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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 01.10.1847
- Erscheinungsdatum
- 1847-10-01
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-184710018
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18471001
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18471001
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1847
- Monat1847-10
- Tag1847-10-01
- Monat1847-10
- Jahr1847
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 01.10.1847
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§ Anzei g e r. -IF 274. Freitag, den 1. Octo-er. r/r*liL 5 ^ ------- 1847. . Ueber öffentliche Hinrichtungen. Am 23. September ist der Raubmörder Franz in Dres den öffentlich hingerichtet worden. Wenige Tage vorher stellte der Vertheidiger des zwei Monate früher ebendaselbst Hin gerichteten Strehle, Adv. Blöde, in der Stadtverordneten versammlung zu Dresden den Antrag, man möge um Nicht- öffentlichkeit der Hinrichtungen unter genügender Bürgschaft sich bei der Regierung verwenden. Die Motivirung dieses Antrags läßt sich aus dem entnehmen, wa5 derselbe hierüber in einer vor Kurzem veröffentlichten Schn:*) sagt: „ Unser Criminalverfahren zeichnet sich dadurch aus, daß das, was öffentlich sein sollte, geheim, was geheim sein sollte, öffentlich ist. Die öffentliche Vollstreckung der TodeSurtheile in der Maße, wie sie, nach dem neuesten Vorgänge, bei uns noch stattfindet, nehmen wir nicht Anstand, Hr einen Skan dal zu erklären, der, im gebildeten Sachsen, in der Mitte des 19. Jahrhunderts, von Rechtswegen niä t mehr Vorkom men sollte. Die Vollziehung des traurigsten Actes der Ge rechtigkeit zu einem Volksschauspiele werden zu lassen, bei welchem im besten Falle eiG verwerfliche Neugier, meisten- theils aber die unsittliche Sucht nach einer an Sinnenkitzel grenzenden Nervenerregung ihre Befriedigung sucht und findet, ist unserer Ansicht nach, unverantwortlich. Ihr blickt in Eurem angeblich christlichen Bewußtsein mit Schauder auf die verdorbenen Zeiten des Römerreichs zurück, wo zarte Römerinnen an den Zuckungen sterbender Gladiatoren sich ergötzten; Ihr moralisirt über die Unsittlichkeit der neuern dramatischen Kunst Frankreichs, und das, was den ungebil deten und gebildeten Pöbel unserer Zeit, den krassen Aus geburten französischer Romantik Beifall zu klatschen treibt, das, was die Nerven römischer Damen in der Arena kitzelte, es ist dasselbe, was Männer, Frauen und Kinder an den Fuß des Blutgerüstes zieht, was dem gelungenen Werke des gesetzlich bestellten Kopfabschneiders Beifall zujauchzt. Wir verargen es nicht dem Volke, daß es die ihm dargebotene *) Carl Otto Strehle, eine psychologische Darstellung. Leipzig bei R. Blum u. Comp. 1847. Gin für Psychologen und Aerzte sehr beach- ten-werthe- Schriftchen. Gelegenheit, blutige Schauspiele zu sehen, benutzt, obgleich wir es für eine betrübende Erscheinung erklären müssen, daß diese Gelegenheit am meisten von Frauen — man hat selbst Hochschwangere auf dem letzten Richtplatze gesehen — benutzt wird, daß Aeltern ihren Kindern den Anblick der Hinrichtung nicht nur gestatten, sondern sie selbst dazu anleiten - man hat Aeltern und Wärterinnen kleine Kinder hoch aufheben sehen, damit sie den erhebenden Moment nicht versäumen möchten — aber wir verargen es Denen, in deren Wacht es steht, dem Volke derartige entsittlichende Schauspiele zu geben, oder zu entziehen. Ist man sonst in gewissen Sphären so einig darüber, daß das Volk unmündig sei, daß eS erzogen und herangebildet werden müsse; warum macht man diese Ansicht da nicht geltend, wo es sich darum handelt, dem Volke ein Schauspiel zu e.u.ücken, welches die Vernichtung eines Menschenlebens zum Gegenstände des Kitzelns der Neu gier und Schaulust macht, die menschliche Liebe und Barm herzigkeit abstumpft, und die heilige Achtung vor dem Da sein des Mitmenschen schmälert, darum aber ein wahrhaft entsittlichendes genannt werden muß ? Mit Vergnügen haben wir vernommen, daß der kleine Nachbarstaat Altenburg die öffentliche Vollstreckung der Todesstrafe abgeschafft hat; mit Bedauern aber, daß der edle Mann, dem Altenburg diesen großen Fortschritt auf dem Pfade der Vermenschlichung unserer Culturzustände verdankt, derjenige ist, welcher leider aus den Rathgebern der sächsischen Königskrone vorlängst ausgeschie den ist! Hoffen wir, daß unser Sachsen dem kleinen ver wandten Staate in dieser Beziehung nicht länger mehr nach stehen werde. Man kann dies um so mehr hoffen, als die Zwecke, welche die Vertheidiger der Oeffentlichkeit der Hin richtungen dieser unterzulegen geneigt find (welche übrigens nur mit der rohesten und noch dazu mißverstandenen Ab- schreckungstheorie^ zusammenfallen) durch die nicht öffentliche Vollstreckung der Todesstrafe vor einer Versammlung ernster Zeugen und durch eine würdevolle angemessene feierliche Ver kündigung der Vollstreckung an das Volk gewiß besser und sicherer erreicht werden." — Der Eingangs gedachte Antrag wurde von den Stadtverordneten, welche sich für diese Frage nicht kompetent hielten, mit 30 gegen 14 Stimmen abgelehnt. Verantwortlicher Redakteur: Or. Scklettev. —W 8 L. I« I. ^ V. 6. 2. Oktober ^b«l. 6 Mr (neues Qoeul). rr Deutsch - israelitischer Gottesdienst. (Betsaat dicht am ThomaSpföetchen Nr. 1.) Schluß des Lanb-üttemfestes. Morgen Sonnabend den 2. Oktober : Krüh-Gotte-dien st. Anfang nach 8 Uhr, Predigt nach halb 10 Uhr. <1-,, Leipzig-Berliner Synagoge. Sonnabend und Sonntag r Predtgt um. Uhr Diejenigen, welche keine Stellen haben, werde» ersucht/-sich die Einlaßkarten Freitag- von 10 bi- 12 und von 2 bi- 3 Uhr tm Synagvgenlocale zu lösen. Tageskalrnder. Giseubabuznae nach Dr.« den. 6, 1,5 Uhr. «üterjug I«U.. HA Osch«, 7U. » Anschluß »on Riesa »ach Dbbel» und ri«»rtj 8, ». 7 Uhr. - - Dreaibe« nach BbrUH1», it. a Er. - - SSrlltz »nch Berlin 10 U A «in. Vorm.. Nacht, personenjvs ««HL a» b, rg 7j U. Ah«»«, . Nachm., N,chtxess»itn,ug nach Die« früh. - ..«> Magdeburg: S, I<ts, L Uhch Güter,ng 7 llhr Merzen«, bl» SLchen S Uh« ««h«. Reichenbach im» S»i«a»7 »Btzk »» ->>' " « L', l
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