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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 20.02.1856
- Erscheinungsdatum
- 1856-02-20
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-185602208
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18560220
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18560220
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Bemerkung
- Images schlecht lesbar
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1856
- Monat1856-02
- Tag1856-02-20
- Monat1856-02
- Jahr1856
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 20.02.1856
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kfo neuerer Zeit erst wird der Vortheil, welchen die Associatkonsmit- alieder in dir billigeren Lieferung ihrer Bedürfnisse finden, sorg- >aiM gewahrt. Noch bevor hierüber Einzelheiten anzuführen sind, ist^edoch eifie zahlreiche Elasse von Associationen zu erwähnen, deren Bestrebungen den französischen Gesellschaften für Erbauung zweckmäßiger Wohnungen gewissermaßen ähneln. Dies sind die 130 Gesellschaften für Erwerb von Landgütern zur Vertheilung an Mitglieder beziehendlich zur Einzelveräußerung. Wenn schon eng verwachsen mit den staatlichen Einrichtungen Eng lands und zunächst bezweckend, eine große Anzahl von bisher zur Parlamentswahl unberechtigten Personens stimmfähig ^zu machen, sind sie doch in manchen Beziehungen von großem Einfluß auf den socialen Zustand der Bevölkerung Englands. Schon der Um stand, daß diese 130 Gesellschaften ein Capital von 3,600000 Psd., wovon bereits VOOOOO Pfd. eingezahlt sind, repräsentiren, läßt sie volkswirthschaftlich als eine nicht zu übersehende Erscheinung be trachten; berücksichtigt man aber, daß sie bereits 310 Güter ange tauft und diese in 19500 Parcellen ausgethan haben, daß die meisten Besitzer solcher Parcellen sich darauf mit einem Häuschen angebaut haben, und daß hieraus in einzelnen Städten schon ganze Stadtviertel erwachsen sind, und was hauptsächlich für die Ein richtung spricht, daß die meisten Erwerber solcher Parcellen, nach dem sie den ersten Erfolg ihrer Ersparnisse gesehen haben, hierin einen mächtigen Sporn fanden, sich mit aller Kraft einer über lebten Sparsamkeit zu befleißigen, so wird man gewiß mit Huber übereinstimmen, wenn er gerade in diesen Gesellschaften eines der wirksamsten Mittel, die Lage der untern Classen zu verbessern, findet. Uebergehend auf einzelne Associationen hebe ich namentlich die Ooventr^ ladourers auck ai-lisaiiL eooperalivo soelel) , die Roeli- ckule soeiet^ ok ziioneer-j und die jieoplo'ü miU zu Leeds hervor. Die erstere wurde 1842 gegründet, um den Mitgliedern Kohlen und kleine Gelddarlehen zu beschaffen, erweiterte aber ihre Wirk samkeit, indem sie Lebensmittel und Pachtland als Gegenstände ihrer Wirksamkeit aufnahm. Sie hatte 1853 einen Umsatz von 12726 Pfd. St., der sich mit 3763 Pfd. auf die Getreidemühle, 3328 Pfd. auf den Laden, 2079 Pfd. auf das Kohlenmagazin, 770 Pfd. auf die Bäckerei, 407 Pfd. auf die Pachtgärten, welche in 200 alolmouts — zu ',4, V2 und 1/1 aere — zerfallen, und 1623 Pfd. auf die Darlehenskasse vertheilen, zählte 850 Mit glieder bei 36000 Einwohnern der Stadt Coventry und beschafft ihr Capital durch Eintrittsgelder, Aktien zu 5 8Ü., von denen kein Mitglied mehr als 100 haben darf, und durch Darlehen ihrer Mitglieder, welche sie eben so wie die Actien zu 5 Pcocent ver zinst. An solchen Darlehen, die in Berücksichtigung des Standes der Affociationsmitglieder nur in Ersparnissen der letzteren bestehen können, wurde im Jahre 1853 die Summe von 776 Pfd. St. umgesetzt*). Die zweite Association, die zu Rochdale, ist 1844 mit nur 28 Pfd. St. gestiftet, hat schon 1847 sich soweit ausgedehnt, daß eS räthlich erscheinen konnte, Kleider und Kleidungsstoffe mit als Gegenstand der gemeinschaftlichen Anschaffung auszunehmen ; sie zählt jetzt 911 Mitglieder, hat 6370 Pfd. St. Vermögen, macht wöchentlich an 560 Psd. und somit jährlich nahezu 30000 Pfd. Geschäfte; sie hat ihre Betriebsmittel durch Actien zu 1 Pfd., von denen jedes Mitglied 5 erwerben muß und nicht über 50 besitzen darf, sich verschafft, und läßt diese Actien mit wöchentlich 3 Pence einsteuern. An Zinsen gewährt sie 5 Proc. und vertheilt außerdem noch Dividende je nach dem Bettage, für den die einzelnen Mit glieder Waaren entnommen haben. Die Association hat eine Bibliothek von 600 Bänden, hat einen eigenen Kalender gestiftet (statt der Heiligen-Namen benennt sie die Tage nach hervorragenden Gelehrten, Künstlern und Industriellen), auch wird sie künftig den Betrieb von Manufakturen, die Fürsorge für Wohnungen und Erwerb von Landwirthschast, so wie die Errichtung von Anstalten für ein gemeinschaftliches Leben in die Hand nehmen**). *) Außerdem bestehet zu Coventry eine DarlehnSassociatioii, welche 1853 ein Geschäft von 6000 Pfd. in 20000 einzelnen Posten gemacht hat. so wie eine alte Stiftung, >Vtüte'8 cil^ Mties, aus der Vollbürger (freemen) Coventrys gegen Bürgschaft 50 Pfd. auf 9 Jahre erborgen können, die aber wegen Mangel an Nachfrage schon 20000 Pfd. nicht zu benutzen vermocht hat. **) Daneben besteht nock zu Rochdale eine Association für Mehler zeugung (llistriet eorumiU 8veiet^), so wie überhaupt die dortige Gegend eine, der Association sehr geneigte Bevölkerung haben muß, da daselbst einschließlich der pioneers und der eoramili soeiet^ 13 Associationen be steben. die 1734 Mitglieder zählen und 13800 Pfd. St. Capital besitzen. Die psople's mül zu Leeds endlich hat sich voll einigen hundert Mitgliedern, welche sie 1847 zählte, so gehoben, daß 18S4 ihre Mitglieder sich auf 3200 belaufen haben. Sie hat als Hauptbe- ttiebsmittel ein Stamnwapital von 4000 Pfd. Steel., vertheilt in Actien zu 21 «Ir., die mit 5 Proc. verzinst werden, das Capital je doch durch dazugeschlagenen Antheil am Gewinn auf 7285 Pfd. St. erhöhet, und der Geschäftsgang ist so geregelt, daß das Mehl an 48 Mehlhändler verkauft wird, welche bei ihrem Handel nicht auf die Actionaire beschränkt sind, diesen aber, wenn sie Mehl kaufen, Marken geben, nach deren Anzahl und Werth die Dividende, welche bis 1854 schon auf 4065 Pfd. gestiegen war, berechnet und unter die MiHlkeder vertheilt wird. Die Association hat 7539 Pfd. St. Gewinn abgeworfen, und davon in den Jahren 1852—1854 allein 6000 Pfd., der Verkauf beträgt wöchentlich 400 Sack, die Kosten der Verarbeitung eines Quarter Getreide sind von 2 «ir. 4l/2 6. im Jahre 1848 bereits aus 1 «ü. 8 ä. gefallen. Die Vortheile der people's mM kommen übrigens der aanzen Umgegend zu Gute, da wegen des billigen Preises ihrer Waare die sämmtlichen Mehl händler genöthigt worden sind, ihre Preise herabzusetzen*). Doch es genüge dies hinsichtlich der Associationen distributiver Natur und ich wende mich im letzten Abschnitte zu denen, welche gemeinschaftlichen Betrieb eines Gewerbes beabsichtigen. (Schluß folgt.) *) Zu erwähnen ist, daß eines ähnlichen Erfolgs auch die hießge Association s. g. A. d. L. sich rühmen kann, da in Folge der hierdmä, entstandenen Concunenz bereits mehrere Bäcker den üblichen Rabatt ihren Kunden sehr bedeutend erhöhet haben. Loncert Min Besten der hiesigen Armen im Saale des Gewandhauses. In dem diesjährigen Armen-Benefizconcert, das am 18. Febr. stattfand, kam eine „Frühlings-Ouvertüre" von H. v. Sahr unter Leitung des Componisten zum ersten Male zur Aufführung. Wie schon der Titel besagt, haben wir es hier abermals mit einer malenden, beschreibenden Musik zu thun, wie diese vorzugsweise von den Neuromantikern geliebt und gepflegt wird. H. v. Sahrö Ouvertüre gehört der besonderen Richtung dieses Genre's an, welche in Mendelssohn ihren genialsten Vertreter und somit ihren Höhe punkt und vollkommenen Abschluß fand. Ob eS nun gut gethan ist, dasselbe, was Meister ersten Ranges bereits in wunderbaren Tönen ausgesprochen und in den lieblichsten Farben gemalt haben, noch einmal in minder glänzendem Gewände und, was die Haupt sache, mit minderer poetischer Auffassung und Durchdringung vor zuführen —? Diese Frage wird am besten durch die Werke der Componisten selbst beantwortet, die fast ausschließlich unter dem Einfluß der Mendelssohnschen Eigenthümlichkeiten stehen. Auch H. v. Sahrs Werk entbehrt der wirklichen Selbstständigkeit und der ureigenen Kraft, es vermag daher nicht recht zu erwärmen, trotz der tüchtigen und von dem musikalischen Wissen des Com ponisten das beste Zeugniß gebenden harmonischen Arbeit, der tadel losen formellen Abrundung und geschickten Orchestration. Die Ouvertüre ward von der Versammlung sehr freundlich ausgenommen, und in der That verdient der Ernst in dem Streben des Compo nisten und dessen musikalische Intelligenz diese Anerkennung. — Fräulein Valentine Bianchi sang die Arie aus der Oper „der Barbier von Sevilla" und am Pianoforte in russischer Sprache drei russische Nationallieder. Der Vortrag der in k' äur gesun genen Rossinischen Arie bewies abermals die große Kunst dieser begabten Sängerin besonders im italienischen Genre. Die ange brachten zahlreichen Fiorituren waren äußerst geschmackvoll und wurden mit vollkommenster Virtuosität ausgeführt. Einen nicht minder glänzenden Triumph feierte Fräulein Bianchi mit den russischen Nationalliedern, die sie veredelt durch ihre Gesangskunst dennoch in vollständigster nationaler Eigenthümlichkeit wiedergab. Der nicht enden wollende Beifall bewog die Künstlerin, noch ein viertes russisches Lied zuzugeben. — Als Instrumental-Solo hörten wir eine von Herrn Concertmeister Drey schock vorgettagene Phantasie (Variationen) über Themen aus Rosfini's „Barbier von Sevilla" von C. LipinSki, eine Composition, die sich wenig über das Niveau gewöhnlicher Virtuosenstücke erhebt, von Herrn Drey schock jedoch mit brillanter Technik und in der diesem Vio linisten eigenthümlichen liebenswürdigen Weise ausgesiihrt wurde.— Den Anfang des Concerts bildete die Ouvertüre „Meeresstille und glückliche Fahrt" von Mendelssohn, den zweiten Theil füllte die 6 ckur-Symphonie von Franz Schubert aus. Ferdinand Gleich.
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