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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 15.12.1847
- Erscheinungsdatum
- 1847-12-15
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-184712155
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18471215
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18471215
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1847
- Monat1847-12
- Tag1847-12-15
- Monat1847-12
- Jahr1847
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 15.12.1847
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. ^ mü> Anzeiger <2 — ^ 349. Mittwoch, dm 15. December. 1847. Den Gütertennsport auf den Eisenbahnen betreffend. Unter dieser Überschrift bringt ein Herr X. in Nr. 346 dieses Blatte- einen Gegenstand zur Sprache, der nicht ge nugsam erörtert werden kann, indem er zu sehr die höchsten Interessen der HandelSwelt berührt. Er spricht am Ende desselben seine Verwunderung au-, daß nicht andere hiesige Spediteure ein Eilfuhr-Unternehmen nach und von Hamburg. Berlin und Magdeburg, wie daS des Hrn. Starke hier nach und von Offenbach, Frankfurt a. M. rc. in'S Leben rufen. Dies ist jedoch für Routen wie erwähnte, wo die Eisenbah nen direct hingehen, wegen der niedrigen Frachten derselben nicht anwendbar, denn so wenig ein Eilfuhr-Unternehmen für 14 Sgr. der Centaer nach und von Berlin, 9 Sgr. der Centner nach und von Magdeburg, 29^ Sgr. der Centner nach und von Hamburg vis Berlin (jetzige Eisenbahnfrach ten) bestehen kann, wie am Besten die Erfahrung gelehrt hat, so wenig ist darauf zu rechnen, daß ein höherer Fracht satz dabei erzielt werden dürste, denn sollte dies für einige Güter auch zu ermöglichen fein, so würden dieselben den Aus fall für nicht regelmäßig volle Ladung auf keinen Fall decken. Rur für solche Routen wie die nach Offenbach und Frankfurt a. M., wohin die Eisenbahn blos stückweis vollen det ist, find derartige Eilfuhr-Unternehmen, die auf Mitbe nutzung der Eisenbahnen berechnet, anwendbar. Hr. Starke läßt seinen Frachtwagen in Merseburg auf die Thüringer Eisenbahn setzen, es erreicht derselbe demnach Eisenach in we niger als 24 Stunden, und von dort wird derselbe mit Pferden nach Offenbach und Frankfurt rransportirt, so daß er in 4 Lagen ab hier daselbst anlangt; alle weiter gehenden Güter «erden daselbst umgeladen, die Güter nach Paris mit Benutzung der belgisch-französischen Eisenbahnen. — Dies Privat-Unternehmen beweist übrigens wieder einmal recht deutlich, daß das Princip, welche- unsere Eisenbahnen ver folgen: „den Speditionshandel ganz an sich zu reißen," seine großen Nachtheile für die HandelSwelt hat. Die Eisenbah nen werden und find Monopole: dieses Wort allein ist ge nugsam für deren Tendenz bezeichnend. — Beschränkten fiel die Eisenbahnen nur auf ihren Wirkungskreis: die Beförde rung der Güter von einem Endpunkte der einzelnen Bahnen zum Andern, sähen fie von den direkten Uedernahmen aus und von den verschiedenen Eisenbahnlinien ganz ab, und überließen die- den Spediteuren, so würden die jetzigen oft argen Verwirrungen schwinden und daS LranSportgeschäft weit vereinfachter werden. Man wird zwar einwenden, daß dadurch wieder ein Monopol für die Spediteure hetbeige- führt werde! Doch man bedenke, fast jeder Kaufmann be faßt sich mit Spedition; die Concurrenz würde die billigste, schnellste Expedition herbeiführen, es würde sich dieselbe so gewaltig entfalten, daß von einer Bertheuerung nicht die Rede sein kann. Warum geben unsere Eisenbahnen nicht wie andere, (ich nenne nur die Oesterreichischen Dahnen) für rin gewisse- Güterquantmn gewisse Procente? Nur eine Bahn, die Leipzig-Dre-dner, thut die-; fie vergütet jetzt noch 8»/o für ein gewisses Quantum, wird aber, wenn man den darüber coursirenden Gerüchten Glauben schenken darf, binnen Kurzem auch diese streichen! Eine Benachthei- ligung der Actionaire dadurch ist nur illusorisch, denn sehen die Bahnen von der direkten Güter-Uebernahme ab, und vergüten für gewisse Güter-Quanten gewisse Procente, so wird daS Transportgeschäft auf denselben vereinfacht und die dadurch entstehende BetriebSersparung diese Procente mehr als decken, die Bahnen aber würden besser, al- eS bis jetzt geschehen ist, ihrer Verpflichtung „schnelle Beförde rung." die von ihnen mit Recht verlangt wird, Genüge lei, sten können. Man wird zwar einwenden: es müssen hin sichtlich der direkten Güter-Uebernahmen „die Bahnen sich wie die Postanstalten einrichtendoch kann dies nie maßge bend sein, da eine Eisenbahn sich zu einer Postanstalt wie ein Kind zu einem Riesen verhält. — Bedenke man die Tausende von Centnern, welche oft ein Eisenbahnzug über- bringt und die Expedition derselben in Privathänden, deren höchstes Interesse es ist, unter sich Eine mehr als die Andere zu leisten, so möchte dies denn doch eine andere Sache sein, als wie jetzt, wo dieselbe den Händen der Eisenbahnbeamten überlassen ist, indem der fleißigste Beamte nie den eifrigen Trieb für die Dauer besitzt, welchen der Geschäftsmann für sein Fach beweist. Unsere Eisenbahnen, die doch hauptsächlich deS Handels halber entstanden, sind in ihren Einrichtungen meistentheilS noch ungemein schwerfällig, und betrachtet man die oft ko mischen Einrichtungen im schriftlichen Fache derselben, die nur darauf Hinzuzielen scheinen, das Geschäft möglichst zu erschweren, so kann man nur bedauern, daß dieselben so we nig den kaufmännischen Verhältnissen anpaffend sind. — Trotz der direkten Güter-Uebernahme nach Hamburg, Han nover rc. ist man nicht im Stande ein Collo dahin vermitr telst der Eisenbahn so zu frankiren, daß man den Betrag dafür auf einmal bezahlt, sondern man muß sich dafür eine 2 und 3malige Abrechnung gefallen lassen. Ich führe für meine obige Behauptung nur dies eine Beispiel an und mag für heute andere Uebelstände, die die Spesen-Berech- nungen, die Güter-Annahmezeit rc. betreffen, nicht weiter be rühren. Dies würde aber alles schwinden, wenn die Eisen bahnen wie angegeben verführen. So wenig wie nun je zu erwarten steht, daß Güter von weit entfernten Linien, z. B- Paris, auf direkten Waggons nach hier und umgekehrt, gehen werden, würde dies, wäre der directe Güterbetrieb in den Händen der Spediteure, und hätten dieselben ihre eigenen Waggons wie in England, eher zu ermöglichen sein; denn dieselben würden unter sich, soweit die Eisenbahnen reichen, eine Kette bilden, wovon jedes einzelne Glied, sein Privatin- tereffe im Auge, es dem Andem vorzuthun sich bestreben würde. Unser Leipzig wird binnen Kurzem, bei den jetzigen Principien der Eisenbahnen, einer Hauptbranche seine- welt berühmten Handels, des Spedition-Handel-, ganz beraubt werden, da dafür von keiner Seite etwas geschieht.
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