. Aber die Mittel zur Hebung eines Uebels werden zunächst von dessen Natur und Umfang ab, hängen. Werfen wir daher zuvörderst einen Blick auf den behaupteten Mangel an Lebensmitteln und fragen wir: be steht wirklich ein'Mangel und wo, wie ist er vorhanden? Die ausführlichen Erörterungen der Regierungen haben allerdings ergeben, daß der Aernteertrag des Jahres 1846 der meisten Länder Europas einen wirklichen Ausfall gegen die Erträge gewöhnlicher Jahre ergiebt. Für Irland beträgt er am meisten und mag wohl auf ^4 einer mittelmäßigen Aernte anzuschlagen sein. Auch in England ist ein Minder ertrag eingetreten und wenn er auch nicht so stark ist, als in Frankreich, so ist er doch immer fühlbar. In Deutschland ist durchgängig oder doch mit weniger Ausnahme festgestellt, daß es einer bedeutenden Zufuhr von Lebensmitteln aus dem Pflanzenreiche bedarf, wenn der Bedarf bis zur Aernte deS Jahres 1847 gedeckt werden soll. Der Ausfall ist in den verschiedenen Gegenden verschieden. Während er in meh ren, namentlich den nördlichen Provinzen Preußens 60 bis 70 Procent einer gewöhnlichen Aernte beträgt, hält er sich in den süddeutschen Staaten, wenn auch durchschnittlich etwas geringer, doch immer noch hoch genug, um das Nothwendige nicht zu gewähren. Der Mittelpunkt Deutschlands, nament lich Sachsen, ist im Allgemeinen noch am günstigsten ge stellt; in letzterem Staate kann der Minderertrag auf unge fähr 30 Procent angeschlagen werden. Im allgemeinen Durchschnitte ist für das britische Reich, Frankreich, Deutsch land, Italien, die nordeuropäischen Staaten, Spanien und Portugal (letztere beide jedoch mit der Einschränkung, daß ihnen auch in günstigen Jahren nur Das erwächst, was die Natur freiwillig gewährt, nie aber was die Frucht des menschlichen Fleißes und einer rationellen Wirthschaft genannt werden muß und kann) anzunehmen, daß die Aernte von 1846 ein volles Dritttheil weniger ergeben hat, als der Bedarfs erheischt. Die Hauptcalamität ist freilich das theils hauptsächliche, theils gänzliche (Irland) Mißrathen der Kar- toffelarnte. Ohne diesen in seinen Folgen auf die ganze unbemittelte Classe der Völker des mittleren und nördlichen Europa ungeheuer wirkenden AusfaLl wäre der Mangel bei weitem nicht in solcher Ausdehnung fühlbar. Die Kartoffel
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