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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 07.07.1847
- Erscheinungsdatum
- 1847-07-07
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-184707070
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18470707
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18470707
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1847
- Monat1847-07
- Tag1847-07-07
- Monat1847-07
- Jahr1847
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 07.07.1847
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M> Anzeiger 188. Mittwoch, den 7. Juli. 1847. " i f ^ ^ . . .. - 7 Der Privat - Tpareaffen - Verein, welchen die Menschenliebe unseres Mitbürgers Fedor Wilisch inS Leben gerufen Hai, und für welchen derselbe unausgesetzt mit der aufopferndsten Lhätigkeit arbeitet, nimmt einen erfreulichen Fortgang. In der letzten Vereinsversamm lung, Freitag den 2. Juli, war laut Mittheilungen des Vor standes die Zahl der Mitglieder bis auf 208 angewachsen, die im Ganzen bereits über 320 Thlr. gesteuert hatten; im letzten Monate allein waren 171 Thlr. eingezahlt worden. Die drei vom Vereine ernannten Ehrenmitgliever waren zum ersten Male in der Versammlung, wurden vom Vorsitzenden herzlich begrüßt, und dankten durch Herrn Polizeidirector Stengel mit der Versicherung, daß sie die Zwecke des Vereins stets nach Kräften fördern würden. Mit der nächsten Versammlung soll nun der Zeitpunkt eintreten, wo die Mit glieder sich bestimmen, was sie für ihre Ersparnisse zu be ziehen wünschen, und werden ihnen zu dem Zwecke Beste!-, lungszettel äuSgehändigt, auf welchen sie zu verzeichnen haben, waS sie an Holz, Kohlen, Lorf und Kartoffeln haben sehen. Am Aergsten aber grassirt die Danksaqungsmanie nach einem Feuer. Da giebt es auf 15—20 Häuser weit vom Keller bis zur Bodenkammer keinen bewohnren Raum, aus welchem nicht eine öffentliche Danksagung erschallt; wie eine Srurmfluth überschwemmen die Danksagungen einen ge wissen Theil des Tageblattes und auf 5—H Lage hin weiß man den Inhalt des größten Theils der letzten Spalten voraus. Dankbarkeit ist gewiß eine schöne Tugend, die den Men schen ziert und ehrt; aber die Dankbarkeit sucht den Markt eben so wenig, als die Wohlthätigkeit und Menschenliebe, als die wahrhaft gute Handlung; dort wohnt die Ostentation, der Prunk mit dem Guten, die Handlung um die Äußer lichkeit, um des Scheines willen. Was ist einfacher, natür licher, pflichtgemäßer, als daß man dem Nebenmenschen bei springt. wenn das verheerende Element des Feuers seine Habe oder gar sein Leben bedroht? E^ ist die unerläßlichste Pflicht, deten Versäumniß für Herz und Charakter ein Brandmal sein würde. Wie kann man aber eine Pflicht erfüllung, deren sich Niemand entziehen kann und darf. »ollen; danach sollen dann vom Vorstände die Bestellungen i öffentlich beloben und bedanken? Wäre das nothwendig, gemacht werden. In diese« Jahre ist diese Berechnung im I hätte daS Sinn und Bedeutung, dann wäre Leipzig in Voraus nothwendig, weil die Mittel des Vereines noch I eine moralische Verwahrlosung versunken, die uns alle er- nicht gestatten, Vorräthe hinzulegen, und er sich darauf be-I röchen machen müßte. Es Hai aber keinen Sinn, es ist schränken muß, daS Bestellte zu möglichst billigen Preisen I überflüssig, unnütz, ist ein „alter Zopf" der schlimmsten zu verschaffen; im nächsten Jahre wird das hoffentlich an-! Art, eine leere Redensart, die bloß der Gewohnheit darge- der- und der Verein so zahlreich sein, daß der Vorstand von I bracht wird, und dadurch ist sie auch einer edeln Handlung den gewöhnlichen Bedürfnissen einen Vorrath kaufen und I und eines edeln Menschen unwürdig. Welchen Begriff eS den Mitgliedern jeder Zeit überlassen kann, ihren Bedarf! müßte der Fremde von Leipzig erhalten, wenn er die Ge- zu wählen. Wenn erst die großen Vortheile des Bezugs I sinnung, die Menschenliebe, die stets bereite Hülfe in Rath tm Ganzen und Großen klar vor Augen liegen, dann wird I und Lhat seiner Bewohner nach diesen schaalen Danksagun- die Zahl der Theilnehmer bald so viel Tausende als jetzt gen beurtheilen und annehmen wollte, daß hier die unerläß- Hunderte betragen. s liebste Erfüllung gebieterischer Menschenpflicht eine so seltene Erscheinung sei, daß man sie im Tageblatt ausposaunen muß. Und nun sind es gewöhnlich nicht einmal die Bewoh ner, oder die Helfenden und Rettenden im Allgemeinen, denen gedankt wird, sondern „zahlreiche Freunde und Be kannte," die also neben der allgemeinen Menschenpflicht noch mit besonderen Banden an die Bedrohten oder Ge- H ' — Ein alter Aopf. Unter den mancherlei Vorurtheilen und Unsitten, die sich bei unS, wie fast überall erhalten haben, — unter den Din gen, die man mit vollstem Rechte als „älter Zopf" bezeich- . . net, stehen gewiß die öffentlichen Danksagungen bei jeder I fährdeten gebunden sind; und d och müssen sie hinterher öffent- Gelegenheit oben an. Hat ein Arzt seine Pflicht erfüllt und lich gekitzelt werden?! Das ist eme saubere „ Freundschaft derr Kranken, welcher sich ihm anvtrtraute, gerettet, wofür I und Bekanntschaft!" ihn sein menschliches und wissenschaftliches Bewußtsein gleich I Sieht man zu allen diesen moralischen Gründen auch reich>elohnen, gleich verfolgt ihn eine öffentliche Danksagung noch darauf, daß die öffentlichen Danksagungen, z. B. bei im Tageblatte. Hat eine Körperschaft ihren geschiebenen dem letzten Brande im Rosenkranz, mindestens so viel Kosten Genoffen begleitet auf dem letzten Erdenwege, eine öffent^ verursacht haben, daß zehn hungernde Familien deS lichr Danksagung ist nicht zu vermeiden, und wie groß auch Erzgebirges oder der Lausitz eine ganze Woche der Schmerz ist, dem „alten Zopf" der Danksagung ver- davon leben oder daß einem armen Abgebrannten ein wesent- gißt er doch niemals zu huldigen. Hat einer im Stillen I liches Stück damit geholfen werden konnte, so erscheint der die Thräne des Kummer- und der Leiden getrocknet, so ist! „alte Zopf" wahrhaft sündhaft und es kaum zu bezweifeln, er keinen Augenblick sicher, diese fromme Handlung nichts daß Biele den Wunsch theilen: eS möge bald die Schlacht durch eine öffentliche Danksagung auf den Markt getragen zu f bei Jena kommen, wo auch dieser „alte Zopf" fällt. Verantwortlicher Redäcteur: vr. Schletter.
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