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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 17.01.1854
- Erscheinungsdatum
- 1854-01-17
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-185401177
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18540117
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18540117
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1854
- Monat1854-01
- Tag1854-01-17
- Monat1854-01
- Jahr1854
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 17.01.1854
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Leipziger Tageblatt Mid Anzeiger. H, . Dienstag den 17. Januar. 1854. Morgen Mittwoch den 18. Januar ». e. Abends 6 Uhr ist öffentliche Sitzung der Stadtverordneten im gewöhnlichen Locale. . . ^. Tagesordnung. 1) Gutachten der Deputationen zum Bau-, Finanz- und Ga-beleuchtung-wesm, die Erbauung eine- Wohr,- Hauses für den technischen Leiter der Gasanstalt, so wie die Erhöhung deS GehalteS deS Inspektors dieser Anstalt betreffend. ^ ^ ^ ^ ^ _ L) Gutachten der Finanzdeputation, die letztwilligen Verfügungen deS Herrn Kaufmann Schl etter zu Gunsten der Stadt betreffend. Stadttheater. Am 15. d. MtS. ging Richard WagnerS „Lohengrin" zum zweiten Male vor einem zahlreich versammelten Publicum in Scene. Ließ die erste Vorstellung diese- Musikdrama'S, namentlich in dem zweiten und dritten Acte, noch sehr viel zu wünschen übrig und erschien sie deshalb mehr als eine Probe, wie als eine für die Oeffeatlichkeit paffende Aufführung, so zeigte sich im Allge meinen an diesem Abend« ein merklicher Fortschritt in den Leistungen der Darsteller. Es schienen diese schon viel mehr mit dem Geiste und Inhalte deS schönen Werkes vertraut zu sein ; eS läßt sich daher erwarten, daß bei öfterer Aufführung daS Kunstwerk in immer würdigerer Gestaltung erscheinen wird. So gern wir auch dM Fleiß und da< Streben der einzelnen Darsteller und den jetzt schon bemerkbaren Fortschritt derselben anerkennen, so fehlt doch »och viel, sehr viel an einer genügenden und einigermaßen ent sprechenden Darstellung de- Drama'S. Eine solche wird hier auch viel schwerer zu erzielen sein, als bei anderen Opern und selbst beim „Tannhäuser", da die Meisten unserer Opernmitglieder sich ihrer Individualität nach wenig oder gar nicht zur Wiedergabe der im „Lohengrin" auftretenden Charaktere eignen und den zwar hohen, aber keineswegs übermäßigen Forderungen deS Dichter- Componiften, bis jetzt wenigsten-, nicht so leicht allseitig genügend entsprechen können. Die einzigen Ausnahmen, die man hiervon machen kann, sind Herr Behr und auch Herr Brassin. Ersterer i hat im „Lohengrin" nur eine weniger bedeutende Rolle, doch nach I der Art und Weise, wie er WagnerS Musik auffaßt, sind wir wohl zu dem Schluffe berechtigt, daß der fleißige und denkende Sänger und tüchtige Darsteller auch eine größere Partie entsprechend wledexgeben würde. Herr Lrassin hat nicht allein die Stimm mittel zu der Partie d«S Telramund, eS sagt dieselbe auch seiner übrigen Begabung und seinem Naturell mehr zu, als viele andere der ihm als Baritonisten zukommenden Rollen. Sein Telramund erschien unS in der zweiten Vorstellung de- „Lohengrin" als eine der besten Leistungen, die wir von Herrn Brassin gesehen — jedenfalls steht sie aber viel höher, als sein Wolfram von Eschen- bachi« „Tannhäuser." Die Partie deS Telramund ist bezüglich der Darstellung allerdings auch weniger schwierig: «ährend Wagner uns in Wolfram von Eschenbach — dem berühmten ritterliche» und frommen Sänger deS Parceval — daS Ideal der edelsten Männlichkeit vorführt, erscheint Friedrich von Telramund nur als ein stolzer und tapferer Mann, der jedoch ganz unter dem verderb lichen Einflüsse seines herrschsüchtigen, an den alten Heidengöttern hängenden Weibe- steht und nicht die moralische Kraft hat, sich diesem Einflnffe zu entziehen. Dm musikalischen Lhell der Partie führte Herr Brafsin mit lobenSwerthem Eifer durch und einzelne Momente i« ersten und zweitm Acte, besonders die leidenschaft lichen, gelange« ihm recht gut. — Wir wollen mit der oben aus gesprochenen Behauvtung, daß ffch die übrigm Darsteller wmiger für ihre Partim tm „Lohengrin" eignen, den mannichfachen anderweitigen Verdiensten derselben durchaus nicht zu nahe treten, erkennen sogar mit Freuden da- Streben und dm guten Willen der Meisten derselben an und können ihnen auch versichern, daß dasselbe in der zweiten Vorstellung nicht fruchtlos geblieben ist. Fräulein Mayer — an diesem Abende beiläufig sehr gut bei Stimme — ließ im Technischen de- Gesänge- wenig oder nicht- zu wünschen übrig, wie das von einer so routinirten und gebil deten Sängerin zu erwarten stand ; mit der geistigen Auffassung der Partie von Seiten Fräulein MayerS können wir un- stellen weise jedoch bi- jetzt noch nicht ganz einverstanden erklären. Die Poesie der idealen edlen Weiblichkeit, mit der der Dichter-Com- ponist die Elsa geschmückt, fand nur hin und wieder durch Fräulein Mayer eine entsprechende Darstellung — namentlich scheint e- u»S nicht gerechtfertigt, daß sie die weibliche Neugier zu sehr durch- blicken ließ, daß diese fast als da- einzige Motiv erschien, welche- Elsa dazu bringt, die verbotene Frage an ihren Gatten zu thun, während doch nur die Furcht vor den ihr durch Ortrud vorgespie- gelten Gefahren und die von dieser „wilden Seherin" gesaete, «ach und nach aufgehende Saat deS Mißtrauen- Elsa verleiten soll, ihren Schwur zu brechen. Es ist diese Seite der Partie ohne Zweifel eine höchst gefährliche Klippe für die Darstellerin, die zu vermeiden zu de« schwierigsten Aufgabe« gehören dürfte. Nicht weniger hohe Anforderungen werden an die Sängerin und Dar stellerin der Elsa in dm Scenen de- erste» ActeS gestellt. Hier erschien Fräulein Mayer mehr als eine schuldige Büßerin, als wie die durch daS Erscheinen vor Gericht beklommene, von dem Bewußtsein ihrer Unschuld aber zugleich auch verklärte Jungfrau. Die anfängliche Beklommenheit muß nach den liebevollen Worten deS Königs verschwinden, und namentlich währmd deS Gesanges: „Einsam in trüben Tagen", findet Elsa da- ganze, ihr durch die Unschuld gewährte Selbstvertrauen wieder, da- sich in dem Ge bete: „Du trügest zu ihm meine Klage", bis zum höchsten Ver trauen auf Gottes Hülfe steigert. Auch der Uebergang zum höchsten Entzücken, als Lohengrin erscheint, schien unS von Fräu lein Mayer nicht genugsam hervorgehoben. Noch wmiger, als der Darstellerin der Elsa, sagt Herrn Widern ann die Partie des Lohengrin zu. Wir sehen ganz davon ab, daß die natürlichen Mittel diese- übrigen- mit Recht geschätzten Sänger- zu dieser für einen Heldmtmor geschriebenen Partie nicht allenthalben ausreichen — man darf daraus einem Künstler, besonder- bei einer Bühne wie die unsrige, keinen Vorwurf machen — aber auch bezüglich deS Verständnisse-, der Auffassung deS Herm Widemann bleibt so Manche- zu wünschen übrig. Sein Lohengrin ist nicht ein ritter licher Held, sondern nur ein empfindsamer Liebhaber, der durch Hexerei seinen männlichen Gegner überwindet. — Daß ihn Telra- mund als einen Zauberer anklagt, erscheint bei dieser Darstellung nicht ganz ungerechtfertigt: in der Scene, wo di,S geschieht, erin nerte unS Herm WidemannS Spiel lebhaft an dm Propheten desselben Sänger-, und eS fehlte nur, daß er mit einer vorgespie gelten Vision ä 1a Meyerbeer die Anklage widerlegte. Welch ein
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