Suche löschen...
Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 04.10.1847
- Erscheinungsdatum
- 1847-10-04
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-184710043
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18471004
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18471004
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1847
- Monat1847-10
- Tag1847-10-04
- Monat1847-10
- Jahr1847
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 04.10.1847
- Autor
- Links
-
Downloads
- Einzelseite als Bild herunterladen (JPG)
-
Volltext Seite (XML)
3218 hängen haben; denn seiner herrlichen Erfindung verdankt er es, daß er noch nicht bei Seite geschoben ist. Die Jacquard maschine sichert dem Weber seine Handarbeit, indem eS nicht so leicht gelingen dürfte, dieses bewundernswürdige Werk des menschlichen Genius zum Sklaven des Wassers oder des Dampfes zu machen. Seltsam! Als Jacquard seine erste Maschine gebaut hatte, wurde sie von den Lyoner Webern auf öffentlichem Markte zertrümmert. Ja, die Volkswuth bedrohte sogar das Leben des Erfinders. So tritt die mensch liche Kurzsichtigkeit nichts selten ihre größten Wohlthäter mit Füßen! Doch die Verblendung des Volkes dauerte nicht lange. Jetzt steht Jacquard's ehernes Standbild in seiner Vaterstadt Lyon, und mancher Arbeiter, der bei jener Zer trümmerung mit tbätig gewesen, mag später einen Kranz an die Stufen des Monuments niedergelegt und dem großen Manne im Stillen das Unrecht abgebeten haben, das er ihm damals zugesügt. Erst im vorigen Jahrhundert fand die Jacquardweberei allgemeinen Eingang in Sachsen, und schon hat sie die so genannte glatte Weberei, die vorher ausschließlich hier betrieben wurde, so ziemlich verdrängt. Die glatte Weberei liefert feine Ginghams, halbwollene Köper, Jaconnets, Tar tans, ferner Bettzeug, Schürzenzeug, Kattune, ordinäre baum wollene Tücher rc. Mit ihr beschäftigt sich größtentheils nur noch der ältere Theil der Chemnitzer Meisterschaft; die jün- gern Meister eilen alle der besser lohnenden und besser för dernden Maschinenarbeit zu. Gleichwohl gehen in Chemnitz immer noch 1050 Stühle auf „glatte Waare." Am bedeu tendsten aber wird diese Branche auf den umliegenden kleinen Städten betrieben. Die dortigen Weber erhalten ihre Arbeit durch Chemnitzer Faktoren und liefern an diese die fragliche Waare zurück. Sie sind noch schlimmer daran, als die Chemnitzer Meister. Denn erstlich müssen sie für weit gerin ger» Lohn arbeiten, und dann haben sie auch bei der Ablie ferung einen Weg von mehreren Stunden zu machen, wofür sie keine Vergütung erhalten. Die Maschinen- oder Kunstweberei beschäftigt in Chemnitz 1673 Webstühle. Ihr hat sich, wie bereits bemerkt, der jün gere und intelligentere Theil der Meister zugewendet, so daß sie zu einem Grade der Ausbildung gelangt ist, welcher Chemnitz befähigt, den großen Manufacturstadten Elberfeld, Berlin und Wien würdig an die Seite zu treten. Die Maa ren, welche durch sie gefertigt werden, bestehen in baumwolle nen und halbwollenen Damasten, Möbelzeugen, halbwollenen und halbseidenen Kleiderzeugen, Tisch- und Bettdecken, Westen und Tüchern. Auch außerhalb Chemnitz hat sich die Ma schinenweberei schon mächtig ausgebreitet. So namentlich im Schönburgischen. Unter den Städten dieses Distrikts ist es besonders Glauchau, welches mit Chemnitz rivalisirt, wenig stens was Kleider- und Westenstoffe anbelangt. Doch ist die Chemnitzer Weberei im Ganzen noch zu imposant, als daß sie so leicht aus dem Sattel gehoben werden könnte. Wenn ich vorhin der Jacquardmaschine das Verdienst zugesprochen habe, der Weberei einen neuen Aufschwung ge geben und den Arbeiter vor dem Untergänge gerettet zu ha ben, so darf doch auf der andern Seite nicht verschwiegen werden, daß durch dieselbe unfern Webern auch der letzte Rest von Selbstständigkeit entrissen worden ist. Solche Maschinen kosten natürlich Geld. Da aber viele Weber nicht so viel Geld haben, als zur Anschaffung derselben norhwendig ist, so müssen sie ihre Zuflucht zu den Fabrikanten und Faktoren nehmen. Von diesen erhalten sie nun zwar Arbeit und Ma schinen, müssen dafür aber auch billiger arbeiten, als solche Meister, welche sich die Maschinen selbst anschaffen konnten. Zum Schluß noch eine statistische Notiz. Nach einem vom Obermeister der Chemnitzer Weberinnung veröffentlichten Verzeichnisse sind in Chemnitz überhaupt 2723 Webstühle in Gang. Davon kommen, wie gesagt, 1643 auf die Jac quardweber, 1050 auf die glatte Weberei. Unter den Jac quardstühlen befinden sich 40 von 12 kn- 14 Viertel Breite auf welchen vorzüglich baumwollene und halbwollene Decken gemacht werden. Ferner giebt es 1228 Meister, welche prak tisch den Webstuhl bearbeiten, 46 Meister, die in der Eigen schaft als Gesellen arbeiten, 133 verheirathete Gesellen (so genannte Hausknappen), 890 ledige Gesellen, 280 Lehrlinge und 146 Frauenspersonen, welche ebenfalls im Webstuhle arbeiten. Außerdem finden noch gegen 1000 Personen (meist Weiber, Mädchen und Kinder) Beschäftigung durch Spulen und Treiben. Sodann hängt m-it der Weberei noch ein großer Theil der übrigen Gewerbe zusammen, welche ihr entweder vor- oder in die Hände arbeiten oder ihren Waaren die Vollendung geben. Hierher sind zu rechnen: die Spinner, Färber, Appreteurs, Blattbinder, Vorrichter, Zeugmacher, Maschinenbauer, Musterzeichner, Kartenschläger, Andreher rc. (Ameise.) Die Sehenswürdigkeiten der MichaeliSmeffe. Hartmanns und Putzschkowskys Menagerie. Unter diejenigen Lhiere, welche von den alten Aegyptern göttlich verehrt und nach ihrem Tode einbalsamirt wurden, gehört auch der Hamadryas (arabischer Pavian, t'^noce- jikalus Uama^i-^as l^in.). Man findet auf ägyptischen Al- terthümern diesen Affen auf dem Altar sitzend, die Verehrung der Menschen empfangend, abgebildet; auch kleine Thonsta- tüen, welche ihn vorstellten, fand man in alten Häusern und Gräbern. Belzoni hat eine Mumie von ihm von Her- mopolis abgebildet und Tochon d'Annecy beschrieb 1822 eine Münze von Hadrian, auf welcher dieser Affe sitzend dargestellt ist. Afrikanische Völker kämmten auch ihre Haare so, wie dieser Affe sie trägt, und diese Mode ist sogar bis auf unsere Zeit geblieben. Im alten Testamente wird er Ko pH genannt, bei den alten Aegyptern aber Thoth und Och. Dieser durch seine Geschichte, aber auch durch seine Gestalt so merkwürdige Affe ist nun in der oben genannten Menagerie in zwei sehr schönen männlichen Eremplaren (das dritte und größte ist leider hier gestorben) zu sehen, und ich beeile mich um so mehr, darauf aufmerksam zu machen, da diese Affenart bis jetzt noch seltner als der Orang-Utang nach Europa gebracht worden ist und in Deutschland noch nie lebend gezeigt wurde. Beide sind fast ganz ausgewach sen, und da diese Affenart 4 Fuß hoch wird, dürste an dieser Höhe wohl nicht viel mehr bei ihnen fehlen. Kopf und Rumpf sind bis gegen die Weichen mit 7 — 8 Zoll langen Haaren bedeckt, welche an beiden Seiten des Kopses ein großes Toupet, am Rumpfe aber eine Art Mantille bilden; dagegen ist der übrige Körper bis an die Hinterbeine, die wieder etwas länger behaart sind, mit kurzen Haaren besetzt. Die Haare sind schwarz und weiß geringelt, wodurch der ganze Pelz hellaschgrau erscheint. Gesicht, Ohren und Hände sind fleischfarben und die großen Gesäßschwielen karminroth. Wie alle Pavians ist auch diese Art außerordentlich kräftig gebaut, hat ein furchtbares Gebiß, und ist so wild und bos haft, daß sie sich nur schwer und unvollkommen zähmen läßt, wenn sie nicht ganz jung ausgezogen, wird. Sie lebt Ln Arabien; nach Rüppel kommt sie aber auch in Sennaar, Kordofan und Darfur vor. Daß sie aber dieselbe Art ist, welche in der ägyptischen Mythologie eine so große Rolle spielt, wird keineswegs dadurch unwahrscheinlich, daß sie in Aegyp ten nicht wild vorkommt; den Prosper Alpinus, der 1580 in Aegypten war, sagt ausdrücklich, daß es daselbst keine Affen giebt, sie vielmehr erst aus Arabien und Äthio pien eingeführt worden, was auch Hasselauist (1750), Forskal (1762) und Ehrenberg (1830) bestätigen. Bei Eilet auf den Taranta - Bergen sah Ehrenberg ganze Heer- den dieser Affen, unter hundert Stück aber kaum zehn Männ chen, welche stets den Zug schloffen, indeß die Jungen ihn eröffnte». In dieser Ordnung wurden sie mehrmals gesehen
- Aktuelle Seite (TXT)
- METS Datei (XML)
- IIIF Manifest (JSON)
- Doppelseitenansicht
- Vorschaubilder