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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 05.07.1847
- Erscheinungsdatum
- 1847-07-05
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-184707055
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18470705
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18470705
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
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Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1847
- Monat1847-07
- Tag1847-07-05
- Monat1847-07
- Jahr1847
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 05.07.1847
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2150 Zeitschrift, herausgegeben von dem landw. Hauptverein für datz Königreich Sachsen." Dritter Jahrgang, fünftes Heft Seite Daher sei die nochmalige Aufforderung ausgedrückt: daß sich recht bald ein provisorisches Eomite der Bildung eines Actienvereins zur rationellen Bewirthschaftung des unbe nutzten Grund und Bodens in Sachsen annehmen möge. Zuerst ist die Erbietung mehrerer Herren Banquiers und Kaufleute zur Entgegennahme der Subscription mit gleichzeitiger baarer Einzahlung des Actienwerthes (I Thlr.) erforderlich. Sind zu seiner Zeit die unbedingt nöthigen C a pitale vorhanden, so ist auch die praktische Ausführung möglich. Sobald noch einige der Herren Banquiers und Kaufleute die obengenannte Erbietung mir schriftlich, durch srankirte Briefe, mitzutheilen die Güte gehabt haben, würde ich deren Namen zu obigem Zwecke veröffentlichen und dabei alle ge bildeten Sachsen und Sachsenfreunde zur Subscription mit gleichzeitiger Einzahlung des Actienwerthes (I Thlr.) bei den genannten Herren Banquiers und Kaufleuten einladen. Würde, wie zu hoffen ist, während des ersten vier wöchentlichen Subscriptions-Termins eine Summe von circa 20000 Thlr. subscribirt und baar eingezahlt, so könnte dann sogleich zur praktischen Ausführung geschritten werden. Der Actienwerth soll ja nur einen Thaler betragen; es steht daher wohl zu erwarten, daß alle gebildeten Sachsen und Sachsenfreunde diesen kleinen Betrag der obenerwähnten höchst wichtigen staatswirthschaftlichen Angelegenheit gern be willigen und somit die thätige Sorge für die Zukunft be weisen werden. ( All' die großen Summen, welche zeither wegen der all gemeinen Noch, besonders dem Erzgebirge und der Ober lausitz rc., gewährt wurden, hatten und haben ja keinen an dern Zweck, als die augenblickliche Hungersnoth zu lindern. Soll denn dieses Bitten sich alljährlich wiederholen?) Möge daher recht bald dem genannten, wohlmeinenden Vorschlag und dieser Erinnerung die geeignetste Aufmerksam keit und Thätigkeit gewidmet werden. Dies die Bitte von Hugo v. Bose, Oberleutnant von der Armee. (Dresden, Alaungasse Nr. 55 b.) Ueber Bildung *) Vergleichen wir unsere gegenwärtige Civilisation mit der vergangener Jahrhunderte, so können wir in gar vieler Be ziehung, namentlich in Allem, was Wissenschaft, Kunst, Ge schmack, Lebensgenuß, Gewerbsthätigkeit, Handel und Ver kehr betrifft, wohl stolz darauf sein. Wird aber die Frage gestellt, ob das allgemeine nationale Wohlsein auch in dem selben Grade zugenommen habe, so müssen wir beschämt die Augen Niederschlagen und gestehen, daß unserer gerühmten Eivilisation noch viele Gebrechen anhaften. Mit Klagen über diese Schattenseiten ist es freilich nicht gethan, aber die Erkenntniß derselben ist doch nothwendig, wenn dahin ge wirkt werden soll, das Fehlerhafte zu verbessern und die erkannten Mängel zu ergänzen. Die Quelle, woraus diese neuen Uebel fließen, ist eine alte, schon im Paradiese von unfern ersten Aeltern zu Tage geförderte; es ist der egoistische Stolz, die sich aufblähende Selbstsucht, welche zur Befriedigung ihres Sinnenkitzels, ihresj Wohllebens, ihres Geldhungers das Wohlsein der Fa milien , des Vaterlandes und alle höhere Anliegen der Mensch heit in den Staub tritt. Die gesetzlichen Gränzen» welche diese Selbstsucht beschränken sollen, werden von den Gränz- wächtern nicht selten alS Mittel zur Befriedigung der eignen *) Aus den trefflichen „literarischen Plänklern auf dem Felde der Philosophie, Politik, Religion, Kirche und des socialen Lebens" von A v. Blumrüder, welche im Verlage von E. T. Kollmann hier vor Kurzem erschienen und der allgemeinsten Beachtung zu empfehlen stnd. Ehr- und Habsucht gemißbraucht. Die Schule, durch deren Disciplin die böse Wurzel ausgerottet «erden soll, dient häufig dazu, sie weiter zu verpflanzen; so früh als möglich wird die Jugend, wie auf den höchsten Lebenszweck, dahin geleitet, reiches Vermögen, als das Mittel für reichen Ge nuß, zu erstreben. Aeußere Ehre gilt im gewöhnlichen Course mehr als Lugend, Lebensart mehr als sittliches Leben, Vor recht mehr als Recht, schöner Schein mehr als mißbeliebige Wahrheit, Titel mehr als Verdienst und der begüterte Schurke mehr als der arme Biedermann. Man beutet die Schachte der Geschichte aus, wie eine Goldmine, um das bestehende Unrecht dadurch zu begründen, wenn auch das fruchtbare Feld des natürlichen Rechts darüber verschüttet werden sollte; man nimmt die Ehrfurcht vor dem Alter mit besonderm Nach druck für alte Mißbräuche und Vorurtheile in Anspruch, während das neue Bedürfniß, sei es auch noch so dringend, unbefriedigt zurückgewiesen wird. Diese Charakteristik kommt freilich nicht ausschließlich der Neuzeit zu; denn die Klagen über die Selbstsucht sind so alt als die Menschheit, und die Geldgier ist eine Krank heit, woran jede Civilisation leidet. DaS charakterische Neue, was zu dem bekannten Alten hinzugekommen ist, besteht in dem besondern Kunstfleiße, dem sinnreichen Raffinement, womit die Laster der Selbstsucht ausgebildet und auSstaf- firt werden; es ist der bedenkliche Umstand, daß zu dem Dienste des thierijchen Lebens das Wissen des Bessern, die Erkenntniß des ewig Wahren getreten ist, ohne bedeutenden praktischen Einfluß gewinnen zu können, indem alle geistige Bildung zu Beförderung materieller Interessen, alle wissen schaftliche und Kunstthätigkeit fast ausschließlich zur Verfeine rung sinnlicher Genüsse verwendet werden. Die moderne Civilisation hat demnach eine gefälligere Form als die alte, aber die moralische Grundlage, auf welcher sie ruhen sollte, isi eben dadurch nicht stärker und breiter geworden; ja sie ist in manchen Gesellschaftskreisen ganz geschwunden. Die Mittel herbeizuschaffen, um das Leben glänzender und be quemer zu machen, das ist fast die wichtigste Aufgabe, welche die Menschen beschäftigt, und die Geistesbildung hat für sie nur in sofern Werth, als dadurch die Lösung derselben erleich tert werden kann. Nicht sowohl durch religiöse Ideen, oder durch philosophische Spekulation ist die Bildung gesteigert worden, sondern durch die Idee eines unendlich erweiterten Besitzes, durch fortwährendes Speculiren auf neue Mittel des Genusses, der sich mit dem Titel des guten Geschmacks brüstet. Der unmäßige Luxus rollt wie eine Schneelavine aus den Höhen des socialen Lebens in dessen äußerste Tiefen hinab und zerstört nicht nur die Saatfelder des bürgerlichen Wohlstandes, sondern auch die spärlichen Pflanzungen der Sittlichkeit. Man erkennt das Uebel, seufzt darüber, aber nur wenige haben den Muth, es durch That und Beispiel zu bekämpfen; denn das Behängen mit den kostbaren Flit ter» des Luxus und der Mode gilt für ein Zeichen der Bildung. So lange man einen Ehrenpunct darein setzt, jede For derung des tyrannischen Luxus zu befriedigen, gehört mehr Charakterstärke dazu, als die gegenwärtige Generation zu entwickeln fähig ist, um sich den Forderungen der Vernunft gemäß zu beschränken. Das ist aber eben der Fehler unserer Civilisation, daß Charakterstärke nicht unter die Vorzüge gehört, auf welche wir stolz zu sein Ursache haben. Von den drei Säulen, welche den Ausbau der Humanität tragen sollen, ich meine die schöne Trias: Weisheit, Schönheit und Stärke, scheint die letztere am wenigsten beachtet zu werden, und so ist es kein Wunder, wenn die rechte Symme trie in unserm socialen Leben vermißt wird. Der jüngsten Zeit kann nachgerühmt werden, daß sie bei ihrem Reichthum an Wissenschaft und Kunst auch einen Ueberfluß an Weisheit und Schönheit habe; aber mit der Stärke sieht eS nicht son-
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