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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 08.02.1856
- Erscheinungsdatum
- 1856-02-08
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-185602087
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18560208
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18560208
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
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- Ausgabe
- Parlamentsperiode
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- Wahlperiode
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Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1856
- Monat1856-02
- Tag1856-02-08
- Monat1856-02
- Jahr1856
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 08.02.1856
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^ 39. Freitag den 8. Februar. 1856. Kunstgeschichtliches. Es mag gar Manchen unter uns geben, der da nicht weiß, was wir für einen kostbaren Schatz an hiesiger Raths- oder Stadt bibliothek haben. Ware dem nicht so, wie käme es denn^ daß man im Winter wie im Sommer die werthvolle, offen der allgemeinen Benutzung überlassene Sammlung so wenig vom größeren Publi cum besucht sieht? Wie anders ist das an anderen Orten! Selbst in St. Gallen sahen wir das Local der berühmten Klofterbibliothek immer reichlich von Lesenden und Arbeitenden gefüllt, so auch in Wien und Berlin. — Aber auch von den fleißiger» Besuchern dieses unsres trefflichen Institutes kennen wohl bis jetzt nur ver- hältnißmäßig Wenige die Cabinetstücke der Sammlung, die alten Manuskripte. Es giebt wohl einen Katalog darüber, den Jeder einsehen kann, allein er ist von unserem trefflichen, wahrhaft lie benswürdigen Oberbibliothekar Naumann in lateinischer Sprache abgefaßt. Aber das Latein ist nicht Jedermanns Sache, und wenn er's auch verstünde. Und doch sind die Handschriften, ganz abge sehen von ihrem Inhalte, noch in einer anderen Hinsicht höchst interessant. Die alten Pergamente und Texte enthalten zum Theil ganz hübsche Miniaturmalereien, welche manchmal von hohem Kunstwerthe sind, stets aber für die Sittengeschichte und das Swdium der mittelalterlichen Kunst unendliche Wichtigkeit haben. Danken wir also Herrn vr. Rodert Naumann, daß er uns alle diese kleinen Malereien in den Handschriften der Stadt- bidliothek in einem 7 Bogen starken Schriftchen*) namhaft gemacht und ausführlich beschrieben hat. Es sind darin 18 Codices mit Miniaturen angeführt. Die 2 ersten sind ein Evangelienfragment aus dem 10. Jahrhundert und ein Evangeliarium, kostbar ge schrieben, mit schönem Elfenbeinschnitzwert auf dem Holzdeckel, ebenfalls aus den 10. Jahrh.! In ihnen sind die ältesten Ma lereien. Die schönsten, durch Farbenpracht, edle Zeichnung und geschmackvolle Ideen hervorragenden Miniaturen finden sich in dem 9. der hier aufgeführten Manuskripte, einem aus Italien stam menden Meß buche von 147 Blättern, dem Missale des Filippo Strozzi, des kunstsinnigen Schwiegersohnes Lorenzo's da Medicis.— Die Handschrift mag um 1494 geschrieben sein. Von großem Werthe ist auch Nr. XIII, ein Valerius Klaximus mit französischer Uebersetzung aus der Bibliothek Karls V. von Frankreich mit neun vortrefflichen farbenglänzenden, geistvoll componirten Miniaturen. Das Werk wurde 1364 begonnen, war aber 1380 noch nicht fertig, als der Verfasser starb. — Zwei dieser Miniaturen sind lithogra- phirt und 1838 für den Kunsthandel bssonderS abgezogen worden. Die Tradition schreibt die Bilder der MelstirKapd pan Eyck's zu. Die Kritik ist aber noch nicht einig darüber. — Einen sel tenen Schatz besitzt die Bibliothek an einer H-ndschrift der Historia ^lexauäri Haxui, welche nicht weniger als 203 Bilder enthält, also ein förmliches illustrirteS Werk ist. Der Codex stammt aus Italien und gehört dem 14. Jahrh. an. — Au erwähnen ist noch ein lüvius aus demselben Jahrh., ebenfalls aus Italien, und ein Sachsenspiegel von Anno 1461. — Am Schluffe der interessanten Monographie, die übrigens Herrn Stadtrath dr. Vollsack ge widmet ist, spricht der Verfasser noch von andern sehenswerthen Verzierungen in den Handschriften, nämlich von den schönen Ini tialen und Randverzierungen (Arabesken und andere Ornamente). — > —- ... i .. > , >, l *) Die Malereien in den Handschriften rc. Leipzig 1855 8« R. Weigel. 10Ngr. — (besonderer Abdruck in IW Etpl. aus dem 1. Jahrgänge de- Naumann-Weigel schen Archivs für die zeichnenden Künste). Aus Martin Luthers Bibliothek werden so 2 Ausgaben der Vul- xata (14. Jahrh.) mit sauberer kleiner Schrift, niedlichen Initialen und einzelnen darin angebrachten Bilderchen und aus den orien talischen Manuskripten ein Koran in Großfolio mit schönen Ver zierungen namhaft gemacht. Begrüßen wir die kleine Schrift als einen werthvollen Beitrag zur Kunde der Miniaturmalerei und somit der ganzen mittelalterlichen Kunstgeschichte, für welche jene oft die einzigen Anhaltepuncte giebt (ef. Waagens Aufsatz in Nr. 38 des Deutschen Kunstblattes 1855) und freuen wir uns derselben als eines Führers zu einem der interessantesten Theile unserer schönen reichen Stadt-Bibliothek. Sladtl Heuler. Eine der hübschesten und frischesten komischen Opern neuester Zeit — „Prinz Eugen, der edle Ritter" von Gustav Schmidt — ging am 6. Februar neueinftudirt in Scene. Die einfache, aber vom Componisten selbst mit Geschick dramatisirte Handlung und die allerliebste, populär und dabei doch sehr an ständig gehaltene Musik sprachen auch diesmal lebhaft an. Wie das jedoch in diesem Winter bei hiesigen Opernvorstellunaen öfter schon vorkam, so war auch diese verhalrnißmäßig nicht stark besucht. In vielen anderen deutschen Städten hat die Oper „Prinz Eugen" schon früher oft volle Häuser gemacht und erfreut sich wohl auch jetzt noch einer allgemeinen Beliebtheit: gewiß hat dieses von einer ehrenwerthen vaterländischen Gesinnung getragene und von einem tüchtigen musikalischen Talent gehobene Werk auch mehr als so manche andere die Runde über alle deutsche Bühnen machende neuere komische Oper gerechte Ansprüche aufdieTheilnahme des deutschen Publikums. Da die Ausführung der Oper nicht mehr tüchtige Künstler ver langt, als unserer Bühne im musikalischen Drama zur Zeit zu Gebote stehen, so kann daS Werk auch gut gegeben werden. Die einzige weibliche Solopartie, die der Engelliese, sang und spielte Frau Bach mann in der bei diesem schätzbaren Mitglied gewohnten liebenswürdigen Weise; die das Ganze wagende Partie — den Wachtmeister Jacob Venus — hatte Herr Behr, der im Gesänge wie im Spiel so Gutes leistete, daß man diese Gestaltung den besten dieses tüchtigen Sängers und Darstellers beizählen kann. — Ganz besonders gut disponirt war Herr Schneider an diesem Abende, der die Partie des Uhrenhändlers Conrad sang. Diese Partie liegt dem Sänger vortrefflich und entspricht vermöge^ des überwiegenden melodischen Elements und des getragenen Gesanges so recht seinem Naturell. Mit so musikalischer Correctheit, mit Verständniß und tiefer Empfindung trug Herr Schneider vor zugsweise das reizend^Uhtzsnlt^die Cavatine im zweiten Acte und das Lied im dritten Actt -vsr.. Nach jed-r dieser Nummern wurden ihm die unzweideutigsten Beweise gerechter Anerkennung von Seiten des Publikums. — Her Carnor gab die weniger umfangreiche Partie de- Prinzen EvHen mit äußerem Anstand und sang dieselbe auch befriedigend. — Wie es bei ersten Opern-Vorstellungen selten oder nie ohne kleine Versehen im Ensemble auf der Bühne und im Orchester abgeht, so war das auch diesmal der Fall; doch waren diese Mängel nicht so bedeutend, daß sie den guten Eindruck des Ganzen wesentlich hätten beeinträchtigen können. Eine, wenn auch nur schnell vorüberaehende Unterbrechung erlitt die große Scene Jacobs im zweiten Acte, indem während derselben in Folge eines falsch gegebenen Zeichens plötzlich der Vorhang fiel; derselbe erhob sich jedoch sofort wieder und die Vorstellung nahm ihren unge störten Fortgang. Ferdinand Gleich.
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