Leipziger Tageblatt und Anzeiger. 178. Sonntag, den 27. Juni. 1847. Dem Rofenthal. Heil Dir, Du schönes Rosenthal! Heil Deinen schattig kühlen Gängen, Wo Rieseneichen ohne Zahl, Beschirmend uns vor glüh'ndem Strahl, Zusammen dicht die Wipfel drängen. Heil Deiner grünen Auen Pracht, Der trauten, heil'gen Waldesnacht, Dem Jubel, der in Dir erwacht In tausendstimm'gen Lobgesängen! Einst sah in Deinem Eichenhain Allvaters HauS der Väter Glaube; Der Christen Kämpfer zogen ein, In Schutt versank der Runenstein, DaS Kreuz erstieg aus seinem Staube! ^Heut prangt noch Deiner Eichen Schaar — ^^>b Sturm und Drang die Zeit gebar: Ein Phönix steigst Du, Jahr-für Jahr, Verjüngt empor im frischen Laube. Du sahst den Sphärenharmonien Die beiden Wolfgang sinnend lauschen; Um Mozart klangen Melodien, Hört' er den Chor der Geister zieh» In Deines Laubes Wogenrauschen. Hier stürmte Faust durch Göthe's Brust, Schlug der Pedanten morschen Wust, Und lehrte um Erkenntnißlust Selbst ew'ge Hölle einzutauschen. Hier brach sich Schillers Fuß die Bahn Durch Dornenhag und Schlinggestäude, Und seine tnmknen Blicke sahn In Dir des Weltenschöpsers Plan, Des freien Walde- Prachtgebäude! Und froh durch Deine Wipfel schwang Sich flammend im Begeistrungsdrang Zum Himmel auf sein Gluthgesang, Der HimmelStochter Preis, der Freude! Und freudedurstig zieh» zu Dir Noch heut des Volkes bunte Schaaren, Sie treten ein, sie sehen hier Entrollt der Freude Festpanier Dem trunknen Blick sich offenbaren. Ob Alt und Jung, ob Roth und Bleich — Du spendest allen Herzen gleich! In Deinem grofen, weiten Reich . Wird Jeder L ost für sich gewahren! O Bild der Hoffnung, grüner Hain Im Schmuck des SommerfestgewandeS, Mag Dir Dein Engel Schutz verleihn, Dir, Dir und Deinen Eichenreihn, Dem Walde-stolz des Sachsenlandes! Daß spät von froher Enkel Zahl Der Ruf ertöne tausendmal: Heil Dir, Du schönes Rosenthal! Smaragd im Kranz deS Pleißestrandes! Th. A. Oertliche Nachrichten. Am 20. Juni feierte Herr Justizrath vr. Freiesleben sein 2ö jähriges Doctorjubiläum, wobei ihm sein College, Herr Justlzrach 1)r. Höpfner, eine lateinische Dissertation über den criminellen Charakter der sogenannten Kellerwechsel (.,<le cambiorum Letitiig N0mioibu8 eclitorum ratioue eri- minuli." Uirackkvlst. 13 pasx. 8.) als Glückwünschungs- schrift überreichte. Dieselbe enthält die Ausführung von rechts- wiffenschaftlichen Grundsätzen, welche einem der ersten Gutachten unterlagen, das von dem, vom Genannten in Verbindung mit vier hiesigen Sachwaltern begründeten Vereine für Er- theilung von RechtSgutachten abgegeben wurde. Bei der Ausstellung von Druckwerken, Handschriften, Autographen rc., welche im Gewand Hause zum Besten des hiesigen und Oberlausitzec Hülfsvereines stattfindet kamen in den beiden ersten Tagen (den 24. und 23. Juni) bei einem Entree von 3 Ngr. allein 94 Thlr. ein. Dieselbe ist auch heute noch geöffnet und ihr Besuch sehr zu > empfehlen, da sie für jeden Gebildeten von hohem Interesse ist. Verantwortlicher Redacreur: Or. Schietter. Vom 19. bis 25. Juni sind in Leipzig begraben worden: Sonnabends, den 19. Juni. Georg Bernhard Krehschmar, */r Jahr alt, Lehrer- an der zweiten Bürgerschule Sohn, in der Mittelstraße. Friedrich Georg Lofchke, 8 Wochen 3 Tage alt, Wundarzt- Sohn, am N um.nkte. - - Johanne Christiane Beier, 62 Jahre alt, Aimmergesellens Witwe, im Armenyause.