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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 23.07.1847
- Erscheinungsdatum
- 1847-07-23
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-184707238
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18470723
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18470723
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1847
- Monat1847-07
- Tag1847-07-23
- Monat1847-07
- Jahr1847
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 23.07.1847
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5 Leipziger Tageblatt : ' und Anzeiger. 204. Freitag, den 23. Juli. 1847. Ueber Getreidetheurvng. Käst möchte es, nach den mancherlei darüber'laut ge? wordenen Beurtheilungen, den Anschein gewinnen, als ob der Verfasser des in Rr. 199 dieses Blattes unter der Über schrift: „Getreide-Wucher" befindlichen Aufsatzes der unerbittlichste Feind deS Getreidehandels, und der eifrigste, erklärte Verteidiger des thörichten und unsinnigen Wahnes sei, als ob die Getreidespeculanten nach Belieben Theurung und Hungersnoth hervorzaubern könnten. Nicht im Mindesten hat dies jedoch die Absicht des Ein senders fraglichen Artikels sein können, wie er denn auch deutlich darin erklärt, daß Angesichts der reichen Ernte und nach Eintreffen ungeheurer fremder Zufuhren die Preise erst in den europäischen Haupthäfen gewichen seien. Hätte der selbe die ganze jetzt gehabte und noch stattsindende Theurung bloS für das Werk betrügerischer Speculation und nicht aus wirklichem Mangel entstanden, gehalten, so hätte es derselbe als ganz gleichgültig erachten müssen, ob Deutsch» land fremde Zufuhren erhalten hätte oder nicht. Nur das hat dLr Verfasser rügen wollen, daß, nachdem die durch die Mißernte und Mangel entstandenen Lücken durch Versorgung aus andern Ländern ziemlich ausgefüllt, nachdem die Ge wißheit einer sehr reichlichen Ernte nicht mehr zu bezweifeln war und deshalb in den Häfen die Preise einen bedeutenden Fall erlitten hatten, daß nach allen diesen günstigen That- . sachen es so überaus lange gedauert hat, ehe wir in hiesiger Gegend etwas vom Fallen der Preise verspürt haben. Daß bei dieser langen Behauptung der früheren Preise niedrige Gewinnsucht und Wucher im Spiele gewesen ist, daß es überhaupt, wie unter allen Ständen und bei allem Handel, so auch, und namentlich bei dem Getreidekandel, Viele derer giebt, welche nicht das Wehe ihrer Neben menschen, sondern nur die Vermehrung ihres Mammon im Auge haben, und daß diese niedrigen Seelen, wenn nicht monate-, doch jedenfalls wochenlang durch ihre fein gesponnenen Jntriguen die Preise der Lebensmittel in die Höhe schrauben, oder auf solcher behaupten können, wird wohl auch der Correspondent im Sonntagsblatt der Deutschen Allgemeinen Zeitung zugeben müssen. Sollte dies demselben jedoch etwas Neues sein, so möge er sich die Mühe nehmen, die Wahr nehmungen derjenigen kennen zu lernen, welche in näherer Berührung mit dem Handel- und gewerbtreibenden Publicum stehen! *) v. 8. *) Wir können zwar die Ansichten d-S Vf'S. nicht theilen, haben demselben jedoch nicht das Wort zu seiner Vertheidigung entziehen wollen. Gleichzeitig sehen wir uns aber, so ungern wir den Raum d. Bl. dazu verwenden, noch zu einigen Bemerkungen gegen die Auslassung des Cor- respoudenten vom »8. Juli in Nr. 20Z der D. A. Z. genöthigt, dem wn wegen seiner Verdächtigung in Nr. 202 d. Bl. die gebührende Ab fertigung widerfahren ließen. Jene Auslassung hat eine doppelte Seite.- Die eine stellt sich in den Aeußerungen des Korrespondenten als solchen heraus. Unsere Bemerkungen über dw Haltlosigkeit und den Unwerth des verdächtigenden Urtheil», das er über die Haltung der kleinen Localblätter fällte (zu denen er von seinem erhabenen Standpuucte aus auch das Lokalblatt einer Stadt wie Leipzig zu zählen so gütig isi), konnten kaum glänzender gerechtfertigt werden, als Da- Harrptmittel gegen dte znnehmen-e Verarmung. Die zunehmende Verarmung macht jetzt einen Haupttheil der mündlichen und schriftlichen Verhandlungen aus, und mit Recht. Denn das Vorhandensein deS UebelS kann nicht geläugnet werden, und unsere tüchtige Volksbildung kann nicht gefördert werden, wenn nicht zuvor der Armuth ge steuert wird, wie künstlich auch die deshalb gemachten Opera tionen sein mögen, sollten auch die in Bezug auf jene stattfindenden Befürchtungen zuweilen das gehörige Maaß über schreiten. Der Vorschläge zur Abhülfe des jetzigen und künf- ttgen Nothstandes werden unendlich viele gemacht; sie sind alle wohlgemeint, und würden gewiß, ein jeder in seiner Art und je nach der Verschiedenheit der Oerrlichkeiten und Verhältnisse, von gut gesinnten und sachverständigen Män nern ausgesührt, nicht ohne segensreiche Erfolge bleiben. Dahin gehören z. B. die Verbesserung der Lanvwirthschast, die Unterstützungsfonds für unbemittelte Bürger, der erhöheie Lohn der Arbeiter, die im Dienste der Reichen stehen, eine Abänderung in dem Steuersysteme, die Sparkassen u. dgl. m. Ein Hauptmittel aber wird nur seltener erwähnt, und es liegt doch so nahe; es ist ein moralisch-ökonomisches, und ist begründet in der nothwendigen Selbstbeherrschung, in einer guten häuslichen Einrichtung, und einem wirthschaft- lichen Zusammenhalten eines kleinen Einkommens, sei es nun, daß dieses in dery täglichen Erwerbe, oder in der Besoldung der Beamten besteht. Wie die wahre Zufriedenheit nicht in dem Besitze vieler Güter gegründet ist, sondern in edler und vernünftiger Resignation auf das, was man nicht hat; so kann Einer auch bei einem geringen Einkommen der durch die wo möglich noch gesteigerte Unkenntniß vom RedactionSwesen, die er in jener Auslassung an den Tag legt. So hätte er z. B. in dem Bureau derselben Zeitung, in welche er cvrrespondirt. sich da,über er kundigen können, ob die „Tertbesorgung durch Rothstift", welche be greiflicher Maaßen bet größeren politischen Zeitungen noch weit häusiger vorkommt, als bei Blättern eines andern Wirkungskreises, ohne das „Geltendmachen einer Einsicht dabet" statt finde, ehe er sich die Blöße gab, so etwas drucken zu lassen; und statt auszumessen, wie „weit her" etwas sein dürfe, um im Tageblatte gesagt zu werden, hätte eS ihm besser angestanden, den Unterschied zwischen der Ansicht einer RedacNo» und dem Berufe derselben, auch andere Ansichten in ihrem Blatte auS- sprechen zu lassen, zu lernen. E- „dürfte also" — um in seiner Sprache zu reden — „daS Nichtvorhandensein eines Verständnisses hier über bei ihm zu bezweifeln, allerdings ein Grund nicht vorliegen." Die andere Seite jener Auslassung aber betrifft das Verhalten der Redaction der D. A. Z. in dieser Angelegenheit. Wir glaubten in unserer ersten Entgegnung hierauf nicht einzugehen zu brauchen, da es wohl Vor kommen kann, daß selbst einer umsichtigen Redaction eines grüßerm Blattes die gehäsfigen Beziehungen einzelner Wendungen in eingesendeteu Artikelp entgehen können; aber mdem die Red. der D. A. Z. eine Replik, wie die vorliegende, in den Tert ihres Blattes aufnahm, erklärte sie stillschweigend ihre Gutheißung jener Verdächtigungen eine- großen Theils der Sächsischen Tagespreise, und darum müssen wir jetzt fle selbst für diese letzteren verantwortlich machen. So verschieden Stellung, Wirkungs und Leserkreis beider Blätter find, so glauben wir doch mlt vollem Rechte für unser Blatt von der D. A. Z. die Achtung und das Geltenlaffen anderer Meinung verlangen zu dürfen, welche mit jetter Verdächtigung unvereinbar ist. Die Redacttoa.
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