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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 18.01.1856
- Erscheinungsdatum
- 1856-01-18
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-185601187
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18560118
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18560118
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Bemerkung
- Images schlecht lesbar
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1856
- Monat1856-01
- Tag1856-01-18
- Monat1856-01
- Jahr1856
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 18.01.1856
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Leipziger r » Anzeiger. 18. Freitag dm 18. Januar. 185«. Vtl vccchio^s Sunkausstellung. Nicht nur die Wissenschaften, auch die Künste, vornehmlich die bildenden, sind im raufe der letzten Menschenalter popularisier woroen. Wer konnte noch vor zwanzig Jahren, wenn er nicht ein reicher Mären war, zur Kennmiß uno Anschauung der Er zeugnisse oer Malerei gelangen! Die Künstler bildeten mit ihrem Publicum einen kleinen exclusiven Kreis; ihre Produktionen waren Cadinecstücke im eigentlichsten Sinne, für den Privatbesitz eines einzigen Glücklichen. Daher ist die Fabel zu erklären von dem Schmerze jener. Künstler, die von ihrem verkauften Gemälde sich nicht trenn, n wollten, als würde ihnen ein Kind vom Herzen ge rissen. Um wie viel glücklicher ist der Maler heutzutage daran! Nicht nur daß zahlreiche Vereine sich gebildet haben zur Einrichtung von je ein-, zwei- oder dreijährigen wandernden Kunstausstellungen, in den größeren Städten Deutschlands sind auch seil letzter Zeit permanente Ausstellungen errichtet worden, die jeder Zeit zur Auf nahme neuer Werke bereit sind. Der Künstler, der jetzt sein voll endetes Werk aus der Hand giebt, hat nicht mehr Ursache über seinen Verlust zu klaam; dmn mit dem Wege aus dem Atelier tritt eS jetzt erst seine Bestimmung an, gleich einem zur Mündig keit und Lebensreife erzogenen Sohne, durch eigenen Werth in der Welt eine weite, glänzende Laufbahn sich zu erobern. Es ist der Stadt Leipzig zum Ruhme nachzusagcn, daß sie ihre von dem Besitzer der Del Vecchio'schen Kunsthandlung ge gründete permanente Kunstausstellung in der gedeihlichsten Weise gepflegt hat. Leipzig ist nicht mehr allein die tonangebende Be schützerin der Musik; durch seine städtische Gemäldegallerie uno die hier genannte Ausstellung hat es auch einen rühmenswerthen Sinn für die bildende Kunst dargethan. Das neue Jahr hat oer letzteren Sammlung vornehmlich einen solchen Reichthum neuer Schätze zuaeführt, daß es unverantwortlich wäre, wenn die Presse darauf auftnertsam zu machen versäumen wollte. Wir werden die hervorragendsten allmälig hier aufzuführen versuchen. 1) Großvater- Geburtstag von Berheyden in Brüssel (Preis 1000 Thlr.). — Wer bisher keinen Sinn für Malerei in sich, keinen Genuß im Anschauen von Gemälden gefunden hat, der sehe sich dieses kleine Tableau an, und er wird wissen, was die Kunst von Pinsel und Palette zu bedeuten hat. ES ist nur ein kleine- Bild und nicht mehr al- drei Figuren stehen darauf: eine Mutter, die ihre kleinen vier- bis sechsjährigen Tochter geputzt und mit Blumensträußen versehen hat, und mit dem Finger so natürlich au- dem Rahmen heraus auf Dich, den Beschauer, weiset, daß Du wer weiß nicht was darum gäbst, wenn Du der Großpapa wärst, dem all dieses Lachen und diese Verschämtheit, diese Freude und Schäkerei gilt! — Wie viel Bilder solcher Gesund heit und Schönheit des einfachen, wirklichen Leben- begegnen Dir täglich, lieber Leser, — Du hast nur vielleicht nicht da- Verständ- niß, sie in der Eile des wechselnden Seins zu erfassen. Darauf Dich aufmerksam zu machen, solche Momente der Vergessenh.it zu entreißen, im Bilde den Reiz de- Leben- ui verewigen, ist das nicht eine beglückende uno eine bildende Aufgabe? Aus dem Verheydenschen Genregemälde tritt uns dieser Zweck so recht an- müthig deutlich entgegen; welche Mittel dem Künstler zu seiner Erreichung zu Gebote standen, welch« Meisterschaft er in Zeichnung und Farbe entfaltete, kann nur der Kenner schätzen; es auseinanoer- zusrtzen, wäre erst in einem Kunstjournal der Raum. 2) u. 3) Episode aus dem Bauernkriege und Der Findling von August v. Heckel in München. — Das erster« ist ein großartiges Tableau, in dem vor Allem die Gruppirung bewunderungswürdig ist. Der Gegenstand scheint die Gefangen- nehmung des Grafen von Helffenstein zu sein. Das bleiche adelige Weib fleht um das Leben des gefesselten Gatten vor dem brutalen, rothbärtigen Bauernführer, von dessen Schoße die gemeine Dirne sie höhnend anlacht. Recht- das brennende Schloß, link- die ballen eines geplünderten Klosters, im halben Vordergrund al- Staffage die Leiche einer Nonne. All diese Mannichfalrigkeit der Situation ist mit staunenswerrher Klarheit und Wirksamkeit zur Anschauung gebracht, die Ausführung in der Farbe correct und natürlich. Die Charakteristik der Physiognomien ist deutlich und drastisch, ab.r nicht gerade außerordentlich individualisier, wie da- natürlich ist bei einer so kolossalen Gruppe, deren Hauptwirkung im Gesammteffect zu ruhen hat. — DaS zweite Bild desselben Malers bekundet deutlicher noch als diese- erste die Schule von Piloty und Flüggen. Auch hier große Bestimmtheit der Zeichnung- oer Effect durch einfachste Farbenanwendung, und endlich eine Charakteristik, die nach Möglichkeit der Leben-Wahrheit sich an schließt, in ihrem Streben nach Prononcirtheit ader der Manierirt- heit anheimzufallen droht. In der Erfassung des dramatischen Effect- der Situation ist Heckel hier nicht ganz so glücklich, wie die beiden Genannten. Was soll jenes dem Jntrigantenfach des Theaters entnommene Gesicht des Lakaien im Hintergründe? Sollen wir glauben, daß er der schlaue Veranstalter dieser Findung sei? Diese neue Flüggensche Richtung hat uns so sehr gewohnt, ganze Romane mit den verschlungensten Jntriguen in Verwandtschaft-« Verhältnissen in ihren Bildern zu sehen, daß Eugen Sue und die Leihbiblibliotheken keinen gefährlicheren Concurrenten zu fürchten haben! — 4) Die Schiffbrüchigen von Corde- in Düsseldorf. —« Ein vortreffliches Genrebild mit landschaftlicher Staffage. Rechts . im Hintergründe spritzen die Wogen über ein zerschelltes Schiff. Im Haupttheil des Bildes sehen wir die gerettete Mannschaft desselben auf einem Bauerwagen mit ihrer letzten Habe das sandige User hinanfahren. Brillante Gruvpe! Alles verloren, nur den Muth nicht verloren! Wie sie Aue gefaßt sind, daS Leben von neuem anzufangen, — ist's doch ihr Beruf! Nur um Dich, kleiner Schiffsjunge auf dem obersten Kasten, möchten wir trauern, daß Du nun in ein fremdes Land hineinfährst, wo keine Murtcr Dich empfangen und pflegen wird, — aber oer richtige Seemann kann in keine Lage kommen, in der er sich nicht zurecht zu finden wüßte! Wir sehen es an Deinem Nachbar, d.m Neger, der, wahrscheinlich zum ersten Male in seinem Leben, in die Fichten schaut, durch die der Wind die Nebel jagt, mit dem Au-drucke unaussprechlich dumm staunender Neugier, als wollte er sagen: Da- Leben, wenn man'- nur versteht, ist immer interessant! (Fortsetzung folgt.) L u 1 e r p e. Da- sechste, am 15. d. M. stattaehabte Concert der „Euterpe eröffnet« oie dritte Symphonie von I. Rietz, dieselbe, welche erst kürzlich in einem Gewandhaus-Concerte ihre erste Aufführung er lebte und damals auch in d. Bl. besprochen wurde. Nach diesem
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