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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 28.06.1847
- Erscheinungsdatum
- 1847-06-28
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-184706288
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18470628
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18470628
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
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- Wahlperiode
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Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1847
- Monat1847-06
- Tag1847-06-28
- Monat1847-06
- Jahr1847
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 28.06.1847
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2082 Mangel aber selbst liegt nicht und hat noch zu keiner Zeit in den liebevollen Absichten und Willen des unergründlich gütigen Schöpfers gelegen, wohl aber in der Schwäche und dem Jrrthume des menschlichen Geistes, welcher seine ihm verliehenen Kräfte nicht anstrengen, oder damit den weisen Absichten seines Gebers ganz entgegen leben will. So würbe z. B eine Lheurung als eine natürliche Folge erkannt werden müssen — der schweren Versündigung an den Nebenmenschen dabei nicht zu gedenken — wo man die Körner — Brydsrüchte — oder andere gute Lebensmittel, welche dem Menschen zu seiner Nahrung bestimmt und unent behrlich sind, aus eine übermäßige und gewissenlose Art und Weise dem Viehe, und dagegen deren Schale und Spreue, oder wohl gar noch geringere Gegenstände, welche dem Viehe zur Nahrung dienen können, dem Menschen als Nahrung darreichen und bestimmen, oder die Erde nicht so stark anbauen wollte, als der Bestand der vorhandenen Men schenzahl zu ihrem Bedarf unbedingt nothwendig macht. Wo dagegen zweckmäßige und gute Anstalten getroffen werden und der erlangte Segen auch seiner Bestimmung ge mäß klüglich angewendet wird, da kann und wird nie eine Lheurung über ein,Volk oder Land kommen, wenn auch noch größere Volksschaaren vorhanden wären, als gegenwär tig vorhanden sind. Denn die Kräfte der Natur sind zu viel, und der Segen, welcher in allen Gewachsen verborgen liegt, ist zu groß, um nicht alle Geschöpfe ernähren zu können. Wegen der Lheurung und noch sonstiger Noth erfordert die gegenwärtige Jahreszeit bei der Landwirthschaft mehr als jemals Geld, Fleiß und Anstrengung. Mancher Landmann wird jetzt weder Geld, noch Saamen, wohl aber schwachen Muth haben, wohl auch nicht Ueberlegung genug, wie und auf welche Art und Weise seine Fluren bestellt und besaamt werden sollen oder können, damit er nicht zu Grunde gehe und zuletzt noch die allgemeine Wohlfahrt darunter leide. Auch dürfen wir keineswegs in der Meinung stehen, daß ein ein ziges gesegnetes Jahr Europa außer aller Gefahr und Theu rung bringen kann oder wird; nein, im Gegentheil, wir werden nicht sogleich — ja ohne besondere Anstrengung aller leiblichen und geistigen Kräfte wohl nie wieder in die wohlfeileren Zeiten zurückkommen. Darum fordere ich als ein alter Mann und gewesener Land wirt!) — in einer Zeit, wo alle Blicke aus die Landwirthschaft gerichtet sein müssen und wohl auch sind — alle Land wirt he, an Strömen und Niederungen — insbesondere, wo deren Winterfruchtäcker überwässert und verdorben sind und einer erneuten Besaamung nöthig haben, wie auch auf Bergen und Höhen, wo Ackerland bebaut wird, so wie noch insbesondere alle größeren Gutsbesitzer hiermit drin gend auf, eine allgemeine Anstrengung in Benutzung aller Ländereien bis auf das kleinste Plätzchen — ja überdies noch, wo und bei welcher Frucht es anwendbar ist, Dop pelernten — wie weiter unten angegeben werden soll — zu machen. Demgemäß auch würde um der Noth und der allgemeinen Wohlfahrt willen nothwendig sein, ein besonderes Comits von etwa 3—4 Gliedern zu bilden. Ein solches Comits hätte die Pflicht auf sich, allenthalben im Lande für vorzüg liche Benutzung aller Ländereien und Aecker Sorge zu tragen. Und hierzu könnte vielleicht ein Glied aus den Landgutsbe sitzern — Bauern — ein Glied aus Wirthschaftsbeamten - Oekonomen — und ein Glied aus den höher» und größer» Gutsbesitzern erwählt werden. Ein Fonds für Anschaffung von Saamen — wo es die Noth erfordern dürste — würde einem derartigen Eomite in seinem Wirken allerdings zur Seite stehen müssen. Nur aber dürfte ein solches Eomite seine Zuflucht dabei nicht zu Ertheilung von Prämien oder Belohnungen nehmen, indem solches unangemessen für die gute Sache selbst sein würde. Denn der wahre und rechte Landwirth läßt allezeit seine Verdienste viel lieber im Herzen, als in dem blauen Aether, noch minder auf dem Kleide wuchern. Sein Ruhm ist sein stilles Bewußtsein und sein Lohn der Gewinn, welchen ihm seine Wirtschaft bringt. Ein solcher edler Sinn ist und bleibt für alle Zeiten sein bestes Festkleid, das ihn bei jeder Gelegenheit schmückt und der allgemeinen Wohlfahrt nie schadet. Allen Landwirrhen, denen es an Geld oder hin länglichem Saamengetreide ermangelt, ausgewäfferte Winter frucht- oder auch andere Aecker mit Saamen wieder neu tiersehen und bestellen zu können, gebe ich den Rath, auf solchen Aeckern sowohl, als auch auf jedem entbehrlichen Plätzchen, Anpflanzungen mit der Kartoffelblüthe, die ich nun auch im vorigen Jahre mit Glück unternommen habe, zu machen. Der liebevolle, gütige Schöpfer hat, weise vorher sehend, einen wundervollen Segen auf mancherlei Art und Weise in diese Frucht gelegt. Es wird durch deren An pflanzung noch in demselben Jahre, wo sie erfolgt, eine höchst wohlschmeckende Kartoffel von sonst noch besonderer Güte und Dauer gewonnen. Eine allgemeine Anpflan zung derselben dürfte schon in unserem Lande viele Mil lionen Scheffel Kartoffeln, unbeschadet des Körner- oder Futterkräuterbaues Hervorbringen, wo man z. B. einen guten Theil der Raps- und Rübsenäcker, gleich nach deren Aberntung, damit bepflanzen wollte. In dieser Zeit habe ich auch meine vorjährige Anpflanzung nur erst unternommen und dennoch gute und reife Kartoffeln von vorgenannter Beschaffenheit erhalten. Ich habe hiervon eine Wenigkeit in diesem Jahre frühzeitig ausgelegt, welche gegenwärtig schon nahe an ^Dr. Elle lang, stark und schön ms Kräutig gewachsen sind. In Gegenden, wo man frühzeitig die Roggenernte erlangt, kann man noch in die ersten Stoppeläcker Anpflanzungen der Kartoffelblüthe von hierzu etwas später ausgelegten Kar toffeln mit gutem Gewinn unternehmen und Kartoffeln er langen. So auch könnten größere Gemüsegärtner von einer derartigen Anpflanzung mit Vortheil und Gewinn allent halben Gebrauch und eine gute Benutzung mancher Gar tenbeete machen*) Größere Gutsbesitzer aber könnten in diesen schweren Zeitläuften dem ärmeren Theile ihrer Ortschaften einen mä ßigen Theil von ihren abgeernteten Raps- oder Rübsenäckern, so wie die Blüthepflanzen hierzu unentgeltlich zu vor genanntem Behufe überlassen. Ein solches geringfügiges Opfer würde noch lange kein Zehent alter Zeit, wohl aber ein kleines Zeichen sein, daß der Arme aus dem Lande nicht ganz verlassen auf Erden steht oder von Gottes Segen ausgeschloffen ist. In Gegenden, wo man vorgenannte Früchte nicht erbaut, könnte man ihnen gleich nach Abmähung des ersten Gras wuchses auf den Wiesen — oder auch, wo es die Zeit er fordern dürfte, früher schon — einen schmalen Strich zu Um grabung paffender Ränder derselben zukommen lassen, wodurch sie den Bedarf an Kartoffeln für sich und ihre Familie ohne Kosten oder sonst große Mühe erlangen könnten und würden. Schließlich noch den Wunsch, daß auch die Redactionen anderer Blätter obigen Vorschlägen zu weiterer Verbreitung behülflich sein möchten. Antonstadt Dresden, am 10. Mai 1847. Johann Christian Dietrich, gew. Landwirth. *) Ein Mehrere- nebst dem ganzen Verfahren dabei kann aus meiner kleinen Schrift „Kartoffelbaureform von 1846", welche in Herrn Gott- schalck'S Buchhandlung zu Dresden, Jüdenhof Nr. 1, so wie bet mir, Schwarzegyffe Rr. 3, für 3 Ngr. zu haben ist, ersehen werden.
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