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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 21.07.1847
- Erscheinungsdatum
- 1847-07-21
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-184707213
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18470721
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18470721
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1847
- Monat1847-07
- Tag1847-07-21
- Monat1847-07
- Jahr1847
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 21.07.1847
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1847. Leipziger Tageblatt Md Anzeiger. 202. Mittwoch, den 21. Juli. lieber Korntheuruog und dt« Mittel gegen dieselbe. In der vor einigen Tagen in diesem Blatte bereits an» geführten Schrift „über Korntheurungen" vom Professor vr. W. Roscher in Göttingen sind so treffende, auf gründ liche Erforschung der Sachverhältnisse gestützte und allgemein beherzigenSwerthe Ansichten ausgesprochen, daß wir nicht unterlassen mögen, in diesem Blatte einen Auszug des Wich- tigften daraus zu geben, um damit mancher irrigen, weit ver breiteten Meinung und manchem leider schon tief gewurzelten Borurtheile zu begegnen.*) ES heißt in derselben: „DaS Uebel, welches wir bekämpfen wollen, besteht in Mangel des Korns; der Hobe Preis desselben ist'nur ein Symptom, und zwar ein wohlthätige- Symptom, eine heilsame Krise. Da die Zufuhr auS der Fremde selbst im besten Fall eme sehr ge ringe Quote bildet, so kann der HungerLvd d"S ganze« Volkes nur durch sparsamere Consumtion im Innern ver hütet werden.. Der überwiegenden Mehrzahl aber läßt sich die Sparsamkeit nur durch theure Preise einschärfen, sehr theure, weil eS sich hier um eine so schwer entbehrliche Waare handelt. Es ist daher im höchsten Grade wünschenswerth, daß die Preise jeder Schwankung von Bedarf und Vorrath genau entsprechen; beides natürlich vom Standpunkte einer *) In der Deutschen Allg Zeitung vom 19. Juli befindet sich eine Correspondenz aus Leipzig vom 18., worin eS u. A. heißt: „Wenn die Presse, zumal in den kleinen und im Volke vielgelesenen Localblättern, während der bisherigen Theurung, ja noch heute im Angesicht der sinkenden Preise, auf den Wucher schilt und zur Verwirrung der Begriffe beiträgt, wo fie dieselben vielmehr aufklären sollte, so ist das leider nur ein Beweis, wie wenig unterrichtet fie selbst ist, wie wenig gewissenhaft und wie obenhin fie geleitet wird." Wir würden, da hier vorzugsweise die kleinen Localblätter genannt find, keine Veranlassung haben, dieser verdächtigenden Aeußerung des Correspondenden der D.A.Z hier zu gedenken, wenn nicht die, im Vorstehenden durch den Druck her vorgehobenen Worte deutlich genug auf den im Leipziger Tageblatte vom 18 Juli enthaltenen Aufsatz gegen den Getreidewucher hinwiesen. Cs ist daber dem Correspondenten zu entgegnen: daß er eine sehr irrige Ansicht von dem Beruf einer Redaction hat, wenn er glaubt, „ge wissenhafte Leitung" eines Blattes müsse in dem ausschließlichen Geltend machen und Geltenlaffen Einer Meinung in staatSwirthschaftlichen Fragen dieser Art bestehen ; daß zumal die Redaction des Localblattes einer grö ßer» Stadt es vielmehr für eine unzweifelhafte Aufgabe zu erkennen hat. einer Mannichfaltigkeit solcher Meinungsäußerungen, wie sie aus der Mitte der Bürgerschaft verlauten, in diesem Blatte Raum zu geben ; daß fie hierbei ihre Redacttonspflicht gewissenhaft üben kann, ohne einer Mah nung zu bedürfen, welche kurzsichtig genug ist, den Mangel an Einseitig keit für einen Mangel an Gewissenhaftigkeit zu halten, und hochfahrend genug, das Gewähren freier Meinungsäußerung eine oberflächliche Leitung zu schelten; und daß fie sicherer sein kann, dadurch die Erkenntniß dessen, wa- wahr und was recht ist, gefördert zu sehen, als wenn fie zwar die Flagge „Wahrheit und Recht" aufstecken, aber da- Schiff, das unter dieser Flagge segelt, nach dem Winde steuern wollte, der von den Kar pathen oder aus den märkischen Ebenen weht. Welcher Ansicht übrigens in der fraglichen Angelegenheit die Redactton ist, darüber kann wohl nach dem heutige», wie schon nach dem in Nr. IW d. Bl. voran stehenden Artikel kein Zweifel sein. . Die Redactiou. Vorsicht aus beurtheilt. Wo der Bedarf bis zur Ernte groß, der Vorrath aber klein ist, da sind d he Presse nicht bloß nothwendig, sondern auch nützlich; trüben sich dle Ernteaussichten, so müssen sie, im wahren Interesse des Volks, noch höher werden. Ein Staatsmann also, welcher die Preise künstlich zu drücken sucht, anstatt das Berhaltmß zwischen Bedarf und Borrath günstiger zu ge- Italten, rst genau in demselben Sinne ein Quacksalber, wie em Arzt, welcher heilsame kritische Ausscheidungen mit roher Gewalt zuruckdrangt; so z. B. bei der Epilepsie die Krämpfe, denn Podagra dle Gichtknoten, bei Hämorrhoiden die Für das natürlichste und wirksamste Heil- mrttel gegen Theurungen muß ein lebhafter, ca» pltalreicher und intelligenter Kornhandel gelten. Der Pobel freilich, auch der vornehme Pöbel, urtheilt in der Regel umgekehrt; ihm sind die Kornwucherer oft die emziae, jedenfalls die mitwirkende, verschlimmernde Ursache oer ThmrunA. Daher der heftigste Haß gegen den Korn handel überhaupt, welchem jikdr Bewegung erschwert, jeder Gewinn beneidet wird. Ich denke, dies ist ganz etwa- Ähn liches, als wenn einem Kinde vielleicht ein Schaden soll verbunden werden; auch das Kind glaubt da wohl, der Chirurg sei die Ursache seiner Schmerzen; es schilt und schlägt ihn, weil er zunächst damit in Berührung kommt. So viel leuchtet gewiß Jedem ein, daß nur der Korn handel im Stande ist, den Ueberfluß guter und den Mangel schlechter Ernten gegen einander auszugleichen, und die noth- wendige wechselseitige Assecuranz der Distrikte und Jahre zu bewerkstelligen. Wenn der Staat selbst oder die Grund besitzer dies Geschäft übernehmen, so thun sie es eben auch als Kornhändler. Ohne Kornhandel würde nach einer guten Ernte der Preis viel tiefer sinken, oft zum schweren Druck des Landvolks; eine Menge Nahrungsmittel würden mulh- willig vergeudet werden, schon durch stärkeres Aussieben des Mehls, sorgloseres Aehrenlesen rc. In demselben Sachsen, das 1771 und 1772 so großes Elend erduldete, war die Ernte der beiden vorhergehenden Jahre so vorzüglich gewesen, daß man vieler Orten eine große Menge Korn auf dem Felde hatte verderben lassen. In Fehljahren dagegen würde der Mangel noch viel größer sein, von Außen her keine Zufuhr erfolgen, und der Preis viel höher steigen. Wie sehr der Kornhandel dazu beiträgt, die Preise gleichmäßiger zu gestal ten, sieht man recht deutlich in Spanien, wo er noch zu Anfang dieses Jahrhunderts in den schwersten Fesseln lag. Nun ist aber ein starkes Schwanken der Preise bei jeder Waare ein Unglück, entweder für die Producenten oder für die Consumenten; wie viel mehr bei der wichtigsten Waare der ganzen Volkswirthschaft! Ja — werfen Manche ein — gleichmäßiger mögen die Preise durch den Kornhandel immerhin werden, aber auch im Durchschnitte höher, weil nun der Arbeitslohn und Capital- zinS einer Menge von Mittelöpersone» muß darauf geschlagen
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