4 Leipziger Tageblatt und Anzeiger. ^ 3» Sonntag, den 31. Oktober. 1847. Bekanntmachung. Da zu der Ergänzung der Herren Stadtverordneten und Ersatzmänner wegen des, am 3. Januar 1848 ausscheidenden Dritttheils derselben die gesetzliche Wahl zu veranstalten ist, so wird die hierzu angefertigte Wahlliste von heute an 14 Lage lang auf dem Saale und im Durchgänge des Rathhauses öffentlich aushängen, auch in der ersten Etage des vormaligen Waagegebäudes am Markte zu Jedermanns Einsicht bereit liegen, im Uebrigen auch den stimmberechtigten Bürgern zuge stellt werden. Einsprüche gegen die Wahlliste sind spätestens bis mit dem 25. Oktober d. I. zur Kenntniß und Entscheidung deS Raths der Stadt Leipzig zu bringen, widrigenfalls solche bei gegenwärtiger Wahl nicht berücksichtiget werden können. Zur Abgabe der Stimmzettel Behufs der Wahl von 18V Wahlmännern sind die Tage des Lsten, Lten und Sten November- d. I. Vormittags von 8 bis 12 und Nachmittags von 2 bis 5 Uhr festgesetzt worden und es haben sich die Abstimmenden inner halb dieser Zeit vor der Wahldeputation in der ersten Etage des gedachten Waagegebäudes, in Person bei Verlust ihres Stimmrechts für diese Wahl einzufinden und ihre Stimmzettel abzugeben. Ueber das weitere Verfahren enthält die Bekanntmachung vom 16. Oktober d. I., welche an oben erwähnten Orten einzusehen ist und von welcher überdies jedem stimmberechtigten Bürger ein Abdruck zugestellt werden wird, das Nähere. Leipzig, den 18. Oktober 1847. Der Rath der Stadt Leipzig. Or Gross. Gin' feste Burg.*) Ein' feste Burg ist unser Gott, Ein' gute Wehr und Waffen, Zusammenstürzt als eitel Spott Der Lug beredter Pfaffen. Was Luther sprach, was Luther that, Steht fest in unfern Tagen, Und muß bestehn in Gottes Rath So lang noch Herzen schlagen. Es mäste Pietisterei Sich aus erschlichnen Beuteln, Mag sie die Schrift, so fromm und frei, Nach ihren Zwecken deuteln. Sie falte heuchlerisch die Hand, Führ' Gott in Aug' und Munde, Beherrsche selber Meer und Land — Was hilftS! sie geht zu Grunde. Und mag der Freigeist für das Wohl Des Volks scheinheilig rechten, Die Kirch' erniedern zum Symbol, Geheim das Volk zu knechten: Es geht nur eine Weile fort, Und stirbt mit sich im Streite; Das Wort nur lebt, das heil'ge Wort, Wie'S Luther prophezeite. Hier schlug er seiner Feinde Schwall, Die knirschend sich erhoben; Sein Name lebt noch überall, Doch ihrer ist zerstoben. Als stolz geprunkt der Mauern Wall, Hat er das Lied geschrieben; Die Mauern liegen in Verfall, Das Lied ist jung geblieben. „Das Wort sie sollen lassen stahn," Siegreich hat er's gesprochen; Es wuchs das Wort und hat sich Bahn Jahrhundert durch gebrochen; Und immer weiter fliegt's und kreist In Schloß und Hüttengiebel: Die Ueberzeugung ist der Geist, Der heil'ge Geist der Bibel. Sich selber stürzt die Lügenzunft, Ihr Schemen muß erliegen, Die Wahrheit bringt, es bringt Vernunft Freiheit und Licht zum Siegen. Im Geiste frisch, im Herzen flott So woll'n wir bau'n und schaffen: Ein' feste Burg ist unser Gott, Ein' gute Wehr und Waffen! *) Au« den bei E. Lorck so eben erscheinenden Gedichten: Auf der Wartburg von Adolf Böttger. j--,