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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 01.12.1847
- Erscheinungsdatum
- 1847-12-01
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-184712019
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18471201
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18471201
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
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- Wahlperiode
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Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1847
- Monat1847-12
- Tag1847-12-01
- Monat1847-12
- Jahr1847
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 01.12.1847
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3866 gehung aller in jedem Blatte aufgehäuster persönlicher Ausfälle. An Herrn BlumS Privat-Charakter hat selbst Bayards Zahn nicht zu nagen vermocht, und bedarf es schon an dem Privatmanne durchaus kein Makel haftet, jo daß aus diesem Grunde kaum noch einer Erwähnung, daß Herr Blum, mögen wir mit ihm nun al- Vkm Gefthäft-Manne verkehren, oder ihm in den Kreis seiner Freunde und Familie folgen, sich allezeit nur als einen durchaus ebrenwerthen Menschen bewährt hat. Es ist dies eine Wahrheit, welche selbst feine entschiedensten Gegner einzugestchni sich gedrun gen fühlen. Nicht minder ehren- und anerkennungswerth erscheint unS aber auch Herr Blum, wenn wir seinen öffentlichen Charakter einer sorgfältigen Prüfung unterwerfen. Zunächst hat der selbe allezeit für den Fortschritt wacker gekämpft, Und wenn auch mißliebige Stimmen wie die BayardS uns überreden wol len, daß er zu gewaltsam in das Käd Ver Äer hältnisse eingreife, nur zerstöre, nicht aber auf baue, so dringt fich doch Jedem, Vet sonder Parteilichkeit Blums seitherige Handlungsweise einer Untersuchung wür. digt, die Ueberzkugung auf, daß Blum keineswegs nur in utopischen Träumereien schwelge, sondern daß seine Theorien, mögen sie auch dem Bestehenden zur Zeit, wie so manches Ziel des Fortschrittes, noch so fern liegen, doch recht wohl praktisch ausführbar find. Dann bekundet sich in allen seinen Bestrebniffen unläugbar eine eiserne Eonseq u enz, betrach ten wir ihn nun alS Schriftsteller, als Redner, als Stadt verordneter, oder als geachtetes Mitglied des Deutsch-Katho- liciSmus. Ueberall das gleiche Streben nach Vorwärts, ohne daß man ihm etwa mit Grund die Wahl seiner Mittel zum Vorwürfe machen könnte. Seine intellectuelle Befähi gung ferner dürste kaum einem Zweifel unterliegen. Zeugniß allein schon giebt unleugbar seine langjährige schriftstelle rische Lhätigkeit. Der MaNn, der aus dem Nichts hrrvorgegangett sich lediglich durch eigene Tä tigkeit und ohne daß ihn seine äußeren Lebens verhältnisse in dem beharrlichen Streben nach Wissen irgend unterstützten, zu der intellektuellen Bildungsstufe emporgeschwungen hat, welche wir Blumen nothgedrungen zugestehen müssen, muß unbestreitbar eine mehr als gewöhnliche geistige Befähigung und Charakterfestigkeit besitzen. Zie hin wir noch endlich in Betracht, daß Blumen die in Heu tiger Zeit so hochwichtige Gabe der Rede in einer Voll kommenheit zu Gebote steht, wie kaum nach ihm noch irgend Jemand in Leipzig, und daß eben dieses Talent einem unaufhaltsamen Strome gleich Alle, selbst die, welche dem Strome anzukämpfen sich admühen, durch die Gewalt der Gründe mit sich fortreißt, so ist unbestritten der Nacht weis geliefert, daß über Blums Befähigung zu der fraglichen Stelle nicht der entfernteste Zweifel erregt werden kann. Gehen wir nun zur Erörterung der einzelnen Puncte über, welche Bayarv seiner Schein.Prüfung unterstellt, so können wir zuförderst zu I. ganz gern zugeben, daß ein Bürger, welcher biß Stelle eines Stadtraths zu bekleiden erwählt ist, keinen Makel au seiner Ehre haben darf. Allein wer vermöchte es wohl, einen Rost flecken aüfzuslndeü, det an dem Ebreksäüldt Herrn Blums haftet? wer behaupten, Väß düS intellektuelle Gut, in der Meinung seiner Mitmenschen Werlk zu besitzen, welches wir Ehre nennen, von ihm nicht im vollkommensten Maaße inne gehabt wird? Zeugnisse dafür bieten die geartetsten Zeit schriften de- In- und fernen Auslandes, Zeugniß die Wah^ len, welche ihn zum Stadtverordneten, zum Stadtrath, jo selbst zum Muvorstand einer Religions-Partei erkoren haben. Werden ihm gegen das Bestehende gerichtete Be mühungen und darNAß HSrv-rgehende ungesetz liche Schriftstellers! OOfgeworsen, so ist dagegen nur einzuhalten, daß Bltrm etn Mann des Fortschrittes ist, ein solcher aber beim Festhalten an allem Bestehenden schlechterdings nicht gedacht werden kann. Macht man ihm ferner zum Vorwurfe die Rede an den Särgen der unglück seligen Opfer vom Jahre 1845, so ist vor Allem zu erwäh nen, daß die dedhalb Angestellte Untersuchung unseres Wissens ein nachtheiliges Resultat wider Blum nicht ergeben hat. Waren aber seine Worte bei jener Gelegenheit zu hart, so gaben sie nur ein unleugbares Zeugniß für die Liefe seines Mitgefühls-, einen Ausdruck der damals wohl allgemein herrschenden Stimmung. Wer ein unglücklicher Zuschauer oder Mitspieler jener trüben Tage war, der frage sein In nerstes, »Nv er wird, wenn ihm nicht jegliches Mitgefühl fremd ist, zuverlässig die Antwort erhalten, daß er damals voll Bedauerniß über die Unglücklichen Zerwürfnisse erfüllt war, und daß, Wknii er auch nicht die Gabe oder den Muth hatte, den Ausdruck seiner Gefühle durch Worte kund' zu geben, doch ähnliche Regungen seine Brust anschwellten. Hiernächst kann Man von einem Manne, der zehn Jahre und länger sich die städtischen Interessen Leipzigs hat angelegen sein lassen, den Man in Anerkennung dieses Verdienstes zum Stadtverordneten und Stadtrath erwählt hat, keineswegs behaupten, daß er ein Neuling dieser Stadt sei. Wäre er aber auch ein Neuling, so ist er doch zuverlässig kein Fremdling. Oder wem können die städtischen Angelegen heiten wohl dringender am Herzen liegen, als einem hie sigen Burger, der, Nachdem er ein fernes Vaterland frei willig aufgegeben, sich seit Jahren Leipzig zum Wohnsitze erwählt und sich hier durch eigenes Etablissement für immer niedergelassen hat? Mag Herr Blum auch manche seiner Bestrebniffe nur aus Theorien geschöpft haben, so ist er doch ein Kind de- Leben-, ein durch das praktische Leben hetangebilveter Mann und verständig genug, um unausführbare Theorien in Praxi sehr bald zu erkennen und ms unhaltbar aus seinen Plänen auszuscheiden. Man versetze ein Talent ln einen Wirkungskreis, in welchen man nur immer wolle, eS wird fich allezeit neue Bahnen erschließen. Erachtet Gayard selbst Herrn Blum als geeignetes Mitglied eines WelträthS, so wird derselbe zuverlässig auch hin reichend befähigt sein, dte Stelle eines Leipziger Stadt raths auszufüllen. Will man zuStadträthen nur Männer von geprüften Verdiensten ernennen, so werden wir sehr bald schon des halb in Verlegenheit kommen, geeignete Individuen für diese Stellen zu finden, weil Privatleuten vor Erlangung einer derartigen Stellung die Möglichkeit abgeschnittett ist, sich verdient zu machen, geschweige denn dieses Verdienst zur öffentlichen Kenntniß zu dringen. Zudem liegt, wie er wähnt, eben in dem Acte der Wahl das AnerkenNtniß, daß das gewählte Individuum in der ihm bisher angewiesenen Sphäre mehr geleistet hat, als Andere seines Gleichen. Auch muß hier die Bestrebung der Wähler jedenfalls hauptsächlich nur darauf gerichtet sein, Männer zu ernennen, deren Eigen schaften dafür bürgen, daß man von ihnen Verdienste zu erwarten habe. — Die Fragt, ob zu 2 die äommun mit dieser Wahl einverstanden sei, muffen wir so lange entschieden mit „Ja" beantworten, als überhaupt eine Wahl daS Ergebniß der Abstimmung durch die städtische gesetzmäßige Vertretung ist. Ungesetzliche Machina- tisaen, wie solche Baparb verspiegelt, haben nicht stattgefundln. Wenn es dagegen der Parleidemühun-, gegen welche ver Ritter sonder Furcht und Tadel ankämpft, gelungen ist, bei Mehren Wahlen ihre Wünsche durchzusetzen, so ist dies nur anerkennungS- und tvben-werth, weil es einen unumstößlichen Beweis liefert, daß den Männern des
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