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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 02.10.1847
- Erscheinungsdatum
- 1847-10-02
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-184710026
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18471002
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18471002
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1847
- Monat1847-10
- Tag1847-10-02
- Monat1847-10
- Jahr1847
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 02.10.1847
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Anzeiger. -1F 275. Somnabend, den 2. Oktober. 1847. Temäl0e „der Jürlchotag Eövrmö NonI Takte geleitet, denn nicht in der schließlich«» Anrufung Marterfteig. , I göttlicher Hülfe , sondern in der beharrlichen, auf die heilige Unter den größeren Kunstwerken, mit welchen die gegen-1 Schrift sich gründenden Verweigerung des Widerrufs zeigte wärtige Ausstellung reichlicher als sonst ausgestattet ist, nimmt I sich Luthers furchtlose Festigkeit und lag die Entscheidung das oben bezeichnete Gemälde von Martersteig einen ehren-1 der großen Frage. vollen Platz ein und zeichnet sich aus besonders durch kunst-1 Wenn, wie oben bemerkt, 42 Personen des Bildes nament« reiche Composition und geistvolle Darstellung. Der darge-1 lich bezeichnet sind, so scheint dies auf Portraitähnlichkeiten stellte Gegenstand ist Luthers Erscheinen vor dem Reichstageiderselben hindeuten zu wollen. Allerdings mußte in einer zu Worms (1521) und feine unerschrockene Erklärung, welche > Darstellung, wie diese, der Künstler lebenstreue Aehnlichkeit, über das Schicksal der Reformation entschied. Luther steht I wenigstens in denjenigen Personen zu geben suchen, welche in der Mitte des Bildes an einem Tische, auf der rechten I dem Beschauer aus Abbildungen bekannt sindwie Kaiser Seite thront Kaiser Karl V. und neben ihm sein Bruder! Carl V., sein Bruder Ferdinand, Luther, Friedrich der Weise König Ferdinand, ihnen zunächst sitzen Cardinal Cajetan und I u. s. w. Dagegen dürften schwerlich von sämmtlichen 42 Per- Herzog Alba; — am erwähnten Mjtteltische hat der Kanzler I sonen treue Portraite, wenigstens nicht aus der Zeit deS von Trier, Johann von Eck, seinen Platz uqd hinter Luthern.l Wormser Reichstags, dem Maler vor Augen gestanden ha- unter der Versammlung stehen Schurs (besten Anwalt), diel den, waS auch nicht erforderlich war, da dem Betrachtenden Ritter Sickingen und Hutten, und rechts, von ihnen der I der Vergleichungsmaaßstab doch gefehlt haben würde. Dem Landsknechtoberste Freundsberg ^ die linke Seite des Bildes»Künstler gebührt aber jeden Falles die Anerkennung, daß nehmen auf Sitzen em die Kurfürsten von Mainz, Cöln, I er die zahlreichen Köpfe der Versammlung mit einer charak- Sachsen (Friedrich der Weise), Trier und Brandenburg, und I terischen Mannichsaltigkeit gezeichnet hat, wie man sie auf hinter ihnen stehen die sächsischen Fürsten: Georg der Bär-1 sonst bedeutenden Gemälden nicht immer findet. Auf den tige, Johann und Johann Friedrich, an welche sich der junge I ersten Anblick zwar befremdet es, daß Luther wie ein durch Landgraf Philipp von Hessen anschließt. Dies sind etwa I Casteiungen abgemagerter Mönch dargestellt ist. Jndeß der diejenigen Personen, welche sich der Beschauer zunächst aus-1 Maler mag, und mit Recht, einem älteren Portraite gefolgt wählen wird als solche, deren Namen ihm aus der Refor-Isein, während dem Beschauer spätere Bilder vorzuschweben mationsgeschichte vorzugsweise bekannt sind. Das Bild ent-! pflegen, welche Luthern im Alter der Wohlbeleibtheit zeigen, hält indeß 42 Personen, welche der Maler namentlich be-1 Schwerer zu beseitigen ist das Bedenken, daß Carl V., wel- zeichnet hat, und im Ganzen ca. 7V Personen, wenn man die I cher zur Zeit des Wormser Reichstags 21 Jahre alt war, Köpfe mit rechnet, welche sich, theilweise verdeckt, im Hinter-laus dem Gemälde als ein Mann von 3V—4V Jahren er gründe zeigen. Um eine so zahlreiche Versammlung mit Figu-1 scheint. Sollte der Künstler, weil ihm ein Gemälde aus ren von nicht allzu kleiner Größe darzustellen, erforderte das I Carls Jugendzeit fehlte, zu gewissenhaft ein späteres zum Bild eine Dimension von ca. 5 Ellen Länge und ea. 3 Ellen I Vorbilde genommen haben? Oder schien es ihm nicht ein- Höhe. Der gewählte Moment ist die Schlußerklärung Lu-1 drucksvoll genug, wenn zwei Jünglinge von 21 und von thers am zweiten Versammlungstage. In einer längeren 118 Jahren (Carl und Ferdinand) in jener denkwürdigen Ver- Rede vom Trierschen Kanzler mit den Worten unterbrochen:! sammlung den Vorsitz führten? Ja, die künstlerische Frei- „man habe keine Disputation nach geschraubte Antwort, son-1 heit ist sogar noch weiter gegangen, indem sie uns den Her der» nur zu wissen verlangt, ob er widerrufen wolle," er-1 zog Alba von Toledo, welcher damals 13 Jahre zählte, und wiederte Luther: „Wenn ich nicht mit Zeugnissen der heiligen! Ulrich von Hutten, welcher damals als Flüchtling umher Schrift oder mit klaren Gründen überwiesen werde, so kann I irrte, auf dem Wormser Reichstage gegenwärtig zeigt. Gleich- und will ich nicht widerrufen u. s. w. Hier stehe ich. Ich I wohl möchten wir damit noch keinesweges einen Tadel aus kann nicht anders. Gott helfe mir! Amen!" In der Ka-1 gesprochen haben. Denn wenn auch im Allgemeinen der talog-Bezeichnung deS Bildes heißt es, daß Luther die l e tz-1 Grundsatz festzuhalten ist, daß ein historisches Gemälde, wel len Worte sprechend dargestellt sei. In diesem Falle sollte Iches eine bekannte und beglaubigte Begebenheit zum Gegen- man glauben, daß sein Blick mehr nach oben gerichtet sein, I stände hat, diese möglichst treu darstellen müsse, so würde der daS Gesicht eine stärkere an Begeisterung gränzende Gemüths-! Künstler sich doch allzu eingeschränkt befinden' und oft kaum bewegung auSdrücken und beide Hände etwas gehoben sein I eine erträgliche Composition zu entwerfen im Stande sein, müßten. Auf dem Bilde aber spricht und blickt Luther gegen I wenn er in einflußlosen Nebendingen eine skrupulöse Treue den Kaiser gewendet, sein GesichtSausdruck ist der einer ruhi-1 beobachten sollte, in welchen die Abweichung vom Thatsäch. gen Selbstbeherrschung , mit der linken Hand scheint er dem I lichen nur einer detaillirten Geschichtsnachforschung bemerk- Kaiser die Gründe seiner Beharrlichkeit darlegen zu wollen I bar werden kann. Das historische Gemälde ist aber für das und seine rechte Hand weist nach der auf dem Tische liegen-1 allgemeine gebildete Publikum und nicht für einzelne Kenner den Bibel. Hieraus läßt sich also entnehmen, daß Lutherider Specialgeschichte bestimmt. Jeden Falles hat Martersteig der Darstellung nach vielmehr eben die vorletzten Worte! durch Einführung Herzogs Alba ein Motiv mehr in sein ausspricht; und hierin wurde der Künstler vom richtigen I Gemälde gebracht, so daß der finstere Gegner der neuen Kir-
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